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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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„Eine Zeit bzw. ein Raum, ein ‚Schauplatz’ wird hergestellt, in dem etwas entstehen kann, von dem man<br />

vorher nichts wußte. Der o<strong>der</strong> die Ver-MittlerIn ist in dem Fall eine anwesende Person, die etwas, das<br />

durch sie wahrnehmbar wird, in Verbindungen bringt zu an<strong>der</strong>em und an<strong>der</strong>en, die verknüpft, trennt,<br />

durchkreuzt, die assistierend, helfend, ergänzend, störend eingreift, mitmischt. Eine bestimmende Position,<br />

denn es bleibt zu bedenken: Der Mittler in Goethes ‚Wahlverwandtschaften’ (Goethe 1980) – ein<br />

immer gern gesehener Gast – war letztlich jener, <strong>der</strong> Ottilies Tod herbeiführte. Dabei hatte er es immer<br />

gut gemeint, sich mit bester Absicht mitunter heftig eingemischt in die Ereignisse, manchmal einfach nur<br />

durch Zuhörerschaft. Der Ver-Mittler o<strong>der</strong> sie steht in <strong>der</strong> Mitte am Rand, im Weg, dabei und daneben,<br />

anwesend-abwesend, zwischen aktiv und passiv, ist ‚Medium’. Er/sie ist ziemlich bestimmend, und tritt<br />

er/sie noch so zurück. Und irgendwann passiert vielleicht etwas – o<strong>der</strong> nicht. Das läßt sich bei allem<br />

guten Willen nicht kontrollieren, nicht planen, nicht voraussehen und oft auch schwer feststellen.“ 352<br />

Eva Sturm prägte einen Begriff <strong>der</strong> Vermittlung, <strong>der</strong> alles an<strong>der</strong>e als die bloße Vorstellung<br />

eines „Sen<strong>der</strong>-Empfängermodells“ bezeichnet (die vielleicht durch das Wort<br />

Vermittlung suggeriert werden könnte): Hier geht es nicht um den bloßen Transfer<br />

eines Wissens, das die einen haben und die an<strong>der</strong>en brauchen. Was mit dem Paradigmenwechsel<br />

in <strong>der</strong> Museumspädagogik vielmehr geschieht, ist die Entwicklung einer<br />

Praxis <strong>der</strong> Eröffnung von diskursiven Verhandlungsräumen, die als soziale Räume im<br />

„Dazwischen“ angesiedelt sind und eine Auseinan<strong>der</strong>setzung über Deutungsmacht –<br />

über das, was unter dem Titel „Kunst“ o<strong>der</strong> eben „Geschichte“ verhandelt wird –<br />

ermöglichen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang eine Offenheit, die weit über bloß<br />

methodische Fragen hinausgeht (diese allerdings selbstverständlich auch betrifft) und<br />

Fragen <strong>der</strong> Didaktik – <strong>der</strong> Bildungsinhalte und -ziele – berührt. Was also in <strong>der</strong><br />

„Vermittlung“ verhandelbar werden soll, ist <strong>der</strong> Gegenstand und <strong>der</strong> Sinn <strong>der</strong> Vermittlung<br />

selbst. Denn – so argumentiert Eva Sturm nach Derrida – nur wenn nicht<br />

schon vorher klar ist, was bei einem Bildungsprozess herauskommen soll, kann überhaupt<br />

etwas geschehen.<br />

Kunstpädagogische Positionen 7/2005, Hamburg 2005, S. 29.<br />

352 Ebda., S. 29 f.<br />

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