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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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mögliches Bildungsziel definiert werden. Dafür ist es aber zunächst einmal notwendig,<br />

Ressentiments radikal in Frage zu stellen und Fremdzuschreibungen genauso zu<br />

verlernen wie Überidentifizierungen. Dies gilt wie immer für alle am pädagogischen<br />

Prozess Beteiligten und ist dennoch eine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung für VermittlerInnen.<br />

Der Israel/Palästina-Konflikt als Projektionsfläche<br />

Wie bereits oben festgestellt, ist nicht jede Kritik an Israel antisemitisch. Es gibt aber<br />

eben auch sehr viele israelbezogene Diskurse, die offensichtlich antisemitisch sind.<br />

Im Zuge des Modellprojekts amira – Antisemitismus im Kontext von Migration und<br />

Rassismus 479 wird genau das Erkennen dieses Unterschieds zu einem Ziel <strong>der</strong> Pädagogik<br />

erklärt. Demzufolge soll es darum gehen, „sich zu einer selbstständigen Urteilsfähigkeit<br />

zu befähigen. Dabei gibt es eine rote Linie, die die Jugendlichen kennenlernen<br />

sollen: Kritik an Israel und gegebenenfalls auch eine pro-palästinensische Parteilichkeit<br />

sind okay – Israelbezogener Antisemitismus aber nicht.“ 480 Das erscheint<br />

einerseits sinnvoll und an<strong>der</strong>erseits auch sehr schwierig. Denn eigentlich ist jede<br />

kritische Bezugnahme auf Israel im Grunde zumindest eine Themenverfehlung, wenn<br />

es um den Nazismus und seine Massenmorde geht. Und sowohl die überproportionale<br />

Präsenz von Israel und Israelkritik als auch die Motive (die Sprachen und Bil<strong>der</strong>), mit<br />

denen diese formuliert bzw. illustriert werden, sind sehr oft dem Gegenstand nicht<br />

angemessen. Um die Grenze diskutierbar zu machen, ist vielleicht eine Beschäftigung<br />

mit jenen Phänomenen sinnvoll, die in den letzten Jahren unter dem Schlagwort<br />

„neuer Antisemitismus“ zusammengefasst (und immer wie<strong>der</strong> als gar nicht so neu<br />

herausgestellt) wurden. Damit wurden Positionen bezeichnet, bei denen „die Kritik an<br />

Israel (…) weit über eine sachlich gerechtfertigte Kritik hinausgehe“ 481 . Ein solcher<br />

antisemitischer Antizionismus ist vor allem in Teilen <strong>der</strong> weltweiten Linken (z. B. in<br />

<strong>der</strong> Antiglobalisierungsbewegung 482 und <strong>der</strong> Occupy-Bewegung 483 ) anzutreffen. Der<br />

französische Philosoph Pierre-André Taguieff spricht vom neuen Phänomen eines<br />

479 http://www.amira-berlin.de/<br />

480 amira – Antisemitismus im Kontext von Migration und Rassismus (Hg.), Pädagogische Ansätze zur<br />

Bearbeitung von Antisemitismus in <strong>der</strong> Jugendarbeit, Berlin 2010, S. 25.<br />

481 Doron Rabinovici, Ulrich Speck, Natan Sznai<strong>der</strong>, Einleitung, in: dies. (Hg.), Neuer Antisemitismus? Eine<br />

globale Debatte, Frankfurt am Main 2004, S. 7–18, hier S. 8.<br />

482 Vgl. Nora Sternfeld, Wie steht die Bewegung zum Antisemitismus?, in: Oliver Marchart, Rupert Weinzierl<br />

(Hg.), Stand <strong>der</strong> Bewegung? Protest, Globalisierung, Demokratien – eine Bestandsaufnahme, Münster 2006,<br />

S. 61–86.<br />

483 Vgl. http://jungle-world.com/artikel/2011/48/44440.html<br />

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