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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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schaft für das Verständnis von Bildung insgesamt und dessen konkrete Implikationen<br />

für die Vermittlung zu Holocaust, Nazismus und Zweitem Weltkrieg zu ziehen wären.<br />

Es geht also um einen Versuch, sich immer wie<strong>der</strong> neu nicht <strong>der</strong> Arbeit einer unabschließbaren<br />

<strong>Geschichtsvermittlung</strong> zu entziehen. Sich ihr zu stellen, steht mit einer<br />

Analyse <strong>der</strong> bestehenden gesellschaftlichen, diskursiven und geschichtspolitischen<br />

Bedingungen für die <strong>Geschichtsvermittlung</strong> in Verbindung. Die Migrationsgesellschaft<br />

ist eine davon. Einige weitere seien hier kurz vorgestellt:<br />

Aufgaben im Generationenwechsel<br />

In <strong>der</strong> Literatur wird immer wie<strong>der</strong> auf eine große Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erinnerung an<br />

den Holocaust hingewiesen, die mit einem Generationenwechsel und dem damit verbundenen<br />

Tod <strong>der</strong> Überlebenden in Verbindung steht. 15 Nachdem ZeitzeugInnen eine<br />

zentrale Funktion in <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> schulischen und außerschulischen Vermittlung<br />

des Holocaust eingenommen haben, geht damit die Notwendigkeit einer Neuorientierung<br />

einher. Diese ist nicht bloß eine Frage <strong>der</strong> Methodik/Didaktik, son<strong>der</strong>n betrifft<br />

die Inhalte und die Ziele <strong>der</strong> <strong>Geschichtsvermittlung</strong> selbst. In gewisser Weise müssen<br />

nachgeborene VermittlerInnen sich die Frage stellen, in welchem Verhältnis sie zu<br />

den Überlebenden, <strong>der</strong>en Erzählungen und Ansätzen stehen. Das Zitat, das dieser Einleitung<br />

als Motto vorangeht, verdankt sich vielleicht auch deshalb einem Zeitzeugen.<br />

Es ist Max Mannheimer, <strong>der</strong> Präsident <strong>der</strong> Lagergemeinschaft Dachau, <strong>der</strong> den rabbinischen<br />

Satz aus den Sprüchen <strong>der</strong> Väter zitiert und dabei die Gegenwart <strong>der</strong> Erinnerung<br />

mit einem <strong>Lernen</strong> für die Zukunft verbindet. In seinem Text fragt er „Wie viel<br />

Erinnerung braucht <strong>der</strong> Mensch?“ 16 und stellt sich selbst in den Zusammenhang des<br />

rabbinischen Wortes. Er schreibt: „Wenn ich dieses Wort auf mich beziehe, so heißt<br />

das, in meiner Arbeit weiter machen, für kommende Generationen weitergeben, was<br />

an Erinnerung und Mahnung notwendig ist.“ 17 Diese Arbeit (die er nicht vollenden<br />

kann), bedeutet für ihn und viele an<strong>der</strong>e ZeitzeugInnen weit mehr als die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit den Morden <strong>der</strong> Nazis. Über sie zu sprechen, soll für die Zukunft<br />

15<br />

16<br />

17<br />

Vgl. Viola B. Georgi, Entliehene Erinnerung. Geschichtsbil<strong>der</strong> junger Migranten in Deutschland, Hamburg<br />

2003, S. 13, sowie Jens Michelsen, Von <strong>der</strong> Begegnung zum Bild. Zeitzeugenschaft in <strong>der</strong> kommunikativen<br />

und kulturellen Erinnerung, in: Claudia Lenz, Jens Schmidt, Oliver von Wrochem (Hg.), Erinnerungskulturen<br />

im Dialog. Europäische Perspektiven auf die NS-Vergangenheit, Hamburg – Münster 2002, S. 161–172.<br />

Mannheimer, Wie viel Erinnerung braucht <strong>der</strong> Mensch?<br />

Ebda., S. 20.<br />

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