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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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Die Entstehung <strong>der</strong> Holocaust Education in den USA<br />

Die ersten Ansätze einer Holocaust Education wurden in den 1970er Jahren in den<br />

USA entwickelt. An<strong>der</strong>s als vielfach angenommen wird, zeigt Thomas D. Fallace,<br />

dass es sich dabei keineswegs ausschließlich um eine gouvernementale Top-down-<br />

Strategie handelte. Vielmehr entstand die erste Welle <strong>der</strong> Holocaust Education aus<br />

einem Bedürfnis von LehrerInnen, sich dem Gegenstand vor dem Hintergrund ihrer<br />

konkreten Situation im Klassenzimmer zu widmen. „Why, one must ask, did a number<br />

of public school teachers in different locations all decide in 1973-75 to start<br />

teaching about the holocaust?“ 217 , fragt Thomas D. Fallace. Die Antwort ist ihm<br />

zufolge weniger in verordneten Gedenkkulturen zu finden als in spezifischen edukativen<br />

Situationen, in denen empfundene Notwendigkeiten den Grund für die<br />

Entstehung einer Praxis <strong>der</strong> Holocaust Education bilden. 218 Er spricht von „a grassroots<br />

movement pioneered by schoolteachers, many of whom were not Jewish. Their<br />

actions were not necessarily connected to those events usually associated with the rise<br />

in Holocaust Consciousness in America.“ 219 Für das Thema dieser Arbeit ist Fallaces<br />

Blick auf die Entstehungsgeschichte <strong>der</strong> Holocaust Education vor allem deshalb so<br />

relevant, weil er zeigt, dass <strong>der</strong>en Aktualisierungsanliegen für SchülerInnen öffentlicher<br />

Schulen in <strong>der</strong> US-amerikanischen Migrationsgesellschaft formuliert wurden.<br />

Die Verbindung <strong>der</strong> Thematiken des Holocaust und <strong>der</strong> Migration ist <strong>der</strong> Holocaust<br />

Education also keineswegs äußerlich, son<strong>der</strong>n lässt sich bereits in ihren Anfängen<br />

finden. Wie kam es dazu?<br />

Fallace stellt die Entwicklung in den Kontext einer allgemeineren „affective revolution“<br />

im progressiven US-amerikanischen Bildungsdiskurs <strong>der</strong> frühen 1970er Jahre.<br />

Die SchülerInnen berühren zu wollen, war dabei mit einem explizit politischen und<br />

politisierenden Programm verknüpft. Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> sozialen und politischen<br />

Kämpfe um 1968 sollte <strong>der</strong> Unterricht gesellschaftlich relevant sein: „it would<br />

deal with the real social world“. 220 Für die VertreterInnen <strong>der</strong> affektiven Revolution<br />

217 Fallace, The Origins of Holocaust Education in American Public Schools, S. 80.<br />

218 „We developed our program to meet the needs of our community“, formulierte Richard Flaim, <strong>der</strong> gemeinsam<br />

mit KollegInnen eines <strong>der</strong> ersten High-School-Programme zum Holocaust für die Vineland High School in<br />

New Jersey entwickelte, in einem Interview mit <strong>der</strong> New York Times. Ira Rosenblum, „State Backs Holocaust<br />

Course“, New York Times, 17. Februar 1985, zit. nach: Fallace, The Origins of Holocaust Education, S. 89.<br />

219 Fallace, The Origins of Holocaust Education, S. 81.<br />

220 Fallace zitiert hier aus den „Social Studies Curriculum Guidelines“, in: Social Education 36/71, S. 860.<br />

Interessant ist, dass er in <strong>der</strong> Fußnote davon ausgehend von einem „rapid shift to ethnic studies“ spricht, den er<br />

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