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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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zunehmend auch an die Arbeit <strong>der</strong> <strong>Geschichtsvermittlung</strong> selbst. Till Hilmar meint in<br />

diesem Zusammenhang, dass es gelte, „sich die Präsenz gesellschaftlicher Machtverhältnisse,<br />

von denen auch ‚Orte <strong>der</strong> Vergangenheit’ heute keine Ausnahme bilden,<br />

vor Augen zu halten.“ 292 Eine aktuelle, selbstreflexive Vermittlungspraxis versucht<br />

dies nicht herunterzuspielen, son<strong>der</strong>n macht die zeitgenössische Umkämpftheit von<br />

Geschichte innerhalb von Machtverhältnissen zum Thema in <strong>der</strong> Vermittlung:<br />

„Erinnerung ist als Auseinan<strong>der</strong>setzung zu denken, auch deshalb, weil sie in <strong>der</strong> einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Form immer schon auf politischer und gesellschaftlicher Ebene stattfindet – es gilt sie also zu bewerten.<br />

Sich zur Erinnerungskultur in Beziehung zu setzen, zu positionieren und damit die begrifflichen<br />

Kriterien für die Partizipation an politischen Ausverhandlungsprozessen zu lernen, ist ein Ziel <strong>der</strong><br />

Studienfahrten.“ 293<br />

Allerdings ist dabei wie<strong>der</strong>um <strong>der</strong> reflexive Blick in den letzten Jahren so wichtig<br />

geworden, dass er vielleicht droht, das Geschehen selbst auf Abstand zu halten bzw.<br />

zu überschreiben. Matthias Heyl befürchtet: „Die Analyse <strong>der</strong> Perzeption rückt so<br />

sehr in den Mittelpunkt, dass dahinter die Anlass gebende Geschichte <strong>der</strong> nationalsozialistischen<br />

Verbrechen zu verschwinden droht, als sei sie nur die Folie, die im<br />

Hintergrund entfaltet wird.“ 294<br />

Darüber hinaus traten bei aller kritischen Selbstreflexion und Ortsspezifität in <strong>der</strong><br />

Literatur und den Konzepten <strong>der</strong> deutschen Gedenkstättenpädagogik AdressatInnen<br />

und AkteurInnen <strong>der</strong> Vermittlung kaum in den Blick. Dass wir im wissenschaftlichen<br />

Diskurs zur Gedenkstättenpädagogik so wenig von tatsächlichen VermittlerInnen<br />

lernen konnten, kann damit zu tun haben, dass die klassische Trennung zwischen<br />

Didaktik und Methodik – und dadurch de facto lei<strong>der</strong> auch zwischen Theorie und<br />

Praxis – in <strong>der</strong> Vermittlung zu einer diskursiven Diversifizierung und Distinktion<br />

führt. Da Vermittlungstheorie und Didaktik in Deutschland klassischerweise mit mehr<br />

symbolischem Kapital ausgestattet sind als die Praxis (wenn auch mit weniger als die<br />

nicht-pädagogischen Wissenschaften), werden Vermittlungsprozesse oft einfach<br />

unterschätzt. So sind in <strong>der</strong> reflexiven, geschichtsdidaktischen und gedenkstättenpädagogischen<br />

Literatur oft Überlegungen zur sozialwissenschaftlichen Geschichtsbewusstseinsforschung<br />

o<strong>der</strong> zur Ausstellungstheorie viel wichtiger als <strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong><br />

292 Hilmar, Einleitung, S. 14.<br />

293 Hilmar, Abschied vom Erinnerungsort. S. 91 f.<br />

294 Heyl, Historisch-politische Bildung zur Geschichte des Nationalsozialismus und seiner Verbrechen im 21.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t, S. 31.<br />

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