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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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immer noch eine Herausfor<strong>der</strong>ung für klassische Unterrichtsformen dar, die einen<br />

monolithischen, mehrheitsgesellschaftlichen, nationalen Geschichtskanon verfolgen.<br />

In diesem Sinn lassen sich Aspekte <strong>der</strong> Methodenorientierung sehr gut für eine<br />

<strong>Geschichtsvermittlung</strong> in <strong>der</strong> postnazistischen Migrationsgesellschaft produktiv<br />

machen.<br />

Gegenwartsbezug<br />

Ein weiterer wesentlicher Begriff, <strong>der</strong> im Vokabular <strong>der</strong> Geschichtsdidaktik nach<br />

1970 nicht fehlen darf, ist <strong>der</strong> „Gegenwartsbezug“. 176 Dieser hat in den 2000er Jahren<br />

mit einer Publikation von Klaus Bergmann eine Aktualisierung erfahren. 177 Darin<br />

macht er deutlich, dass <strong>der</strong> Gegenwartsbezug nicht Ziel, son<strong>der</strong>n Voraussetzung je<strong>der</strong><br />

<strong>Geschichtsvermittlung</strong> ist. Diese findet immer vor dem Hintergrund und im Hinblick<br />

auf die Gegenwart statt. Gerade dies macht das Thema dieser Arbeit aktuell, denn die<br />

Gegenwart <strong>der</strong> Migrationsgesellschaft scheint bisher noch nicht ausreichend im Alltag<br />

<strong>der</strong> <strong>Geschichtsvermittlung</strong> angekommen zu sein. So formuliert Gottfried Kößler:<br />

„Der nationalgeschichtlich orientierte Zugang <strong>der</strong> deutschen Geschichtsdidaktik, eng verwoben mit dem<br />

Anspruch einer ‚Erziehung nach Auschwitz’, prägt die Angebote zum historisch-politischen <strong>Lernen</strong> oft<br />

bis in die Gegenwart. Das bedeutet, dass die Frage <strong>der</strong> Zugehörigkeit zur deutschen Mehrheitsgesellschaft<br />

verhandelt wird. […] Dabei bleibt die Erinnerung an Nationalsozialismus und die Massenverbrechen<br />

NS-Deutschlands in <strong>der</strong> Regel an eine nationale Abstammungsgemeinschaft gebunden. Es ist<br />

die Aufgabe <strong>der</strong> Pädagogik, gerade in einer Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Massenverbrechen, Zugänge<br />

zum kollektiven Gedächtnis jenseits nationaler Identitäten zu öffnen. […] Historisches <strong>Lernen</strong> wird nicht<br />

durch die einfache Aneignung historischer Fakten gegenwartsrelevant. Vielmehr ist es die gemeinsame<br />

Arbeit am Verständnis unterschiedlicher Erinnerungen und wi<strong>der</strong>sprüchlicher zeitgenössischer Quellen,<br />

die Chancen <strong>der</strong> politischen Bildung eröffnet.“ 178<br />

Umbrüche in <strong>der</strong> Geschichtsdidaktik seit den 1990er Jahren<br />

Die oben beschriebenen Entwicklungen werden bis heute weitergeführt und teilweise<br />

radikalisiert. Eine noch stärkere Prozessorientierung rückt die Fragen <strong>der</strong> SchülerIn-<br />

176 Zur Reflexion in den 1970er Jahren vgl. Klaus Bergmann, Hans-Jürgen Pandel, Geschichte und Zukunft.<br />

Didaktische Reflexionen über veröffentlichtes Geschichtsbewußtsein, Frankfurt am Main 1975.<br />

177 Klaus Bergmann, Der Gegenwartsbezug im Geschichtsunterricht, Schwalbach 2002.<br />

178 Gottfried Kößler, Der Gegenwartsbezug gedenkstättenpädagogischer Arbeit, in: Barbara Thimm, Gottfried<br />

Kößler, Susanne Ulrich (Hg.), Verunsichernde Orte. Selbstverständnis und Weiterbildung in <strong>der</strong> Gedenkstättenpädagogik,<br />

Frankfurt am Main 2010, S. 45–52, S. 51.<br />

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