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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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zw. aktuelle Schlüsse zu ziehen – hier bilden Vermittlung, Bildungstheorie und<br />

Geschichtspolitik den Referenzrahmen. Es scheint sehr wichtig, diese beiden Seiten<br />

<strong>der</strong> <strong>Geschichtsvermittlung</strong> unterschiedlich zu diskutieren und zu behandeln. Denn<br />

obwohl es – poststrukturalistisch gesprochen – auf beide Aspekte keine eindeutige<br />

Antwort gibt, ist <strong>der</strong> Rahmen, in dem ihre Ergebnisse verhandelt werden können,<br />

jeweils ein an<strong>der</strong>er. Darüber, was geschehen ist, kann also nicht frei nach Wunsch<br />

o<strong>der</strong> Meinung, son<strong>der</strong>n nur mit Mitteln <strong>der</strong> Geschichtswissenschaft, vor dem Hintergrund<br />

des aktuellen Forschungsstandes und anhand von historischen Quellen und<br />

Materialien verhandelt werden. Und auch wenn jede historische Bezugnahme von<br />

einem „Bild von <strong>der</strong> Geschichte und unseres nachträglichen Anteils an ihr“ 487 geprägt<br />

ist, so kann diese in <strong>der</strong> <strong>Geschichtsvermittlung</strong> dennoch nur anhand bestimmter<br />

Regeln geschehen. Und genau dafür wurden in <strong>der</strong> Geschichtsdidaktik wesentliche<br />

Strategien entwickelt – geht es doch unter dem Stichwort „historisches <strong>Lernen</strong>“ um<br />

die Vermittlung von Methoden für eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Geschichte. Mit dem<br />

Begriff des Geschichtsbewusstseins gibt die Geschichtsdidaktik eine zweite Richtung<br />

vor, die ihrerseits nun eher für die Frage aufschlussreich ist, was die Geschichte für<br />

die Gegenwart bedeutet: Somit kann mit Hilfe <strong>der</strong> Geschichtsdidaktik danach gefragt<br />

werden, wie Geschichte heute „gemacht“ wird und welche (transnationalen)<br />

Geschichtsbil<strong>der</strong> in einer heterogenen Gesellschaft existieren. Dies hilft bei einer<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Möglichkeit von <strong>Kontaktzonen</strong> – vor allem, da dabei<br />

deutlich wird, dass Geschichtsbil<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Migrationsgesellschaft von vielen Faktoren<br />

(schulische Verhältnisse, Gruppendynamiken, gesellschaftliche Debatten, familiäre<br />

Verstrickungen, Medienrezeption, geschichtspolitische Positionierungen etc.) bestimmt<br />

sind und keinesfalls auf so etwas wie „Migrationshintergrund“ verengt werden<br />

können. 488 „Für Vermittelnde und Teilnehmende geht es also nicht darum, wo jemand<br />

herkommt, son<strong>der</strong>n wie gegenwärtige Beziehungen zu den historischen Gegenständen<br />

aussehen.“ 489<br />

Es scheint sehr wichtig, sich die kategoriale Trennung zwischen <strong>der</strong> Frage danach,<br />

was geschehen ist und jener, was es für die Gegenwart bedeutet, immer wie<strong>der</strong> vor<br />

487 Christian Schnei<strong>der</strong>, Besichtigung eines ideologisierten Affekts: Trauer als zentrale Metapher deutscher Erinnerungspolitik,<br />

in: Ulrike Jureit, Christian Schnei<strong>der</strong> (Hg.), Gefühlte Opfer. Illusionen <strong>der</strong> Vergangenheitsbewältigung,<br />

Stuttgart 2010, S. 105–212, hier S. 209.<br />

488 Vgl. dazu die gleichzeitig mit dieser Arbeit entstehende Dissertation von Ines Garnitschnig.<br />

489 Messerschmidt, Erinnerungsbeziehungen in den Nachwirkungen des Nationalsozialismus, S. 1.<br />

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