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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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models of community that many of us rely on in teaching and theorizing and that are un<strong>der</strong> challenge<br />

today.“ 80<br />

Der Begriff beschreibt geteilte 81 soziale Räume des Aufeinan<strong>der</strong>treffens und for<strong>der</strong>t<br />

dabei bestehende Konzepte von Gemeinschaft heraus: Er durchkreuzt Vorstellungen<br />

von „Authentizität“ ebenso sehr wie von „Ohnmacht“. Er ermöglicht so eine Analyse,<br />

die Unterschiede we<strong>der</strong> normiert noch essentialisiert. Hierarchien werden dabei we<strong>der</strong><br />

als einziger Bedeutung produzieren<strong>der</strong> Faktor betrachtet, noch werden sie außer Acht<br />

gelassen.<br />

„One coinage that recurs throughout the book is the term ‚contact zone’, which I use to refer to the space<br />

of imperial encounters, the space in which peoples geographically and historically separated come into<br />

contact with each other and establish ongoing relations, usually involving conditions of coercion, radical<br />

inequality, and intractable conflict.“ 82<br />

Dadurch wird es möglich, Handlungsmacht in Theorie und Praxis zu denken, die allen<br />

Beteiligten in einer Kontaktzone zur Verfügung steht – allerdings vor dem Hintergrund<br />

bestehen<strong>der</strong> Asymmetrien <strong>der</strong> Machtverhältnisse in jeweils unterschiedlicher<br />

Weise. <strong>Kontaktzonen</strong> sind also vermachtete Handlungsräume.<br />

Komplexe Interaktionen<br />

In diesen geteilten Räumen treten AkteurInnen unter unterschiedlichen Bedingungen<br />

miteinan<strong>der</strong> in Interaktion. Das Produktive an dem Begriff ist, dass hier Subjektbildung<br />

dem Kontakt nicht substantiell vorausgeht, son<strong>der</strong>n erst durch gemeinsames<br />

Handeln und Verhandeln entsteht: 83 We<strong>der</strong> ist die Idee <strong>der</strong> Contact Zone auf <strong>der</strong><br />

westlichen, humanistischen Idee scheinbar universal gleich handeln<strong>der</strong> Menschen<br />

aufgebaut noch auf kulturalistischen Vorstellungen einer Vorbestimmtheit durch<br />

Herkunft. So konstituieren sich Subjekte und AkteurInnen in <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> Contact<br />

Zone eben nicht essentiell – einer <strong>der</strong> Interaktion vorgängigen Kultur o<strong>der</strong> sozialen<br />

Position entsprechend –, son<strong>der</strong>n in Verhältnis zueinan<strong>der</strong>:<br />

80<br />

81<br />

82<br />

83<br />

Mary Louise Pratt, The Arts of the Contact Zone, Profession 91, New York MLA 1991, S. 34<br />

Das Konzept <strong>der</strong> „geteilten Räume“ bezieht sich auf den doppelten Sinn von „shared“ und „divided spaces“,<br />

wie er in <strong>der</strong> Postkolonialen Theorie in Bezug auf Grenzen und Konflikte thematisiert wird. Vgl. etwa Michael<br />

Chisholm/David Smith (Hg.), Shared Space, Divided Space: Essays on Conflict and Territorial Organization,<br />

London – New York 1990. Pratt schreibt in diesem Zusammenhang: „‚Contact Zone’ in my discussion is often<br />

synonymous with ‚colonial frontier’. But while the latter term is grounded within an European expansionist<br />

perspective (the frontier is a frontier only with respect to Europe), ‚contact zone’ shifts the center of gravity and<br />

the point at which their trajectories now intersect.“ Pratt, Imperial Eyes, S. 8.<br />

Ebda.<br />

Dies entspricht dem Stand <strong>der</strong> Debatten in <strong>der</strong> Postkolonialen Theorie. Vgl. hier etwa die dekonstruktive<br />

Foucault-Rezeption und -Relektüre bei Gayatri C. Spivak: Gayatri Chakravorty Spivak, Outside in the<br />

Teaching Machine, New York/London 1993.<br />

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