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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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chen Machtverhältnissen birgt selbstverständlich zahlreiche Konfliktpotentiale. Und<br />

diese sind in dem Begriff nicht verdrängt, son<strong>der</strong>n vielmehr integral enthalten: So<br />

ermöglicht die Kontaktzone bei Clifford – einmal bezeichnet er sie sogar als „contact<br />

(conflict) zone“ 99 – eine Analyse des Museums als Ort, in dem sich Konflikte sedimentiert<br />

haben: „When museums are seen as contact zones, their organizing structures<br />

as a collection becomes an ongoing historical, political, moral relationship – a powercharged<br />

set of exchanges, of push and pull.” 100 Museen werden auf diese Weise nicht<br />

mehr bloß als mächtige Räume, son<strong>der</strong>n vielmehr als gewachsene Strukturen gesehen,<br />

in denen sich unterschiedliche soziale Kämpfe als ständige Prozesse des Ringens um<br />

Deutungsmacht nie<strong>der</strong>schlagen. Daraus ergibt sich eine hegemonietheoretische<br />

Schlussfolgerung: Insofern es sich um gewachsene Strukturen handelt, die Ergebnisse<br />

von Kämpfen innerhalb von Machtverhältnissen sind, sind diese auch nicht unverän<strong>der</strong>lich,<br />

können in Frage gestellt werden und Neudefinitionen erfahren.<br />

Clifford versteht das Museum dabei allerdings nicht bloß abstrakt als Ergebnis diskursiver<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen. Er beschreibt es als konkret in diese Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

verstrickt: als Ort realen Ärgernisses über seine banalen Herrschaftsgeschichten,<br />

seine geraubten Objekte o<strong>der</strong> seine provokativen kolonialen Perspektiven. Mit „Konfliktzone“<br />

bezeichnet er also auch die Nie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> oft schwierigen und persönlich<br />

schmerzhaften Kontestationen, die mit den Kämpfen um eine museale Verän<strong>der</strong>ung<br />

einhergehen. Da kann es auch schon einmal zu einer bitteren Kontroverse kommen. 101<br />

Genau anhand <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong>ung eines solchen konkreten Konflikts stellt Clifford fest:<br />

„The exhibit was a ‚cultural text’ that could not be read from a stable location.“ 102<br />

Und in weiterer Folge entwickelt er gerade daraus dann seine präskriptive Vision des<br />

Museums als Kontaktzone: „By thinking of their mission as contact work decentered<br />

and traversed by cultural and political negotiations that are out of any imagined<br />

community’s control – museums may begin to grapple with the real difficulties of<br />

99<br />

Clifford, Routes, S. 207.<br />

100 Ebda., S. 190.<br />

101 Clifford erzählt hier etwa von den unterschiedlichen Reaktionen auf die Ausstellung „Into the heart of Africa“,<br />

Royal Ontario Museum, Toronto, 16. November 1989 bis 6. August 1990: „A bitter controversy ensued in the<br />

media. There were clashes between picketers at the Royal Ontario Museum and the police; all the museums that<br />

were scheduled to host the exhibit during its traveling phase canceled.“ Ebda., S. 206. Der Druck <strong>der</strong> AktivistInnen,<br />

die die Ausstellung kritisierten, zwang die Kuratorin Jeanne Cannizzo schließlich zur Kündigung. Vgl.<br />

Culture, nr. X/2, Montréal 1990, S. 121.<br />

102 Clifford, Routes, S. 207.<br />

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