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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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Identifikationen zu einer allgemeineren Perspektivierung vor dem Hintergrund<br />

gesellschaftlicher Bedingungen. Denn als solche gehen die Migrationsgesellschaft<br />

und <strong>der</strong> Postnazismus alle an und müssen sich alle – wenn auch aus jeweils unterschiedlichen<br />

gesellschaftlichen Positionen, die mit ungleicher Definitionsmacht<br />

ausgestattet sind – darin bewegen und positionieren.<br />

Die beiden Begriffe „Postnazismus“ und „Migrationsgesellschaft“ stehen<br />

dabei, wie wir sehen werden, im Kontext einer aktuellen Theoriebildung an <strong>der</strong><br />

Schnittstelle zeithistorischer Bildungsansätze, geschichtspolitischer Auseinan<strong>der</strong>setzungen,<br />

antirassistischer Pädagogiken und Postkolonialer Theorien. Wichtige<br />

Referenzen in diesem Zusammenhang sind Astrid Messerschmidt 43 , Paul Mecheril 44<br />

sowie María do Mar Castro Varela und Nikita Dhawan 45 .<br />

I.1.1<br />

Was heißt hier transnational?<br />

Sebastian Conrads und Jürgen Osterhammels Definition zufolge zielt <strong>der</strong> Begriff<br />

„transnational“ auf „Beziehungen und Konstellationen, welche die nationalen Grenzen<br />

transzendieren“, ohne dabei den Anspruch zu erheben, eine „ausgearbeitete Theorie“<br />

vorzustellen. 46 Wie oben bereits angedeutet, soll <strong>der</strong> Begriff „transnational“ hier<br />

eine stärkere, gleichermaßen deskriptive wie ermöglichende Perspektive markieren:<br />

So soll es um die Eröffnung einer Handlungsmacht in pädagogischen Zusammenhängen<br />

gehen, die es ermöglicht, bestehende Strukturen nationaler <strong>Geschichtsvermittlung</strong><br />

aus dem Inneren <strong>der</strong> Migrationsgesellschaft zu durchkreuzen. Mit <strong>der</strong> Frage „Wessen<br />

Erinnerung?“ versucht etwa Astrid Messerschmidt, eine Erinnerungspraxis „jenseits<br />

nationaler Identität“ 47 zu denken. Verstehen wir die Nation mit Benedict An<strong>der</strong>son als<br />

„vorgestellte Gemeinschaft“, 48 dann geht es hier mit einem transnationalen Ansatz<br />

darum, eine an<strong>der</strong>e Gemeinschaft vorstellbar zu machen. Im Folgenden soll diese<br />

43<br />

44<br />

45<br />

46<br />

47<br />

48<br />

Ebda.<br />

Paul Mecheril, Einführung in die Migrationspädagogik, Weinheim – Basel 2004.<br />

María do Mar Castro Varela, Nikita Dhawan, Postkoloniale Theorie. Eine kritische Einführung, Bielefeld 2005<br />

sowie María do Mar Castro Varela, Nikita Dhawan, Breaking the Rules. Bildung und Postkolonialismus, in:<br />

Carmen Mörsch, Forschungsteam documenta 12 Vermittlung (Hg.), Kunstvermittlung. Zwischen kritischer<br />

Praxis und Dienstleistung auf <strong>der</strong> documenta 12. Ergebnisse eines Forschungsprojekts, Zürich – Berlin 2009,<br />

S. 339–353.<br />

Sebastian Conrad, Jürgen Osterhammel (Hg.), Das Kaiserreich transnational, Göttingen 2004, S. 14.<br />

Messerschmidt, Erinnerung jenseits nationaler Identitätsstiftung, S. 103.<br />

Vgl. Benedict An<strong>der</strong>son, Die Erfindung <strong>der</strong> Nation. Zur Karriere eines folgenreichen Konzepts, Frankfurt –<br />

New York 1995.<br />

21

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