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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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seinen historischen Kontexten auseinan<strong>der</strong>. In diesem Zusammenhang lernen sie die<br />

Geschichte des KZ und jene <strong>der</strong> an diese erinnernde Gedenkstätte zu unterscheiden,<br />

erhalten einen Überblick über die Opfergruppen, setzen sich mit TäterInnen auseinan<strong>der</strong>,<br />

beschäftigen sich mit den Zusammenhängen zwischen dem KZ und seinem Umfeld<br />

und erfassen die wirtschaftlichen Funktionen des KZ. Sie lernen die Herrschaftsstruktur<br />

des KZ zu erkennen und machen sich einen Begriff vom Wi<strong>der</strong>stand im KZ.<br />

Zweitens widmet sich die Ausbildung <strong>der</strong> VermittlerInnen <strong>der</strong> Topografie –<br />

den sichtbaren Spuren und den unsichtbaren Geschichten des Ortes. Der Ort und seine<br />

Umgebung werden räumlich erfasst. So werden abstrakte Informationen und konkrete<br />

Gegenstände verbunden.<br />

Und drittens geht es eben um die Interaktion zwischen den VermittlerInnen,<br />

den BesucherInnen, dem Ort und seiner Geschichte. Die VermittlerInnen setzen sich<br />

in <strong>der</strong> Ausbildung damit auseinan<strong>der</strong>, wie die BesucherInnen erfahren können, dass<br />

sie ernst genommen werden, zum genauen Hinsehen veranlasst werden können, Bezüge<br />

zur eigenen Lebenswelt herstellen können und zur weiteren Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem Thema angeregt werden. Hier kann es auch darum gehen, „Dissonanzen<br />

wahrzunehmen und zu formulieren.“ 298<br />

Das Vermittlungskonzept in Mauthausen setzt also deutlich auf Interaktion mit<br />

den BesucherInnen. Teilweise steht es damit wohl in <strong>der</strong> Tradition einer <strong>Geschichtsvermittlung</strong><br />

in Yad Vashem, die weniger die Konkretion des Materials als die Bezüge<br />

<strong>der</strong> SchülerInnen in den Vor<strong>der</strong>grund stellt: „Die <strong>Lernen</strong>den bilden den Ausgangspunkt,<br />

nicht <strong>der</strong> Lernstoff“ 299 . Inwieweit ist das Konzept dabei wirklich offen für<br />

unerwartete Bezüge? In Mauthausen sind <strong>der</strong> Weg und seine Inhalte mehr o<strong>der</strong><br />

weniger vorgegeben. Zwar sind <strong>der</strong> Verlauf des Rundgangs und die dabei stattfindenden<br />

Gespräche offen angelegt – im Grunde geht es aber um eine möglichst gut durchführbare<br />

Form <strong>der</strong> Weitergabe wesentlicher Informationen und <strong>der</strong> Anregung zum<br />

Nachdenken. Das ist sicherlich innovativ und sehr professionell an einem Ort, an dem<br />

Vermittlung täglich für mehrere hun<strong>der</strong>t SchülerInnen stattfinden soll. Vor dem<br />

Hintergrund <strong>der</strong> eingangs vorgestellten Idee <strong>der</strong> „agonistischen Kontaktzone“ ist es<br />

allerdings nicht wirklich offen. We<strong>der</strong> das Konzept noch die Ausbildung gehen auf<br />

298 Die gesamte Beschreibung <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> VermittlerInnen ist teilweise wörtlich, teilweise zusammengefasst<br />

dem Konzept zur Vermittlung entnommen: ebda., S. 13–18.<br />

299 Noa Mkayton, Holocausterziehung im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t – die Nähe zum Entfernten,<br />

http://lernen-aus-<strong>der</strong>-geschichte.de/<strong>Lernen</strong>-und-Lehren/content/8880/2010-10-04-Holocausterziehung-im-21-<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t-die-Naehe-zum (20.01.2012).<br />

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