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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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Schließungen, die klar und transparent gemacht werden, als eine Möglichkeitsbedingung<br />

für Öffnung gesehen werden. Erstens weil es immer Schließungen gibt und<br />

diese oft einfach unausgesprochen bleiben und zweitens, weil Konflikte selbst nicht<br />

selten sehr schmerzhafte Schließungen produzieren.<br />

Um die Bedeutung einer demokratischen Praxis von Schließungen etwas<br />

anschaulicher zu machen, können etwa die Freien Radios als Beispiel dienen: Hier<br />

wurden in den letzten Jahren gemeinsame Richtlinien gegen Rassismus, Sexismus<br />

und Antisemitismus entwickelt. Diese definieren den Raum, in dem „frei“ gesprochen<br />

werden kann. Sie sind eine Voraussetzung für alle RadiomacherInnen, sind aber nicht<br />

unverhandelbar. Der Wiener Freie Radiosen<strong>der</strong> Orange formuliert dies etwa so:<br />

„ORANGE 94.0 – das Freie Radio in Wien versucht Räume zu schaffen, in denen<br />

eine große Vielfalt an Meinungen, Sprachen und Perspektiven Platz hat. Damit sich in<br />

diesen Räumen möglichst viele möglichst sicher und frei fühlen können, ist es nötig,<br />

dass sich alle daran beteiligen, Sexismus und Rassismus aufzuspüren, die eigene<br />

Herangehensweise zu reflektieren und kritisch damit umzugehen.“ 385<br />

Wie kann diese Herangehensweise <strong>der</strong> Freien Radios auf den Vermittlungszusammenhang<br />

übertragen werden? Im Folgenden werden Bedingungen und Strategien<br />

solcher Öffnungen und Schließungen in <strong>Kontaktzonen</strong> <strong>der</strong> <strong>Geschichtsvermittlung</strong><br />

genauer betrachtet.<br />

II.2.1 Öffnungen: Handlungsräume in <strong>der</strong> Kontaktzone<br />

Widmen wir uns zunächst den Öffnungen – denn auch diese sind nicht unkompliziert<br />

und gehen mit Schwierigkeiten einher: Erst nach 2000 kommt die Realität <strong>der</strong> Migrationsgesellschaft<br />

endlich zumindest teilweise auch in den Diskursen <strong>der</strong> pädagogischen<br />

Erinnerungsarbeit zum Nazismus an. 386 Der Diskurs <strong>der</strong> <strong>Geschichtsvermittlung</strong><br />

385 http://www.google.at/url?sa=t&rct=j&q=radio%20orange%20rassismus%20sexismus&source=web&cd=2&-<br />

ved=0CCMQFjAB&url=http%3A%2F%2Fo94.at%2Ffilestorage%2Fview%2Fprojekte%2Fimmediate%2F%2FPlakat_Final_DZ_ohneMarken.pdf&ei=0mQAT7GUCY<br />

2VOpem-bAN&usg=AFQjCNEMjAkpt6BqOo2TMHvw_TwhphZbmg&sig2=GcE7wBkPmqIsEast0YWQ_A<br />

(20.01.2012).<br />

386 Paul Mecheril sieht den Hintergrund dafür, dass dies erst so spät thematisierbar wird, in einem „Identitätsproblem“<br />

Deutschlands und Österreichs: „Überraschend und beson<strong>der</strong>s ist wohl aber, dass <strong>der</strong> Umstand, dass auch<br />

<strong>der</strong> Holocaust vor dem Hintergrund unterschiedlicher biographischer Bezüge kontextualisiert und artikuliert<br />

wird, nicht nur erst spät, seit einigen wenigen Jahren, und zudem in einer Geste <strong>der</strong> Überraschung diskutiert<br />

wird. Dies ist beson<strong>der</strong>s beson<strong>der</strong>s; es zeigt, dass es sich bei Österreich und Deutschland um Län<strong>der</strong> ‚mit<br />

Migrationshintergrund’ handelt, die ein Identitätsproblem haben.“ Mecheril, Nicht beson<strong>der</strong>s beson<strong>der</strong>s. Zur<br />

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