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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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Verfolgung“ gelegt. 199 Typ 2 legt wie<strong>der</strong>um den Fokus auf „Zuschauer, Mitläufer und<br />

Täter im Nationalsozialismus“. 200 Bei Typ 3 orientieren sich die Geschichtsbezüge an<br />

<strong>der</strong> „eigenen ethnischen Gemeinschaft“, 201 während es bei Typ 4 die gesamte<br />

„Menschheit“ 202 ist, die den Fokus <strong>der</strong> Bezugnahme bildet; hier stellt Georgi eine<br />

„postnationale o<strong>der</strong> auch postethnische Orientierung <strong>der</strong> Jugendlichen“ 203 fest.<br />

Abschließend plädiert Viola Georgi für einen hermeneutischen Umgang mit<br />

Geschichtsgeschichten – ein Begriff, den Volkhard Knigge geprägt hat. Dabei geht es<br />

darum, dass die Geschichten <strong>der</strong> Jugendlichen in den Wissenserwerb über Geschichte<br />

einbezogen und für diesen produktiv gemacht werden können. Die „durch Migration<br />

verstärkte Pluralisierung von Vergangenheitsbezügen, Geschichtskonstruktionen und<br />

Geschichtsgeschichten“ könne, so Georgis Schluss, „Anlass sein für eine kritische<br />

Reflexion <strong>der</strong> bisherigen geschichtsdidaktischen Praxis, die die subjektiven Formen<br />

<strong>der</strong> Geschichtsaneignung weitgehend ausblendete.“ 204 Die Bezüge <strong>der</strong> Jugendlichen –<br />

ihre „individuellen Biografien, Familiengeschichten und außerschulischen Aneignungsformen“<br />

– sollten auf diese Weise als „Lernpotential“ und nicht als „Lernwi<strong>der</strong>stand“<br />

begriffen werden. 205<br />

Obwohl vor dem Hintergrund <strong>der</strong> kritischen Migrationsforschung Skepsis<br />

gegenüber <strong>der</strong> Untersuchung von migrantischen Jugendlichen als dem beliebtesten<br />

Forschungsobjekt <strong>der</strong> Migrationsgesellschaft formuliert werden muss, 206 sind gerade<br />

Georgis Schlüsse ein wichtiger Einstieg in die Beschäftigung mit aktuellen<br />

Theoriebildungen für eine pädagogische Praxis. Denn wie oben beschrieben, gehört<br />

die Frage nach dem Geschichtsbewusstsein heute nicht zu unrecht zu einem wesentlichen<br />

Forschungsfeld <strong>der</strong> Geschichtsdidaktik. Dennoch muss auch diese sich von<br />

einer reflexiven Erziehungswissenschaft sowie von Migrationspädagogik und Postkolonialer<br />

Theorie einige Fragen hinsichtlich dessen gefallen lassen, wer hier welches<br />

Wissen über wen generiert und inwieweit Geschichtsbewusstsein durch Erforschung<br />

199 Vgl. ebda., S. 301–303.<br />

200 Vgl. ebda., S. 303–305.<br />

201 Vgl. ebda.<br />

202 Vgl. ebda., S. 305–307.<br />

203 Ebda.<br />

204 Ebda., S. 315.<br />

205 Vgl. ebda.<br />

206 „Wenn es um Integration geht, sind die Migrant/innen in den letzten Jahren die am meisten untersuchte Gruppe,<br />

und auch wenn sie in diesen Untersuchungen nicht mehr Auslän<strong>der</strong> genannt werden, ist man sich doch insgeheim<br />

sicher, dass sie es sind. Sie haben Auskunft zu geben über ihre Bildungsbiografien, ihre kulturellen und<br />

religiösen Identitäten, über ihre Auffassungen von Staat, Demokratie und Abendland.“ Messerschmidt, Weltbil<strong>der</strong><br />

und Selbstbil<strong>der</strong>, S. 88.<br />

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