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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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den sein, dass die Tendenz, zunehmend vielfältige marginalisierte Geschichten in den<br />

vorherrschenden Kanon zu reklamieren – bei gleichzeitigem Abnehmen <strong>der</strong> Stundenzahlen<br />

des Faches in <strong>der</strong> Schule – eine schiere Unmöglichkeit <strong>der</strong> dauerhaften Festlegung<br />

von Lehrinhalten produziert. Je mehr Geschichte also als „umkämpftes<br />

Terrain“ anerkannt wird, desto wichtiger werden Methoden im Verhältnis zu Faktenwissen.<br />

SchülerInnen sollen mit den wesentlichen geschichtswissenschaftlichen<br />

Techniken ausgestattet werden, um mit historischen Quellen und Medien, aber auch<br />

mit geschichtskulturellen Tatsachen 170 operieren zu können: Dafür soll sich <strong>der</strong><br />

Geschichtsunterricht sowohl an <strong>der</strong> Erkenntnisstruktur <strong>der</strong> Geschichtswissenschaft als<br />

auch an <strong>der</strong> Lernstruktur <strong>der</strong> SchülerInnen orientieren. 171<br />

Als ein zentraler Aspekt <strong>der</strong> Arbeit an <strong>der</strong> Methodenkompetenz gilt die<br />

„Handlungsorientierung“, die – seitdem sie erst 1997 als eigener Artikel ins Handbuch<br />

Geschichtsdidaktik 172 aufgenommen wurde – zunehmend an Bedeutung gewonnen<br />

hat. Volkhard Knigge spricht etwa im Zusammenhang mit Gedenkstätten von<br />

historischem Erinnern „als handlungsorientierte[r] politische[r] Bildung“ 173 . Auch bei<br />

<strong>der</strong> Handlungsorientierung geht es um eine Verknüpfung zwischen historischen<br />

Quellen und Medien, fachspezifischen Methoden, den Ansätzen und Fragen <strong>der</strong><br />

SchülerInnen sowie um eine Reflexion <strong>der</strong> eigenen Geschichtsbil<strong>der</strong>. 174 <strong>Lernen</strong> wird<br />

als aktiver Prozess von Suchen und Forschen verstanden. 175 Insofern SchülerInnen die<br />

Möglichkeit erhalten sollen, mit historischen Methoden eigene Perspektiven auf<br />

Geschichte zu gewinnen, stellt die Schwerpunktsetzung auf „historische Kompetenz“<br />

Geschichtsbild die historische Erkenntnis- und Urteilsbildung in und außerhalb <strong>der</strong> Schule weitgehend selbstständig<br />

zu organisieren.“ Voit, „Zeitgeschichte als Aufgabe“, S. 21.<br />

170 „Geschichtskultur ist ohne Kompetenz nicht erfahrbar. Eine solche Kompetenz ist die Fähigkeit, sich mit<br />

wissenschaftlichen, rhetorischen, imaginativen, kontrafaktischen und diskursiven Formen gegenwärtiger<br />

Darstellung von Geschichte auseinan<strong>der</strong> zu setzen. An<strong>der</strong>s als <strong>der</strong> normale an den sog. Fakten orientierte<br />

Geschichtsunterricht lässt sie sich nicht in einem Kanon festschreiben.“ Hans-Jürgen Pandel, Geschichtskultur<br />

als Aufgabe <strong>der</strong> Geschichtsdidaktik: Viel zu wissen ist zu wenig, in: Vadim Oswalt, <strong>der</strong>s. (Hg.), Geschichtskultur.<br />

Die Anwesenheit von Vergangenheit in <strong>der</strong> Gegenwart, Schwalbach 2009, S. 19–33, hier S. 32.<br />

171 Vgl. Voit, „Zeitgeschichte als Aufgabe“, S. 31.<br />

172 Ulrich Mayer, Handlungsorientierung, in: Klaus Bergmann u.a. (Hg.), Handbuch <strong>der</strong> Geschichtsdidaktik,<br />

5. Auflage, Seelze-Velber 1997, S. 411–413.<br />

173 Volkhard Knigge, Europäische Erinnerungskultur. Identitätspolitik o<strong>der</strong> kritisch-kommunikative historische<br />

Selbstvergewisserung, in: Thomas Flierl, Elfriede Müller (Hg.), Vom kritischen Gebrauch <strong>der</strong> Erinnerung,<br />

Berlin 2009, S. 69–80, hier S. 77.<br />

174 „[I]n handlungsorientierten Zugängen [liegt] eine Möglichkeit, durch die Entwicklung methodischer Kompetenzen<br />

und unter Einhaltung fachwissenschaftlicher Standards bestehende Geschichtsbil<strong>der</strong> zu hinterfragen und<br />

gleichzeitig eine Brücke zu schlagen zwischen den individuellen Erfahrungen <strong>der</strong> Schüler und Schülerinnen<br />

und <strong>der</strong> Geschichte, um so einen Beitrag zur Anbahnung von Geschichtsbewusstsein im Sinne des Fachbegriffes<br />

zu leisten.“ Tagungsbericht HT 2006: Geschichtsbild und Handlungsorientierung. 19.09.2006 – 22.09.2006,<br />

Konstanz, in: H-Soz-u-Kult, 18.10.2006, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=1236.<br />

175 Vgl. Ulrich Mayer, Handlungsorientierter Geschichtsunterricht, in: Demantowsky/Schönemann (Hg.), Neue<br />

geschichtsdidaktische Positionen, S. 33.<br />

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