Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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7 Prioritäten des Schutzes heimischer Säugetiere:<br />
Empfehlungen und Massnahmen<br />
<strong>Liechtenstein</strong> ist hinsichtlich seiner bestehenden Naturwerte<br />
gut dokumentiert. Wir wissen relativ viel über die mögliche<br />
Auswahl und Abgrenzung von schützenswerten Lebensräumen<br />
dank Konzepten, Inventaren sowie bisher erforschter<br />
Artengruppen. Der liechtensteinische Naturschutz<br />
hat deshalb ein geeignetes Instrumentarium zur Verfügung,<br />
um entsprechend handeln zu können.<br />
Die Bearbeitung der Säugetierfauna zeigt andererseits, dass<br />
wir erstaunlich wenig über die Verbreitung und den Status<br />
der Kleinsäuger wissen. Die Kenntnisse über die Fledermäuse<br />
wurden inzwischen zwar massiv erweitert. Dennoch kann<br />
auch hier teils nur gesagt werden, dass gewisse Arten im<br />
Land vorkommen. Bei vielen Kleinsäugern liegen nur sporadische<br />
und zufällige Nachweise vor. Generell sind die meist<br />
nachtaktiven Säugetiere – dabei vor allem die Kleinsäuger –<br />
nur schwer zu beobachten und oft im Feld kaum oder nur<br />
von wenigen Spezialisten bestimmbar. Teilweise sind für die<br />
Artbestimmung genetische Tests erforderlich. Die Folge ist,<br />
dass es viele Arten gibt, deren Bestandessituation wir mangels<br />
Daten nicht bewerten können. Entsprechend wurde in<br />
der vorliegenden Arbeit auf eine Gefährdungsbeurteilung im<br />
Sinne einer Roten Liste verzichtet.<br />
Es ist darum zur Beurteilung des Setzens von Prioritäten zum<br />
Schutz heimischer Säugetierarten im Rahmen einer Nationalen<br />
Strategie zur biologischen Vielfalt legitim sich an<br />
den umgebenden Ländern zu orientieren.<br />
Geeignete Beurteilungskriterien bilden:<br />
– Die entsprechenden Roten Listen der Schweiz (DUELLI et<br />
al. 1994) und Vorarlbergs (SPITZENBERGER 2006), weil diese<br />
den Zustand der biologischen Vielfalt als Ergebnis der historischen<br />
Entwicklungen beschreiben.<br />
– Der Erhaltungszustand der Arten der Flora-Fauna-<br />
Habitatrichtlinie (FFH) in der EU gemäss nationalen FFH-<br />
Berichten, weil die europäische Politik ihre Bemühungen<br />
zur Erhaltung der biologischen Vielfalt im Wesentlichen<br />
auf die FFH-Richtlinie stützt und die entsprechenden<br />
Fortschritte an den Anhangs-Arten (und -Lebensraumtypen)<br />
bemisst.<br />
– Schliesslich kann daraus die Verantwortlichkeit <strong>Liechtenstein</strong>s<br />
für die Erhaltung bestimmter Arten analysiert<br />
werden.<br />
7.1 Rote Listen<br />
Als gefährdet gelten in den Nachbarländern verschiedene<br />
Spitzmausarten. Die insektenfressenden Spitzmäuse weisen<br />
einen hohen Nahrungsbedarf auf und bevorzugen meist<br />
Lebensräume mit einer reich strukturierten Oberfläche von<br />
feucht (Wasser- und Sumpfspitzmaus) bis trocken-warm<br />
(Garten-, Feld- und Hausspitzmaus). Spitzmäuse sind gute<br />
Strukturindikatoren und von den entsprechenden Verlusten<br />
in der Landschaft besonders betroffen.<br />
Einen generell hohen Gefährdungsstatus weisen die<br />
Fledermäuse auf. In der Schweiz vom Aussterben bedroht<br />
sind die beiden Mausohrarten, die Breitflügel- und Mopsfledermaus<br />
sowie die beiden Hufeisennasenarten. Auch in<br />
<strong>Liechtenstein</strong> ist die Situation für die Grosse und Kleine Hufeisennase<br />
kritisch, liegen doch die letzten Beobachtungen<br />
30 Jahre und mehr zurück.<br />
Bei den Schläfern und Langschwanzmäusen werden die<br />
schwierig nachzuweisenden Arten Haselmaus und Zwergmaus<br />
als verletzlich eingestuft. Ihr Status in <strong>Liechtenstein</strong><br />
lässt sich aufgrund fehlender bzw. geringer Nachweise nicht<br />
beurteilen.<br />
Bereits als stark gefährdet (Schweiz) oder gar regional ausgestorben<br />
(Vorarlberg) gilt die Hausratte. Auch für <strong>Liechtenstein</strong><br />
liegen keine rezenten Nachweise mehr vor.<br />
Wiederangesiedelte Arten wie Luchs und Biber gelten als<br />
vom Aussterben bedroht, während verschiedene Grossraubtiere<br />
(Wolf, Bär) noch in der Kategorie ausgestorben<br />
geführt werden.<br />
Schwierig zu beurteilen ist die Situation beim scheuen<br />
Mauswiesel. Neben dem Mauswiesel gilt in der Schweiz auch<br />
der Iltis als verletzlich. In Graubünden breitet sich der Iltis<br />
stark aus.<br />
Die Rote Liste der Säugetiere der Schweiz wird aktuell überarbeitet.<br />
Die Beurteilung in Vorarlberg (SPITZENBERGER 2006)<br />
beruht teils auf nur wenigen Nachweisen.<br />
Tab. 5: Übersicht der Rote Liste-Einstufung der in <strong>Liechtenstein</strong><br />
nachgewiesenen Säugerarten. Rote Liste Schweiz<br />
in Duelli (Red.) (1994), Rote Liste Vorarlberg aus Spitzenberger<br />
(2006). Es werden nur Arten mit einer Gefährdungseinstufung<br />
oder defizitärer Datenlage aufgelistet.<br />
Ordnung/Art<br />
Ordnung Insektenfresser<br />
Art (wissenschaftlich)<br />
RL CH RL V<br />
Schabrackenspitzmaus Sorex coronatus VU<br />
Zwergspitzmaus Sorex minutus NT<br />
Sumpfspitzmaus Neomys anomalus VU VU<br />
Wasserspitzmaus Neomys fodiens VU<br />
Gartenspitzmaus Crocidura suaveolens VU CR<br />
Feldspitzmaus Crocidura leucodon VU VU<br />
Hausspitzmaus Crocidura russula VU<br />
Braunbrust- oder Westigel Erinaceus europaeus NT<br />
Ordnung Fledermäuse<br />
Kleine Hufeisennase Rhinolophus CR EN<br />
Grosse Hufeisennase<br />
hipposideros<br />
Rhinolophus CR<br />
ferrumequinum<br />
Bartfledermaus Myotis mystacinus VU NT<br />
Fransenfledermaus Myotis nattereri NT DD<br />
Grosses Mausohr Myotis myotis CR NT<br />
Kleines Mausohr Myotis oxygnathus CR DD<br />
Bechsteinfledermaus Myotis bechsteinii NT RE<br />
Wasserfledermaus Myotis daubentonii VU NT<br />
Braunes Langohr Plecotus auritus VU NT<br />
Graues Langohr Plecotus austriacus NT<br />
Mopsfledermaus Barbastella barbastellus CR CR<br />
Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus NT<br />
Rauhautfledermaus Pipistrellus nathusii VU NT