Dokument in neuem Fenster öffnen. - Orthodoxe Bibliothek

— CLXYII —
Opfer sei keine blosse μνήμη und φαντασία des
Kreuzesopfers, es sei vielmehr dasselbe Opfer.
Seinem Wesen nach ist also das hl. Opfer der
Liturgie identisch mit dem in blutiger Form
vollzogenen Kreuzesopfer, durch dessen unendliches
Verdienst der göttliche Erlöser alle Schuld
der Menschheit getilgt hat; der Form nach ist
es unblutig. Die göttliche Liturgie ist aber
nicht nur ein vollkommenes Sühnopfer, sondern
sie ist auch ein Lob-, Bitt- und Dankopfer;
man kann sich in allen Angelegenheiten für
sich und andere durch dasselbe an Gott wenden.
Yon der unendlichen Fülle der Gnadenkraft
des hl. Opfers erhält Jeder seinen Antheil nach
Maassgabe seiner Andacht und Würdigkeit.
Selbst Sündern, welche andächtig dem hl. Opfer
beiwohnen, erwirkt es die Gnade der Bekehrung
und Busse, wie auch einst der Räuber sich bekehrte,
der zur Rechten des gekreuzigten Erlösers
hing und aus dem Munde des sterbenden
Lebensspenders die göttliche Yerheissung erhielt:
״Heut noch wirst du mit mir im Paradiese
sein!"
Da über den Ritus des Opfers der Eucharistie
in den verschiedenen Kirchen des Orients und
Occidents bereits in der II. Ausgabe der Liturgieen
(1894) ausführlich gesprochen ist, so mögen
hier nur noch einige kurze Bemerkungen in
historischer Beziehung folgen. Nächst dem,
was uns die hl. Schrift überliefert, zeichnen
sich wohl die in der ״Didache der zwölf Apostel"
enthaltenen Angaben durch hohes Alterthum
aus. Wie der Herr Jesus die göttliche Eucharistie
im Anschluss an das unmittelbar vorangegangene
Oetermahl einsetzte, so feierten auch