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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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die neueren Ansätze, Erkenntnisse und Zugangsweisen <strong>der</strong> Migrationspädagogik eine<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung gängiger Sichtweisen für die gesamte Bildungstheorie und -praxis<br />

dar, sofern diese ihre eigene migrationsgesellschaftliche Realität ernst nehmen will.<br />

Doch bevor diese hier vorgestellt werden können, muss noch ein Blick auf den<br />

problematischen Kontext geworfen werden, aus dem heraus und gegen den sie entwickelt<br />

wurden. Sehr lange war die pädagogische Literatur und Praxis, die sich mit<br />

Migration beschäftigte, nämlich lei<strong>der</strong> von einer von <strong>der</strong> Dominanzkultur dominierten<br />

Perspektive auf Migration geprägt. Eine kleine Geschichte <strong>der</strong> bedenklichen Umgangsweisen<br />

mit <strong>der</strong> Tatsache <strong>der</strong> Migrationsgesellschaft in <strong>der</strong> Pädagogik kann<br />

vielleicht dabei helfen, die eigene Position zu schärfen. Deshalb seien einige wesentliche<br />

Entwicklungslinien hier kurz skizziert:<br />

Seit dem Beginn <strong>der</strong> Arbeitsmigration in den 1960er Jahren haben sich die<br />

pädagogischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen, Ansätze und Konzepte in <strong>der</strong> Migrationsgesellschaft<br />

zum Teil stark verän<strong>der</strong>t. Sie spiegeln jeweils nationale Diskurse und<br />

damit einhergehende Migrationspolitiken, die von strukturellen Ausschlüssen und<br />

Zuschreibungen gegenüber MigrantInnen geprägt sind. Die Entwicklung lässt sich<br />

(selbstverständlich nur schematisch) anhand von fünf Tendenzen – die jeweils mit<br />

einem Begriff mit D benannt werden können – beschreiben. Diese sind jeweils als<br />

Reaktion auf Diskussionen und Kritiken an vorhergehenden Ansätzen zu verstehen.<br />

Sie lösen einan<strong>der</strong> nicht ab, son<strong>der</strong>n existieren problematischerweise alle bis heute<br />

teilweise nebeneinan<strong>der</strong>.<br />

Die erste Reaktion im Bildungsbereich auf die Realität <strong>der</strong> Migration war die<br />

so genannte „Auslän<strong>der</strong>pädagogik“. Sie ging in den 1960er Jahren von einem Defizit<br />

<strong>der</strong> MigrantInnen aus: von <strong>der</strong> rassistischen Vorstellung, dass diese etwas aufzuholen<br />

hätten und sich anpassen müssten. Wie<strong>der</strong>belebt wird dieser problematische migrationspädagogische<br />

Ansatz in den letzten fünfzehn Jahren vom „Integrationsdiskurs“.<br />

Dieser setzt auf eine Assimilationspädagogik mit den Mitteln <strong>der</strong> Disziplinierung und<br />

Prüfung. 331 Da die Nationalsprache dabei ein wesentliches Kriterium für Zugehörigkeit<br />

wurde, kommt es zu <strong>der</strong> absurden Situation, dass Mehrsprachigkeit gegenüber<br />

einem bewusst präferierten Monolingualismus des Schulsystems zum Defizit wird.<br />

Demgegenüber legt das zweite Konzept des „interkulturellen <strong>Lernen</strong>s“ das<br />

Hauptaugenmerk auf die „kulturelle Differenz“: Es geht also von <strong>der</strong> ebenfalls ziem-<br />

331 Vgl. Messerschmidt, Weltbil<strong>der</strong> und Selbstbil<strong>der</strong>, S. 100.<br />

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