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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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Holocaust’. Seither wurden mehrere Konferenzen dazu abgehalten und 2006 erschien schließlich <strong>der</strong><br />

Bericht ‚Education on the Holocaust and on Anti-Semitism. An Overview and Analysis of Educational<br />

Approaches’, <strong>der</strong> auch Berichte über die Aktivitäten <strong>der</strong> einzelnen Mitgliedslän<strong>der</strong> enthält. Die wohl<br />

maßgebendste Institution ist jedoch die bereits erwähnte ‚Task Force for International Cooperation on<br />

Holocaust Education, Remembrance and Research’ (ITF), <strong>der</strong> neben einer Mehrzahl <strong>der</strong> europäischen<br />

Staaten auch die USA, Kanada, Argentinien und Israel angehören. Die ITF wurde 1998 vom schwedischen<br />

Premierminister Göran Persson initiiert.“ 241<br />

Im Januar 2000 fand ein von <strong>der</strong> ITF initiiertes internationales Holocaust-Forum in<br />

Stockholm statt, das für die Etablierung <strong>der</strong> Holocaust Education in Europa wesentlich<br />

werden sollte. 242 Bei diesem waren VertreterInnen aus 45 Län<strong>der</strong>n anwesend. Die<br />

TeilnehmerInnen kamen aus den Bereichen <strong>der</strong> Politik, <strong>der</strong> Wissenschaft, <strong>der</strong><br />

<strong>Geschichtsvermittlung</strong> sowie von Überlebendenorganisationen. Am letzten Tag <strong>der</strong><br />

Konferenz wurde eine Deklaration 243 verabschiedet, die die Holocaust Education<br />

zentral verankerte. So verpflichten sich die Beteiligten dazu, „Erziehung, Gedenken<br />

und Forschung über den Holocaust zu för<strong>der</strong>n“. 244<br />

„Die Empfehlungen sind ein wesentlicher Schritt zur Internationalisierung und Vereinheitlichung von<br />

Holocaust Education, auch wenn angemerkt wird, dass die Vermittlung des Holocausts von Land zu<br />

Land unterschiedlich aussehen müsse. (Vgl. Sigel 2008, 7f.) Die ITF gibt damit seit dem Beitritt<br />

Österreichs 2001 die konkretesten Richtlinien zur Holocaust Education vor. Zudem wurde die<br />

internationale Zusammenarbeit nicht nur intensiviert, son<strong>der</strong>n auch verbindlich. Österreich muss seither<br />

jährlich einen Bericht an die ITF schicken, in dem die Aktivitäten, die Lage <strong>der</strong> Lehrpläne, <strong>der</strong><br />

Schulbücher, <strong>der</strong> Lehrer*innenaus- und fortbildung, die Besucher*innenzahlen <strong>der</strong> Gedenkstätten und so<br />

weiter dokumentiert sind.“ 245<br />

So etablierte sich also auch in Österreich spät und keineswegs flächendeckend, aber<br />

dennoch eine offiziell organisierte Holocaust Education: 246 1996 bildete ein „Memo-<br />

241 Rajal, Erziehung nach/über Auschwitz, S. 117 ff.<br />

242 Volkhard Knigge erzählt: „Auf dem ‚Stockholm International Forum on the Holocaust. A Conference on<br />

Holocaust Education, Remembrance and Research’ haben sich […] im Jahr 2000 beinahe alle Staatschefs<br />

West- und Osteuropas – und außereuropäische Staatschefs – in öffentlichen Erklärungen stellvertretend für die<br />

jeweiligen Nationen zur dauerhaften Erinnerung des Holocausts als negativen Bezugspunkt nationaler und<br />

übernationaler Werteorientierung verpflichtet. Konkretisiert hat sich diese Verpflichtung u. a. in <strong>der</strong><br />

Etablierung von Holocaust-Gedenktagen und <strong>der</strong> Gründung einer ‚Task Force for International Cooperation on<br />

Holocaust Education, Remembrance and Research’.“ Knigge, Europäische Erinnerungskultur, S. 71.<br />

243 „Die acht Punkte <strong>der</strong> ‚Stockholm Declaration’ aus dem Jahr 2000 bilden das Fundament <strong>der</strong> Organisation. Die<br />

ITF gibt des Weiteren fünf ‚sets of guidelines’ vor.“, Rajal, Erziehung nach/über Auschwitz, S. 117 ff.<br />

244 Vgl. dazu Harald Welzer, Erinnerungskultur und Zukunftsgedächtnis, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 25–<br />

26/2010, S. 16–29, hier S. 16.<br />

245 Rajal, Erziehung nach/über Auschwitz, S. 117 ff.<br />

246 Die Gründe für diese einerseits späte und an<strong>der</strong>erseits durchaus offizielle Etablierung <strong>der</strong> Holocaust Education<br />

in Österreich macht Elke Rajal sowohl in <strong>der</strong> geschichtspolitischen Situation in Österreich als auch einer zunehmenden<br />

Etablierung <strong>der</strong> Holocaust Education im internationalen Kontext aus: „Seit den späten 1990er-Jahren<br />

ist in Österreich von Holocaust Education, […] und <strong>der</strong> daraus folgenden Praxis, zu sprechen. Als Entstehungs-<br />

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