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Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

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und 30 Liter zu fassen. Der Verdauungstrakt ist auf schwer<br />

verdauliche Zellulosenahrung eingerichtet. Eingetrocknete,<br />

mit Haaren verfilzte Bestandteile bilden im Labmagen<br />

gelegentlich die sogenannten Bezoar kugeln, ovale, leicht<br />

abgeflachte Gebilde. Diesen wie auch den Lungen, Herzknochen<br />

(verknöcherten Sehnen der Herzmuskulatur), den<br />

Hörnern und anderen Körperteilen wur den früher Heilkräfte<br />

zugeschrieben, was hauptsächlich zur Beinaheausrottung<br />

dieser Wildart beigetragen hat.<br />

Verbreitung<br />

Die heutige Verbreitung des Alpensteinbockes umfasst den gesamten<br />

Alpenbogen von den südfranzösischen Alpen über die<br />

Schweiz, Norditalien, <strong>Liechtenstein</strong>, Österreich und Slowenien.<br />

Bis zum 19. Jahrhundert führte die übermässige Bejagung zur<br />

Beinahe-Ausrottung dieser Tierart. Nur im Gebiet des heutigen<br />

Nationalparks Gran Paradiso in Italien überlebte unter dem<br />

Schutz des damaligen Königs eine Population, von deren<br />

Grösse keine genauen Überliefe rungen vorliegen. Ab 1906<br />

erfolgten die ersten Lieferungen von Steinkitzen aus diesem<br />

Gebiet in die Schweiz in den St. Galler Tierpark «Peter und<br />

Paul» – auf nicht immer offi ziel len Wegen. 1911 erfolgte mit<br />

zwei Böcken und drei Geissen die erste Koloniegründung der<br />

Abb. 208 Das Verbreitungsgebiet des Alpensteinbocks<br />

beschränkt sich auf das Gebiet zwischen Mittagsspitze und<br />

Naafkopf.<br />

2 1 0Kilometer<br />

Schweiz im Gebiet «Graue Hörner» im St. Gallischen Weisstannental<br />

(MEILE ET AL. 2003). Ab 1920 konnten die ersten<br />

Steinböcke innerhalb der Schweiz eingefangen und in andere<br />

Gebiete versetzt wer den. Die in <strong>Liechtenstein</strong> vorkommenden<br />

Steinböcke sind Tiere aus der bündnerischen Falkniskolonie.<br />

Diese wurde durch verschie dene Aussetzungen zwischen 1958<br />

und 1972 im angren zen den Graubünden und Vorarlberg begründet.<br />

Im ersten Bericht der Botanisch-Zoologischen Gesellschaft<br />

<strong>Liechtenstein</strong>-Sargans-Werdenberg wurden unab hän gig<br />

von einander die ersten Exemplare auf <strong>Liechtenstein</strong>er Boden<br />

gemeldet und zwar durch Andreas Frommelt, Vaduz (zwei<br />

Exemplare am 13.8.1971) und Walter Wachter, Schaan (vier bis<br />

sechs Exemplare ca. drei Wochen vorher) (BZG-Bericht 1971).<br />

Vor allem im Sommer steht ein Teil der Falknispopulation<br />

auf <strong>Liechtenstein</strong>er Gebiet zwischen Mittagspitz und Naafkopf.<br />

Das übrige Berggebiet <strong>Liechtenstein</strong>s ist wenig geeignet<br />

als Steinwildlebensraum. Im Herbst 1989 wurde zum<br />

ersten Mal ein Steinbock auf der offiziellen Jagd in <strong>Liechtenstein</strong><br />

(Lawenatal) erlegt. Seither erfolgt die Bestandser fas -<br />

sung und Abschussplanung in Absprache mit den Behörden<br />

des Kantons Graubünden.<br />

Lebensraum<br />

Im Sommer hält sich das Steinwild gerne in Hochgebirgsgegenden<br />

auf, die eine weit hinaufreichende Zone alpiner<br />

Matten und schutzbietender Felsgebiete aufweisen. Diese<br />

Lebensraumqualitäten müssen möglichst grossräumig vorhanden<br />

sein und den Zusammenschluss zwischen benachbar -<br />

ten Populationen ermöglichen und optimalerweise zwischen<br />

2500 und 3000 m ü. M. liegen. Für diese Qualitäten eignet<br />

sich in <strong>Liechtenstein</strong> gerade noch die nördliche Gebirgskette<br />

am Falknis. Liegen die Steinwildgebiete unterhalb dieser<br />

Höhe wird der alpine Weidegürtel bis zur Waldgrenze hinab<br />

zu schmal und es entsteht eine Konkurrenz mit dem Alpvieh<br />

und den Gämsen. Die Wintereinstände liegen in der Regel in<br />

tieferen Lagen als die Sommereinstände. Im Winter überlebt<br />

das Steinwild vor allem durch das Einsparen von Energie,<br />

wofür ruhige, nach Süden exponierte Flanken erforderlich<br />

sind, an denen der Schnee schnell schmilzt oder abrutscht<br />

und immer Nahrung bereit hält und die gleichzeitig Wärme<br />

und Schutz bieten. Im ausapernden Frühjahr zieht das Stein -<br />

wild gerne in tiefer gelegene aufgelockerte Nadelwälder<br />

und Maiensässe und zieht mit der zurückweichenden<br />

Schneegrenze hinauf in die Sommereinstände.<br />

Gefährdung und Schutzmassnahmen<br />

Steinwild wird in <strong>Liechtenstein</strong> zurückhaltend und in Absprache<br />

mit dem Kanton Graubünden bejagt. Die Falknispopulation<br />

ist nicht gefährdet und entwickelt sich gut.<br />

Aussetzungen von Steinwild in anderen Landesteilen wären<br />

auf grund ungeeigneter Lebensräume nicht sinnvoll.<br />

Durch die wissenschaftlich begründete Jagdplanung ist der<br />

Bestand des Steinwildes einfach zu regulieren.<br />

Michael Fasel<br />

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