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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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Forschungsfragen von Seiten <strong>der</strong> SchülerInnen fand eine Verknüpfung zwischen<br />

historischen Quellen und Medien, fachspezifischen Methoden und ihren eigen<br />

Ansätzen und Interessen statt, ebenso wie eine Reflexion <strong>der</strong> eigenen<br />

Geschichtsbil<strong>der</strong>. 399 <strong>Lernen</strong> konnte auf diese Weise als aktiver Prozess von Suchen<br />

und Forschen stattfinden. 400 Darüber hinaus müsste Offenheit in <strong>der</strong> Kontaktzone –<br />

sofern sie Paul Mecherils For<strong>der</strong>ung nach Wi<strong>der</strong>spruch und Uneindeutigkeit<br />

ermöglichenden Sprechräumen gerecht werden will – damit umgehen, dass das<br />

Thema von den Jugendlichen angeeignet werden kann. Geschichtsaneignung ist hier<br />

im doppelten Sinne des Wortes zu verstehen: als <strong>Lernen</strong> und als For<strong>der</strong>ung einer<br />

Teilhabe an Geschichtsschreibung. Das bedeutet auch, dass das, was geschehen ist,<br />

auf unterschiedliche Weise aktualisiert und mit <strong>der</strong> Erfahrungswelt <strong>der</strong> Jugendlichen<br />

in Verbindung gebracht werden kann. Mit Offenheit ist weiters ein ernsthaftes<br />

Interesse am Wissen, an den Bezügen und Fragen <strong>der</strong> SchülerInnen gemeint. Hier<br />

kann etwa auf die Tradition <strong>der</strong> „Neuen Geschichtsbewegung“ <strong>der</strong> 1980er Jahre und<br />

<strong>der</strong> damit einhergehenden Praxis eines „gegenseitigen <strong>Lernen</strong>s“ verwiesen werden:<br />

„ (…) <strong>der</strong> bisher übliche Begriff von Kompetenz wird fraglich. Es zeigte sich nämlich, daß die kleinen<br />

Leute auch Experten sind (…). Durch diese Erfahrung ist das Monopol des sogenannten Fachhistorikers<br />

in Frage gestellt. Es gibt zwar unterschiedliche Grade, aber offensichtlich auch unterschiedliche Arten<br />

von Kompetenz. Dies Potential sich zunutze zu machen, heißt aber auch, Abschied von einem an<strong>der</strong>n<br />

Axiom wissenschaftlicher Praxis zu nehmen – <strong>der</strong> einseitigen Aneignung des historischen Materials<br />

durch den Forscher – und Geschichtsarbeit als einen gemeinsamen Arbeitsvorgang und gegenseitigen<br />

Lernprozess zu erfahren.“ 401<br />

In diesem Zusammenhang ist es hilfreich, sich immer wie<strong>der</strong> selbst die Frage zu stellen,<br />

was wir als VermittlerInnen über das Wissen in <strong>der</strong> Kontaktzone wissen – o<strong>der</strong><br />

ob wir nur auf unser eigenes Wissen fixiert sind. Wie können wir mehr über das Wissen<br />

<strong>der</strong> Jugendlichen erfahren? Und wie können wir sie dabei unterstützen, ihr Wissen<br />

vor dem Hintergrund ihrer eigenen Fragen zu erweitern und zu vertiefen?<br />

Das ist vor allem dann möglich, wenn wir selbst keine Angst vor unseren eigenen<br />

Wissenslücken haben. Denn dies kann durchaus zum gegenseitigen, „entdeckenden“<br />

<strong>Lernen</strong> beitragen. So schreibt Astrid Messerschmidt: „Zeitgeschichtliche Bil-<br />

399 „[I]n handlungsorientierten Zugängen [liegt] eine Möglichkeit, durch die Entwicklung methodischer Kompetenzen<br />

und unter Einhaltung fachwissenschaftlicher Standards bestehende Geschichtsbil<strong>der</strong> zu hinterfragen und<br />

gleichzeitig eine Brücke zu schlagen zwischen den individuellen Erfahrungen <strong>der</strong> Schüler und Schülerinnen<br />

und <strong>der</strong> Geschichte, um so einen Beitrag zur Anbahnung von Geschichtsbewusstsein im Sinne des Fachbegriffes<br />

zu leisten.“ Tagungsbericht HT 2006: Geschichtsbild und Handlungsorientierung, 19.09.2006–22.09.2006,<br />

Konstanz, in: H-Soz-u-Kult, 18.10.2006, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=1236<br />

(20.01.2012).<br />

400 Vgl. Mayer, Handlungsorientierter Geschichtsunterricht, S. 33.<br />

401 Heer/Ulrich, Die „neue Geschichtsbewegung“, S. 27.<br />

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