Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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Schermaus (Arvicola terrestris)<br />
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)<br />
Familie: Wühlmäuse (Arvicolidae)<br />
Merkmale<br />
Foto: René Güttinger<br />
Abgesehen von der eingeschleppten Bisamratte, die aus Nordamerika<br />
stammt, ist die Schermaus mit Abstand die kräftigste<br />
und grösste einheimische Wühlmaus. Sie ist hervorragend an<br />
das Leben im Boden angepasst. Ihr Körper ist gedrungen. Die<br />
Schnauze ist kurz. Die Schneidezähne, die zum Graben der<br />
Gangsysteme eingesetzt werden, sind kräftig. Die Ohren sind<br />
kaum sichtbar. Das Fell ist lang und dicht. Der Rücken ist<br />
braungrau, die Flanken sind deutlich braun, der Bauch ist grau<br />
vermischt mit beige. Viel öfter als die Wühlmaus selber sieht<br />
man ihre Haufen, die leicht mit jenen des Maulwurfs verwechselt<br />
werden können. Maulwurfshaufen sehen aus wie kleine<br />
Vulkane und enthalten immer grobe Schollen, weil der Maulwurf<br />
die Erde hinauf stösst und nicht wie die Erdmaus hinaus<br />
scharrt. Diese beisst die Erde mit den Zähnen ab und scharrt sie<br />
dann Richtung Ausgang. Bei ihren Haufen liegt der Ausgang<br />
immer seitlich, beim Maulwurf direkt unter dem Hügel. Die<br />
Bau – und Gangsysteme liegen meist zwischen 20 und 60 cm<br />
im Boden und sind oft sehr weitläufig. Sie variieren je nach Populationsdichte,<br />
Jahreszeit und Standort sehr stark.<br />
Biologie<br />
Die Schermaus ernährt sich ausschliesslich von pflanzlicher<br />
Nahrung. Sie frisst je nach Jahreszeit die verschiedensten<br />
Pflanzenteile wie Blüten, Samen, Früchte, Stängel und Blätter.<br />
Dank ihrer Grabtätigkeit gelangt sie an Wurzeln, Knollen<br />
und Zwiebeln. In ihren Gängen legt sie auch Vorräte an.<br />
Der Nahrungsbedarf ist gross: Eine Schermaus frisst pro Tag<br />
bis zu 80 % des eigenen Körpergewichts. Gelegentlich wird<br />
die Schermaus auch zum Schädling. Sie kann in Kulturen von<br />
Gemüse und Feldfrüchten sowie in Obstplantagen erheblichen<br />
Schaden anrichten, ebenso in Forstbaumschulen. Eine<br />
hohe Schermauspopulation kann lokal auch die Grasnarbe<br />
einer Wiese oder Weide zerstören, in dem der gesamte<br />
Boden völlig durchlöchert wird.<br />
Früh im Jahr beginnt die Paarungszeit der Schermaus. Ihre<br />
Flankendrüsen sondern ein spezielles Sekret ab, das Männchen<br />
und Weibchen zusammenführt. Die ersten Würfe sind<br />
bei der Schermaus ab dem Monat März zu beobachten. Die<br />
Fortpflanzungsphase dauert bis in den Herbst. Ein Weibchen<br />
bringt in einem Jahr bis zu fünf Würfe zur Welt. Meist umfasst<br />
ein Wurf vier bis fünf Jungtiere. Die Spanne der Wurfgrösse<br />
reicht von einem bis zu 14 Tieren und ist damit extrem<br />
weit. Die Jungen kommen nach einer Tragzeit von 20<br />
bis 22 Tagen zur Welt und sind hilflose Nesthocker. Nach<br />
etwa 10 Tagen öffnen sie die Augen und entwickeln sich relativ<br />
schnell. Bald fressen sie Grünzeug und nach einem<br />
knappen Monat sind sie selbstständig. Etwa ein Fünftel der<br />
Jungtiere pflanzt sich noch im gleichen Jahr fort. Schermäuse<br />
überleben selten mehr als einen Winter. Doch sind auch<br />
im Freiland schon gut drei Jahre alte Tiere festgestellt worden.<br />
Die Schermaus ist tag- und nachtaktiv und ist ein guter Taucher<br />
und Schwimmer.<br />
Sie ist für viele Säugetiere und Vögel eine fette Beute, ist sie<br />
doch etwa fünf Mal so schwer wie eine Feldmaus. Besonders<br />
erfolgreiche Schermausjäger sind das Hermelin und sogar<br />
das kleine Mauswiesel. Nach WIEDEMEIER (1990) wurden westlich<br />
des Ruggeller Riets öfters Hermeline mit erbeuteten<br />
Schermäusen beobachtet.<br />
Abb. 160 Diese Schermaus hat die Begegnung mit einem<br />
Graureiher im Ruggeller Riet nicht überlebt.<br />
(Foto: Xaver Roser)