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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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*** Relativierung und Leugnung des Holocaust<br />

Immer wie<strong>der</strong> kommt es auch vor, dass SchülerInnen den Holocaust mehr o<strong>der</strong><br />

weniger offen in Frage stellen und sich rechtsextrem äußern. Werner Dreier berichtet<br />

vom Antisemitismus dreier SchülerInnen in Vorarlberg, die eine kleine Neo-Nazi-<br />

Gruppe gebildet hatten und im Unterricht Zettel mit „abscheulichsten antisemitischen<br />

Sprüchen“ verfassten. 438 Dieser spezifischen antisemitischen und rassistischen Realität,<br />

<strong>der</strong> wir uns in <strong>der</strong> Vermittlung ebenfalls stellen müssen, wird unter „Rechtsextremismus“<br />

noch ein eigenes Subkapitel gewidmet sein.<br />

Antisemitische Diskurse in <strong>der</strong> Migrationsgesellschaft 439<br />

Antisemitische Diskurse in <strong>der</strong> Migrationsgesellschaft sind we<strong>der</strong> ganz an<strong>der</strong>s noch<br />

völlig gleich wie jene, die anhand von Sprachspielen <strong>der</strong> Dominanzkultur analysiert<br />

wurden. Sie sind einerseits selbst Teil dessen, was in einer postnazistischen Gesellschaft<br />

gesagt wird und stehen an<strong>der</strong>erseits zuweilen auch in an<strong>der</strong>en Bezugszusammenhängen.<br />

So wie alle an<strong>der</strong>en gesellschaftlichen Diskurse und Praktiken verän<strong>der</strong>t<br />

sich also auch <strong>der</strong> Antisemitismus in <strong>der</strong> Migrationsgesellschaft: Verschiedene Topoi<br />

und Argumentationsmuster gehen neue Verbindungen ein. Ein solcher Diskurs ist <strong>der</strong><br />

muslimische Antisemitismus.<br />

*** Islamischer Antisemitismus<br />

Dieser steht einerseits mit einem in <strong>der</strong> arabisch-muslimischen Welt verbreiteten<br />

Antisemitismus in Verbindung.<br />

„In <strong>der</strong> arabisch-muslimischen Welt findet die Holocaust-Leugnung heute große Resonanz, scheint<br />

damit doch eine Delegitimierung des Existenzrechts Israels gegeben zu sein. Neben <strong>der</strong> völligen Leugnung<br />

finden sich abgeschwächte Formen, indem die Anzahl <strong>der</strong> Opfer heruntergerechnet o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Holocaust<br />

mit Hinweis auf die Opferzahlen an<strong>der</strong>er Völkermorde relativiert wird.“ 440<br />

An<strong>der</strong>erseits und vor allem findet <strong>der</strong> islamische Antisemitismus allerdings im<br />

postnazistischen Kontext Ausdrucksformen, die sich direkt an<br />

mehrheitsgesellschaftliche Diskurse anschließen lassen und auch nicht völlig<br />

unabhängig von den strukturellen Rassismen <strong>der</strong> Migrationsgesellschaft lesbar sind.<br />

438 Dreier, „Die Tirolerin, die ich bin, und die Antizionistin, die ich wurde ...“.<br />

439 Gemeint ist hier weiterhin nicht die Zuschreibung „MigrantInnen“, son<strong>der</strong>n eine Gesellschaft, die die Geschichte<br />

und Realität von Migration als ihren Teil anerkennt und die damit verbundenen Wissensformen, aber auch<br />

problematischen Diskurse nicht ausschließt, verdrängt o<strong>der</strong> verleugnet.<br />

440 Werner Bergmann, Erscheinungsformen des Antisemitismus in Deutschland heute, in: Fechler/Kößler/Messerschmidt/Schäuble<br />

(Hg.), Neue Judenfeindschaft?, S. 44.<br />

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