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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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Vielmehr wird die Aufmerksamkeit auf die Strukturen gelegt, die Ungleichheit<br />

produzieren. „Untersucht werden hier nicht mehr diejenigen mit dem großen Unterschied,<br />

son<strong>der</strong>n die Mechanismen einer Macht, die so funktioniert, dass es zur<br />

Schlechterstellung von Schüler/innen mit Migrationshintergrund im deutschen<br />

Bildungssystem kommt.“ 341 Messerschmidt schlägt einen Paradigmenwechsel von<br />

einer multikulturellen zu einer postkolonialen Pädagogik vor: Diese würde die vielen<br />

Fragen nach Differenzen hinter sich lassen und vielmehr die Globalisierung als<br />

Kontext dieser Gesellschaft aufgreifen und auf ihre historischen Bedingungen hin<br />

untersuchen. Es geht um eine Reflexion des geschichtlichen Gewordenseins, die in<br />

die Gegenwart <strong>der</strong> Einwan<strong>der</strong>ungsgesellschaft hineinführt und zugleich die<br />

Globalisierungsaspekte <strong>der</strong> Kolonisierung in den Blick nimmt.“ 342 Dabei tritt auch die<br />

Rolle, <strong>der</strong> Pädagogik in den Blick. Messerschmidt fragt pointiert nach <strong>der</strong>en<br />

Mechanismen: „Inwiefern tragen Bildungsinstitutionen selbst zur Ausgrenzung bei<br />

und produzieren die Klientel, auf die sich dann Integrationsanstrengungen richten?“ 343<br />

Allerdings können diese bloß als Verstrickungszusammenhang stets mitreflektiert<br />

werden. Handlungsoptionen werden dabei kaum eröffnet.<br />

Und obwohl Messerschmidts Ansatz <strong>der</strong> Demokratisierung hier in allen Punkten<br />

beigepflichtet werden kann, soll (mit <strong>der</strong> Hilfe von Paul Mecheril) deshalb noch<br />

eine fünfte Perspektive eröffnet werden, die wie<strong>der</strong>um mit einem D beginnt: eine<br />

Vermittlung, die Dissens innerhalb von Machtverhältnissen in den Vor<strong>der</strong>grund stellt.<br />

„Migration problematisiert Grenzziehungen.“ 344 , schreibt Paul Mecheril. Vor diesem<br />

Hintergrund produziert sie Dissens (gegenüber dem nationalen Konsens): Sie for<strong>der</strong>t<br />

nationale Eindimensionalität und Monoperspektivität heraus. Paul Mecheril zufolge<br />

sind die „machtvollen Unterscheidungen“ zwischen einem „Wir“ und den damit<br />

einhergehenden „An<strong>der</strong>en“ wesentlicher Gegenstand <strong>der</strong> Migrationspädagogik. Mit<br />

Grenzen meint er also<br />

„nicht so sehr die konkreten territorialen Grenzen, son<strong>der</strong>n eher symbolische Grenzen <strong>der</strong> Zugehörigkeit.<br />

Durch Migration wird die Frage <strong>der</strong> Zugehörigkeit – nicht bloß die <strong>der</strong> sogenannten MigrantInnen –<br />

individuell, sozial und auch gesellschaftlich zum Thema, da durch Migration eine Differenzlinie befragt<br />

wird, die zu den grundlegendsten gesellschaftlichen Unterscheidungen gehört.“ 345<br />

So fokussiert Mecheril in seiner migrationspädagogischen Perspektive zwei prinzi-<br />

341 Messerschmidt, Weltbil<strong>der</strong> und Selbstbil<strong>der</strong>, S. 90.<br />

342 Vgl. Messerschmidt, Verstrickungen, S. 156.<br />

343 Messerschmidt, Weltbil<strong>der</strong> und Selbstbil<strong>der</strong>, S. 90.<br />

344 Mecheril, Migrationspädagogik. Hinführung zu einer Perspektive, S. 12.<br />

345 Ebda.<br />

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