Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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Eurasischer Luchs (Lynx lxnx)<br />
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)<br />
Familie: Katzen (Felidae)<br />
Merkmale<br />
Foto: Markus Stähli<br />
Nach dem Bär und dem Wolf ist diese Katze das grösste<br />
Raubtier, das in Mitteleuropa heimisch ist. Mit einer Kopfrumpflänge<br />
zwischen 80 und120 cm und einer Schulterhöhe<br />
von 50 bis 70 cm ist der Luchs die grösste europäische<br />
Katzenart. Die Pranken sind gross und verhindern im Winter,<br />
dass der Luchs tief im Schnee einsinkt. Bei Luchsfährten<br />
fehlen Krallenabdrücke, da diese während des Laufens zurückgezogen<br />
sind. In Mitteleuropa wiegt der Kuder, das<br />
männ liche Tier, 20 bis 25 kg, die Weibchen sind ca. 15%<br />
leich ter. Der Luchs hat Pinselohren und einen sehr kurzen<br />
Schwanz und zeichnet sich durch einen Backenbart aus.<br />
Luchse hören und sehen ausgezeichnet. Das Fell ist auf der<br />
Körperoberseite im Sommer rötlich- bis gelbbraun, im<br />
Winter gräulich. Die Fleckung ist im Sommer ausgeprägter,<br />
kann aber auch fehlen.<br />
Biologie<br />
Das Luchsweibchen wird mit zwei Jahren, der Luchskuder<br />
mit drei Jahren geschlechtsreif. Die Paarungszeit ist März bis<br />
anfangs April. Nach 68-72 Tagen kommen ein bis vier Junge<br />
zur Welt. Die Aufzucht geschieht alleine durch die Mutter.<br />
Junge bleiben zehn Monate beim Weibchen. Nur jedes zweite<br />
Jungtier überlebt den ersten Winter. Das Nahrungsangebot<br />
und die Sozialstruktur bestimmen die Luchsvorkommen.<br />
Vor allem männliche Jungluchse durchkämmen ein<br />
weites Vorgelände ausserhalb der bestehenden Popu la tio -<br />
nen. Der Luchs lebt als Einzelgänger und jagt vor allem in<br />
der Dämmerung oder nachts. Der Luchs ist ein Überraschungsjäger.<br />
Die Jagd erfolgt nach Katzenart durch Auflauern<br />
oder Anschleichen mit abschliessendem Anspringen<br />
bzw. einem kurzen Spurt. Die Jagdbeute wird durch einen<br />
gezielten Biss in die Kehle erstickt. Das Beutespektrum umfasst<br />
alle im jeweiligen Lebensraum vorhandenen kleinen<br />
und mittelgrossen Säuger und Vögel sowie Fuchs, Marder,<br />
junge Wildschweine, Mäuse und Murmeltiere. Die bevorzugte<br />
Beute sind kleine und mittelgrosse Huftiere, also in<br />
unserem Raum Reh, Gämse und Rothirschkälber. Sie können<br />
80% des Beutespektrums ausmachen. Der Luchs ist kein Aasfresser,<br />
im Gegensatz zu Wolf und Bär.<br />
Verbreitung<br />
Das europäische Verbreitungsgebiet des Luchses reichte<br />
noch in der Neuzeit von den Pyrenäen in einem breiten<br />
Gürtel bis zum Ural. In Asien erstreckt es sich von Sibirien bis<br />
zum Pazifik. Der Luchs war bis ins 18. Jahrhundert neben Bär<br />
und Wolf in unserer Gegend verbreitet. TIEFENTHALER (1941)<br />
gibt beispielsweise für 76 Berichtsjahre in der Periode 1518<br />
bis 1690 an, dass Schussgelder im Einzugsbereich der Ill für<br />
251 Luchse, 40 Bären und 48 Wölfe in Vorarlberg bezahlt<br />
wurden. Diese Zahlen weisen darauf hin, dass die Siedlungsdichte<br />
des Luchses in seiner grossräumlichen Verbreitung im<br />
Ostalpenraum in Vorarlberg, im Allgäu und in Graubünden<br />
hoch war. Dabei wurden den Luchsen in unserem Raum vor<br />
allem erfolgreich mit Fallen nachgestellt. Darauf weist auch<br />
eine Grenzmarkierung in einem Kaufbrief aus dem Jahre<br />
1615 unweit von Gaflei am Triesenberg, wo von einer Flur<br />
«bei der Luxfalle» die Rede ist (VON LEHMANN 1962). Heute ist<br />
noch im Gebiet ein «Luggsabödali» beim Gaflei-Aussichtsturm<br />
belegt (BANZER et al. 1988), während der «Fallaboda»<br />
und das «Fallloch» unterhalb davon liegen.<br />
In der Rentsabrechnung des Jahres 1783 (AMBROSI 1783) über<br />
die vergangenen sechs Jahre werden unter den Einnahmen<br />
verkaufte Luchsbälge aus den Jahren 1777 und 1780<br />
erwähnt, wobei für das Jahr 1780 festgehalten wird «In der<br />
Trappen verdorben und unbrauchbar, die übrigen Jahr<br />
nichts».<br />
Ab 1800 schränkte sich das Luchsareal auf die nördliche<br />
Nadelwaldzone und die grossen Gebirgsmassive ein. Seine<br />
Ausrottung geschah in unserer Region etwa Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts. Die letzten Luchs-Erwähnungen aus der Region<br />
lassen sich wie folgt resümieren: «1830 fing Schlegel im<br />
liechtensteinischen Nendeln einen Luchs im Eisen und 1873<br />
wurde der letzte Luchs in Nauders (Tirol) erbeutet» (RIET MANN<br />
1907). Hier wird der letzte bekannte Nachweis für Liech -<br />
tenstein angesprochen. Auf der Schweizer Rhein tal seite berichtet<br />
uns Johann Rudolf STEINMÜLLER (1821) in der «Neuen<br />
Alpina» von einer Luchsjagd aus dem Jahre 1791 im Raume<br />
Kamor-Gais in Richtung Bündnerland. Im Kanton St.Gallen<br />
dürfte vermutlich der letzte Luchs 1861 im Weisstannental<br />
erlegt worden sein (EIBERLE 1972). Noch länger hielt sich der<br />
Luchs in Vorarlberg. 1831 wird ein Luchs im Kleinen Walsertal<br />
geschossen, dessen Präparat im Walser museum in Riezlern<br />
steht. Im Jahre 1834 hat ein Luchs auf der Alp Pitschi im<br />
Klostertal mehrere Schafe gerissen (TIEFENTHALER 1941). 1837,<br />
1845 und 1852 konnten nochmals Luchse in Vorarlberg erlegt<br />
werden. EIBERLE (1972) bringt ein Verzeichnis der Verbreitungsangaben<br />
über den Luchs. Im Oktober 1853 teilte<br />
der Nenzinger Vorsteher Moritz Jussel dem Bezirksamt<br />
Bludenz mit, es halte sich in der Gamperdona ein Luchs auf,<br />
man habe drei gerissene Schafe gefunden. Am 30. Januar<br />
1854 wird wohl der gleiche Luchs nochmals in einem<br />
Schreiben erwähnt, wobei er auf «einer aufrecht stehenden<br />
abgedorrten Tanne lüstern» gesehen worden sei, dies in der<br />
Tschalenga bei Nüziders (SCHALLERT 1992). Die letzten Daten