Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen
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II.2<br />
Räume öffnen/Räume schließen<br />
Die oben beschriebenen Erfahrungen geben einen Einblick in die Schwierigkeiten und<br />
unmöglichen Aufgaben, die mit <strong>der</strong> Geschichtsarbeit in <strong>der</strong> Kontaktzone verbunden<br />
sind. Denken wir an Mary Louise Pratts Feststellungen über die Freuden <strong>der</strong> Contact<br />
Zone:<br />
„Along with rage, incomprehension, and pain there were exhilarating moments of won<strong>der</strong> and revelation,<br />
mutual un<strong>der</strong>standing, and new wisdom – the joys of the contact zone. The sufferings and revelations<br />
were, at different moments to be sure, experienced by every student. No one was excluded, and no<br />
one was safe.“ 384<br />
Die Konfliktlinien im schulischen Zusammenhang sind vielfältig: Unterschiedliche<br />
Geschichtsbezüge, unterschiedliche Kontexte, unterschiedliche Interessen, Geschlechterverhältnisse,<br />
Gruppendynamiken, unterschiedliche Machtverhältnisse und Verhandlungen<br />
zwischen LehrerInnen und SchülerInnen. Vor diesem Hintergrund ist<br />
auch nicht immer gleich auszumachen, was alles gesagt wird, wenn in <strong>der</strong> Kontaktzone<br />
kommuniziert wird. Oft scheint es gerade die Angst vor dieser Unplanbarkeit zu<br />
sein, die es so schwer macht, <strong>Kontaktzonen</strong> zuzulassen und mit ihnen umzugehen.<br />
Dennoch scheint kein Weg daran vorbei zu führen, wenn wir die Tatsache <strong>der</strong> postnazistischen<br />
Migrationsgesellschaft ernst nehmen.<br />
Und so gilt es sich jeweils neu auf die Kontaktzone einzulassen. Dies erfor<strong>der</strong>t<br />
allerdings einige Klärungen und Fähigkeiten – denn es handelt sich noch nicht um<br />
eine selbstverständliche Praxis in <strong>der</strong> <strong>Geschichtsvermittlung</strong>. Und da es dafür bislang<br />
auch kaum Ausbildungen gibt, fühlen sich viele Lehrende und VermittlerInnen von<br />
den Fallstricken und Spannungsfel<strong>der</strong>n, die mit einer Anerkennung <strong>der</strong> Kontaktzone<br />
verbunden sind – von ungeteiltem Wissen bis zu Rassismus und Antisemitismus –,<br />
überfor<strong>der</strong>t.<br />
Um für die Herausfor<strong>der</strong>ungen, die jede Kontaktzone allen Beteiligten abverlangt,<br />
besser gewappnet zu sein, schlage ich eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Öffnung<br />
und Schließung von Räumen vor. Eine Öffnung ist notwendig, um die Monoperspektivität<br />
des Frontalunterrichts zu überwinden und mehr Wissen in <strong>der</strong> Vermittlung<br />
zuzulassen. Dies kann allerdings – so die These dieser Arbeit – nur gelingen,<br />
wenn zugleich Grenzen gezogen werden und nicht alles möglich ist. So müssen<br />
384 Pratt, Arts of the Contact Zone, S. 39.<br />
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