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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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II.3<br />

Was geschehen ist und was es für die Gegenwart bedeutet<br />

Wir haben gesehen, dass die <strong>Geschichtsvermittlung</strong> im deutschsprachigen Raum sehr<br />

lange nicht imstande war, adäquat mit <strong>der</strong> Heterogenität ihrer AdressatInnen umzugehen.<br />

Viele ihrer kleinen und größeren Debatten und Differenzen gehen schlichtweg<br />

an <strong>der</strong> Tatsache <strong>der</strong> Migrationsgesellschaft vorbei. Bis heute reproduziert also auch<br />

progressive <strong>Geschichtsvermittlung</strong> noch allzu oft Nationalgeschichte und Eurozentrismus.<br />

Und selbst wenn Migration adressiert wird, geschieht dies lei<strong>der</strong> nicht selten<br />

in problematischer, kulturalisieren<strong>der</strong> und zuschreiben<strong>der</strong> Weise. Stellen wir uns die<br />

Frage, wer die AkteurInnen in <strong>der</strong> <strong>Geschichtsvermittlung</strong> sind, tritt ein massiver Ausschluss<br />

von migrantischen und an<strong>der</strong>en gesellschaftlich marginalisierten SprecherInnenpositionen<br />

in den Blick. Die meisten AutorInnen und VermittlerInnen in diesem<br />

Bereich sind weiße Angehörige <strong>der</strong> Dominanzkultur, nur sehr wenige sind MigrantInnen,<br />

Roma o<strong>der</strong> Schwarze Menschen. Dies macht es vielleicht auch so schwierig,<br />

die Frage zu beantworten, wie sich Geschichtsbezüge pluralisieren lassen, ohne dabei<br />

wie<strong>der</strong>um Differenz zu reproduzieren.<br />

Mit dem Vorschlag, <strong>Geschichtsvermittlung</strong> als agonistische Kontaktzone zu<br />

begreifen, wurde hier ein Versuch gemacht, mit diesem Dilemma umzugehen. Denn<br />

in <strong>der</strong> Kontaktzone finden Auseinan<strong>der</strong>setzungen statt, die we<strong>der</strong> Homogenisierung<br />

noch Identifizierung voraussetzen bzw. erfor<strong>der</strong>n. Nun wurde hier ja das Konzept <strong>der</strong><br />

Kontaktzone nicht auf <strong>Geschichtsvermittlung</strong> im Allgemeinen angewandt, son<strong>der</strong>n in<br />

Bezug auf den Holocaust – einen spezifischen geschichtspolitisch relevanten und<br />

emotional aufgeladenen Gegenstand. Zusammenfassend soll hier noch einmal dargestellt<br />

werden, was aus allen besprochenen Bereichen <strong>der</strong> Literatur für <strong>Kontaktzonen</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Geschichtsvermittlung</strong> über den Holocaust zu lernen ist.<br />

Beginnen wir mit <strong>der</strong> Frage nach ihrem Gegenstand und ihrer Aufgabe.<br />

Aufgespannt zwischen Geschichte, Gegenwart und Zukunft lassen sich diese als eine<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit zwei Aspekten beschreiben: einerseits damit, was geschehen<br />

ist und an<strong>der</strong>erseits damit, was das für die Gegenwart bedeutet. Wir haben gesehen,<br />

dass diese beiden Seiten <strong>der</strong> <strong>Geschichtsvermittlung</strong> gleichermaßen wichtig sind und<br />

sich dabei kategorial von einan<strong>der</strong> unterscheiden. Der eine Bereich widmet sich <strong>der</strong><br />

historischen Realität <strong>der</strong> Massenverbrechen – seinen Rahmen bilden somit die<br />

Geschichtswissenschaften. Der an<strong>der</strong>e fragt nach Möglichkeiten, daraus eine Lehre<br />

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