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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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umzugehen lernten, dass <strong>der</strong> Raum, den wir zur Verfügung stellten, keineswegs für<br />

alles offen war.<br />

Mit <strong>der</strong> Gruppe, die sich mit <strong>der</strong> Frage „Wie funktioniert Propaganda?“<br />

auseinan<strong>der</strong>setzte, führten wir viele Diskussionen zur Problematik <strong>der</strong> Reproduktion<br />

von Propaganda (vor allem in visueller, aber auch in textueller Form) in Ausstellungen<br />

und Schulbüchern. Wir fragten uns, inwieweit die Bil<strong>der</strong> und Worte nicht bloß<br />

reflexiv, son<strong>der</strong>n weiterhin unmittelbar wirksam werden konnten. Darüber hinaus<br />

diskutierten wir in <strong>der</strong> Vorbereitung, inwieweit Vergleiche mit aktuellen Slogans und<br />

Wahlplakaten zulässig sind. Da die Errungenschaften dabei eher im Prozess als in<br />

einem vorzeigbaren Produkt lagen, entschied sich die Gruppe dafür, eine Diashow zu<br />

erstellen, die den Prozess als Mind-Map sichtbar werden ließ.<br />

Im zweiten Jahr waren die Fragen stärker topografisch orientiert und auf konkrete<br />

Orte bezogen.<br />

So fragte etwa eine Gruppe: „Welche Rolle spielt die Gedenktafel für die<br />

Erinnerung an das Gestapo-Gefängnis im Brigittenauer Gymnasium?“. 376 Dazu ist zu<br />

sagen, dass im Eingangsbereich des Brigittenauer Gymnasiums eine Gedenktafel auf<br />

die Geschichte des Gestapo-Gefängnisses in <strong>der</strong> Karajangasse verweist. Gemeinsam<br />

mit dem Künstler Martin Krenn und den GestalterInnen erarbeiteten die Jugendlichen<br />

– sozialwissenschaftlich begleitet – eine konzeptuelle Visualisierung, die auf Interviews<br />

mit SchülerInnen und PassantInnen zur Gedenktafel basiert. Die Befragung<br />

zielte darauf ab, herauszufinden, wie SchülerInnen die Tafel als Informationsquelle<br />

und/o<strong>der</strong> Gedenkzeichen heute wahrnehmen. Die Auswertung macht sichtbar, dass<br />

die unkonkrete Sprache offiziellen Gedenkens zeitlich gebunden und voller Ausblendungen<br />

ist. 377 Kritische Fragen an die Tafel thematisieren ihre Ausschlüsse. Auf diese<br />

Weise weist die Intervention auf Missverständlichkeiten ebenso hin wie auf Leerstellen.<br />

Eine weitere Gruppe stellte die Frage „Was geschah beim ‚Anschluss’<br />

1938?“. 378 Mit Hilfe von historischen Dokumenten wird bei <strong>der</strong> Intervention ein Blick<br />

hinter die Kulissen <strong>der</strong> bekannten Bil<strong>der</strong> von jubelnden Massen am Heldenplatz beim<br />

376 Von Paul Schutting, Ayşegül Şeker, Bernhard Teuschl.<br />

377 Sie ist Ausdruck einer spezifischen Phase österreichischer Geschichtspolitik, die jegliche MittäterInnenschaft<br />

geleugnet hat.<br />

378 Von Fre<strong>der</strong>ick Dabe, Harald Sattler, Miloš Stanišić.<br />

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