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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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Entscheidungen nachzudenken und die Fähigkeit, selber zu urteilen, einzuüben.“ 229<br />

Mittlerweile ist Facing History and Ourselves zu einer internationalen NGO geworden.<br />

Mit dem Untertitel „Helping classrooms and communities worlwide link the past<br />

to moral choices today“ 230 agiert sie in über achtzig Län<strong>der</strong>n. Auch heute geht es <strong>der</strong><br />

Organisation vor allem um die Gegenwart: Migration, gesellschaftliche Partizipation,<br />

Politisierung, Gewalt. 231<br />

Fallace arbeitet heraus, dass die Entwicklung <strong>der</strong> Holocaust-Curricula in erster<br />

Linie eine Aktivierung <strong>der</strong> SchülerInnen zum Ziel hatte. Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit<br />

<strong>der</strong> Geschichte des Holocaust sollte aufrütteln. Dabei ging es vor allem um die jeweilige<br />

Gegenwart <strong>der</strong> SchülerInnen in den USA. Da in <strong>der</strong> Ära Reagan <strong>der</strong> kalte Krieg<br />

und die nukleare Aufrüstung die wesentlichen aktuellen Themen zu sein schienen,<br />

wurden diese im Curriculum sofort in Verbindung mit dem Holocaust gebracht:<br />

„The Facing History curriculum outlined the similarity between the global silence surrounding the<br />

Holocaust during World War Two and the global acquiescence to an arms buildup with the potential to<br />

lead to a nuclear war in the present. Both events, it posited, required a majority of passive bystan<strong>der</strong>s too<br />

apathetic or frightened to intervene.“ 232<br />

Die hier stattfindende flexible Verallgemeinerung des Holocaust auf die jeweiligen<br />

politischen Dringlichkeiten im US-amerikanischen Klassenzimmer durch die engagierte<br />

Pädagogik – konkret <strong>der</strong> Vietnamkrieg, Watergate, die nukleare Aufrüstung<br />

sowie <strong>der</strong> Rassismus in <strong>der</strong> US-amerikanischen Gesellschaft – kann bereits als Teil<br />

einer zunehmenden Globalisierung des Holocaust gelesen werden. 233 Auf die moralische<br />

Funktion, die Raul Hilbergs Figur des Bystan<strong>der</strong>s dabei einnimmt, soll hier nur<br />

hingewiesen und später noch einmal eingegangen werden.<br />

Aber kontextualisieren wir diese Entstehungsgeschichte zunächst vor dem Hintergrund<br />

unserer Ausgangsfrage: Handelte es sich bei diesen ersten Holocaust-Curricula<br />

nun um Ermöglichungen agonistischer <strong>Kontaktzonen</strong>?<br />

Fallace arbeitet drei wesentliche Kriterien heraus, nach denen sie entwickelt<br />

wurden: Erstens „engage students“, zweitens „connect the events of the Holocaust to<br />

229 Vgl. ebda., S. 249.<br />

230 http://www.facinghistory.org/.<br />

231 Und insgesamt scheint die Holocaust Education vor allem die jeweilige Gegenwart und Zukunft zu adressieren.<br />

So schreiben auch Geoffrey Short und Carol Ann Reed für den Kontext Kanada und Großbritannien: „The most<br />

compelling reason for studying the Holocaust is to help secure the future against further violations of human<br />

rights whether based on ethnicity, religion, gen<strong>der</strong>, sexual orientation or disability.“ Short/Reed, Issues in<br />

Holocaust education, S. 2.<br />

232 Fallace, The Origins of Holocaust Education, S. 95.<br />

233 Vgl. ebda., S. 98 sowie zur Globalisierung des Holocaust vgl. Levy/Sznai<strong>der</strong>, Erinnerung im globalen Zeitalter.<br />

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