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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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sollen den Verbrechen ein ehrendes Gedenken entgegensetzen und zugleich Wissen<br />

über die Verbrechen vermitteln. Sie sind Friedhöfe ebenso wie historische Museen.<br />

Gedenkstätten sind „Orte des Gedenkens, Mahnens und <strong>Lernen</strong>s. Sie sollen weiterhin<br />

an die Opfer erinnern, aber auch historisch-politische Lernprozesse und eine Übertragung<br />

auf die Gegenwart ermöglichen.“ 273 Gerne wird dafür <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Erinnerungsarbeit<br />

– „als Schnittstelle zwischen Erinnerung und Vermittlung“ 274 – gebraucht.<br />

Bernd Faulenbach definiert Erinnerungsarbeit als „die Arbeit von Gedenkstätten und<br />

Einrichtungen <strong>der</strong> politischen Bildung, die sich mit <strong>der</strong> jüngeren Geschichte, insbeson<strong>der</strong>e<br />

mit <strong>der</strong> NS-Zeit beschäftigen.“ 275 Sie kann „als eine die Vergangenheit in<br />

ihrer Sperrigkeit und Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit ernst nehmende Vergegenwärtigung von<br />

Geschichte aufgefasst werden, die <strong>der</strong> Aufklärung über Vergangenheit im Hinblick<br />

auf Gegenwart und Zukunft dient.“ 276<br />

In einem Artikel stellt er einen Katalog wi<strong>der</strong>sprüchlicher Aufgaben zusammen,<br />

die demokratische Erinnerungsarbeit ausmachen. Sie ist, ihm zufolge:<br />

„Pluralistisch, doch nicht beliebig<br />

Partizipatorisch, gleichwohl wissenschaftlich fundiert,<br />

Sie ist nicht zentralistisch und von oben diktiert, son<strong>der</strong>n dezentral und gesellschaftlich verankert,<br />

Auf die deutsche Gesellschaft bezogen, doch international vernetzt.“ 277<br />

Die Definition bringt die hohen Ansprüche an die Vermittlungsarbeit in Gedenkstätten<br />

auf den Punkt. Es ist gerade die wi<strong>der</strong>sprüchliche Verbindung zwischen<br />

erinnerndem Gedenken, konkreter Geschichte und aktueller Vermittlung, die einen<br />

historischen Ort zu einer Gedenkstätte macht. Uwe Neirich definiert Gedenkstätten<br />

nämlich folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

erinnern – ob es sich also um eine Bezeichnung für Gedenkeinrichtungen an Tatorten o<strong>der</strong> um einen allgemeinen<br />

Begriff für Gedenk-, Ausstellungs- und Vermittlungsorte handeln soll. Die Gebundenheit an originale<br />

Schauplätze in <strong>der</strong> Definition birgt das Problem, dass mit dem „Topos <strong>der</strong> Authentizität“ ein „Standortvorteil“<br />

für die Orte <strong>der</strong> Verbrechen geschaffen wird, bei dem etwa ein Memorial wie Yad Vashem aus <strong>der</strong> Definition<br />

ausgeschlossen bleibt. Sonja Klenk nimmt in ihrer Arbeit diese enge Definition vor: „Der Begriff Gedenkstätten<br />

wird in dieser Arbeit ausschließlich auf Einrichtungen bezogen, die an nationalsozialistische Verbrechen<br />

erinnern und sich an den Orten befinden, wo diese Verbrechen stattgefunden haben.“ Sonja Klenk, Gedenkstättenpädagogik<br />

an den Orten nationalsozialistischen Unrechts in <strong>der</strong> Region Freiburg-Offenburg, Berlin 2006,<br />

S. 20.<br />

272 Gedenkstätten „verstehen sich als zeithistorische Museen mit eigentümlichen, ihrer Geschichte als ehemalige<br />

nationalsozialistische Konzentrationslager entspringenden Eigenschaften, die sie bei aller Gemeinsamkeit von<br />

klassischen Geschichtsmuseen unterscheiden. Denn im Gegensatz zu diesen sind sie als Denkmale aus <strong>der</strong> Zeit<br />

sowohl Tat- und Leidensorte wie auch – konkret und symbolisch – Grabfel<strong>der</strong> und Friedhöfe.“ Volkhard<br />

Knigge, Zur Zukunft <strong>der</strong> Erinnerung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 25–26/2010, S. 10–16, hier S. 11.<br />

273 Uwe Neirich, Erinnern heißt wachsam bleiben. Pädagogische Arbeit in und mit NS-Gedenkstätten, Mühlheim<br />

an <strong>der</strong> Ruhr 2000, S. 78.<br />

274 Hilmar, Einleitung, S. 11.<br />

275 Bernd Faulenbach. Erinnerungsarbeit und demokratische politische Kultur heute, in: Lenz/Schmidt/von<br />

Wrochem (Hg.), Erinnerungskulturen im Dialog, S. 81–90, hier S. 81.<br />

276 Ebda., S. 83.<br />

277 Ebda., S. 88.<br />

83

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