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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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lität von Vermeidungsstrategien geht es uns darum, den geschichtspolitischen Einsatz<br />

unserer Arbeit nicht aus den Augen zu verlieren.<br />

Um <strong>der</strong> Konfliktualität <strong>der</strong> damit verbundenen Situationen theoretisch gerecht<br />

zu werden, scheint es sinnvoll, Cliffords Konzept <strong>der</strong> Kontaktzone um einen demokratietheoretischen<br />

Ansatz zu erweitern, <strong>der</strong> vom Umgang mit Dissens ausgeht: dem<br />

Konzept des Agonismus bei Chantal Mouffe. 383 In einer Verdichtung von Clifford<br />

und Mouffe lassen sich unsere Prozesse mit <strong>der</strong> Idee einer „agonistischen Kontaktzone“<br />

als zugleich offene und entschiedene Parteilichkeit beschreiben. In <strong>der</strong> agonistischen<br />

Kontaktzone geht es nicht um „sozial erwünschtes Sprechen“, son<strong>der</strong>n um<br />

Raum für Auseinan<strong>der</strong>setzungen und Konflikte und um einen Kontext, in dem alle<br />

beteiligten Positionen verhandelt werden können. Unsere Haltung ist dabei also nicht<br />

ausschließend, aber doch keineswegs neutral, son<strong>der</strong>n vielmehr dissensuell und auf<br />

Überzeugung ausgerichtet. Lei<strong>der</strong> gelang uns das nicht immer. Unsere Erfahrungen<br />

und die damit verbundenen Reflexionen brachten uns dabei aber sicher ein gutes<br />

Stück weiter. Doch widmen wir uns zum Abschluss und im Hinblick auf die Zukunft<br />

noch einmal jenen methodischen Aspekten des Projekts, die uns gelungen erscheinen.<br />

Da diese oben ausführlich beschrieben wurden, seien sie hier nur noch einmal<br />

zusammengefasst: Der offene Zugang unseres Projekts und die Möglichkeit für die<br />

Jugendlichen, ihre eigenen Fragen zu formulieren, waren insgesamt erfolgreich und<br />

stießen auf großes Interesse. Nicht zuletzt sprechen auch die Ergebnisse <strong>der</strong><br />

SchülerInnen deutlich für den Erfolg dieses Ansatzes. Alle realisierten Projekte<br />

zeugen von dem Wunsch, Geschichte zu erfahren und zu aktualisieren. Eine<br />

wesentliche Rolle spielte dabei die Zusammenarbeit mit ExpertInnen, die eine<br />

Offenheit von unserer Seite für die Entwicklung von Fragen ermöglichte (auch wenn<br />

wir sie selbst vielleicht gar nicht beantworten konnten). Eine weitere sehr gelungene<br />

Methode, die wir im Zuge des Projekts immer wie<strong>der</strong> einsetzen konnten, bestand in<br />

<strong>der</strong> Wissensweitergabe in Form von dezentralen Präsentationen:<br />

ExpertInnengespräche in Kleingruppen ermöglichten informellere und weniger<br />

hierarchische Formen des Austauschs. In Stationen fanden Wissenstransfer und<br />

383 Mouffe versteht Agonismus als „‚konfliktualen Konsens’ <strong>der</strong> den Opponenten als ‚legitimen Feinden’ einen<br />

gemeinsamen symbolischen Raum erschließt.“ Sie schreibt: „An<strong>der</strong>s als den dialogischen Ansatz betrachte ich<br />

die demokratische Diskussion als reale Konfrontation. […] Der fundamentale Unterschied zwischen <strong>der</strong><br />

‚dialogischen’ und <strong>der</strong> ‚agonistischen’ Perspektive liegt darin, daß letztere sich eine tiefgreifende Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> bestehenden Machtverhältnisse und die Schaffung einer neuen Hegemonie zum Ziel setzt.“ Vgl. Mouffe,<br />

Über das Politische, S. 69–70.<br />

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