30.10.2013 Aufrufe

Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

semitismus und dessen Funktionsweisen zu erkennen, eines <strong>der</strong> vorrangigen Ziele<br />

je<strong>der</strong> (Weiter-)Bildungsarbeit dar.“ 425 Daher soll nun noch jenen aktuellen Ausdrucksformen<br />

von Antisemitismus nachgegangen werden, die im pädagogischen Alltag<br />

auftreten.<br />

Postnazistischer Antisemitismus in <strong>der</strong> Dominanzkultur<br />

Unter Angehörigen <strong>der</strong> Dominanzkultur ist <strong>der</strong> Antisemitismus durch soziale und<br />

familiäre Kontinuitäten im Postnazismus geprägt. Nach wie vor lässt sich Klaus Holz<br />

zufolge also „ohne Vorbehalt behaupten, daß <strong>der</strong> Kern des demokratischen Antisemitismus<br />

die ‚Vergangenheitsbewältigung’ durch eine Umkehr des Täter-Opferverhältnisses<br />

ist.“ 426 Hier wird von einem Antisemitismus „nicht trotz, son<strong>der</strong>n wegen<br />

Auschwitz“ 427 gesprochen. Dieser zeichnet sich vor allem durch Folgendes aus:<br />

*** Erinnerungsabwehr und Schuldumkehr<br />

Adorno sprach bereits in den 1950er Jahren von einem „sekundären Antisemitismus“<br />

bzw. von einem „Schuld- und Erinnerungsabwehr-Antisemitismus“ 428 Damit meinte<br />

er Argumentationsmuster, die JüdInnen 429 als Kollektiv, das an die Verbrechen erinnern<br />

will, diskreditieren. Dies geschieht zum Beispiel in dem Stereotyp, JüdInnen<br />

würden den Holocaust für eigene Zwecke instrumentalisieren o<strong>der</strong> indem sie als<br />

„TäterInnenvolk“ hingestellt werden. So amalgamiert sich die Kritik an Israel und den<br />

USA 430 im Postnazismus mit Motiven <strong>der</strong> Entlastung <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> NS-Nachfolgestaaten.<br />

Andreas Peham und Elke Rajal machen etwa im Rahmen von Fortbildungen<br />

immer wie<strong>der</strong> die Beobachtung,<br />

„dass umgehend die israelische Politik auf das Tapet gebracht wird, wenn Antisemitismus und Shoah,<br />

Schuld und Verantwortung thematisiert werden. Gerade dort, wo letztere nicht mehr abgewehrt werden,<br />

sind <strong>der</strong>artige Entlastungsversuche zu bemerken. Wenn nun auch die mittlerweile dritte Generation<br />

begonnen hat, die Schuld <strong>der</strong> ersten anzuerkennen, so bedeutet das kein Ende des Antisemitismus, wie<br />

dies mancherorts behauptet wird.“ 431<br />

425 Ebda.<br />

426 Klaus Holz, Die Gegenwart des Antisemitismus. Islamistische, demokratische und antizionistische Judenfeindschaft,<br />

Hamburg 2005, S. 57.<br />

427 Henryk M. Bro<strong>der</strong>, Der ewige Antisemit, Frankfurt am Main 1986, S. 11.<br />

428 Vgl. Theodor W. Adorno, Schuld und Abwehr, , in: <strong>der</strong>s., Soziologische Schriften II, Gesammelte Schriften Bd.<br />

9.2., Frankfurt am Main 1977, S. 121–324.<br />

429 Für die Kollektivbezeichnung verwende ich die generische Form JüdInnen – auch wenn sie grammatikalisch<br />

durch den Umlaut Probleme aufwirft, meine ich selbstverständlich die männliche Form mit.<br />

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/das_grosse_i_<strong>der</strong>_idiotie/<br />

430 Vgl. Dan Diner, Feinbild Amerika. Über die Beständigkeit eines Ressentiments, München 2002.<br />

431 Peham/Rajal, Antisemitismus in Österreichs Klassenzimmern.<br />

142

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!