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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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ereits ausgemacht sind, dann können (und müssen) die SchülerInnen unter sehr klar<br />

abgesteckten Bedingungen aktiv werden. Reflexivität und Dissens scheinen bei so<br />

einer Herangehensweise nicht wirklich möglich.<br />

Holocaust Education in <strong>der</strong> postnazistischen Gesellschaft<br />

Anlässlich des 50. Jahrestages <strong>der</strong> Befreiung von Auschwitz formulierte Matthias<br />

Heyl ein Exposé zur Gründung einer internationalen Forschungs- und Arbeitsstelle<br />

„Erziehung nach Auschwitz/Institute for Holocaust Education“. In diesem heißt es:<br />

„Hierzulande gibt es kaum zusammenhängende Forschungsbemühungen im Bereich dessen, was im<br />

internationalen wissenschaftlichen Diskurs unter dem Begriff ‚Holocaust Education’ firmiert. Dieser<br />

Begriff ist ins Deutsche kaum übersetzbar, weshalb hier einerseits <strong>der</strong> von Adorno geprägte Begriff <strong>der</strong><br />

‚Erziehung nach Auschwitz’ und an<strong>der</strong>erseits <strong>der</strong> <strong>der</strong> ‚Holocaust Education’ verwendet wird. Zur selben<br />

Zeit finden beispielsweise in den U.S.A. und Großbritannien Bemühungen statt, ‚Holocaust Education’<br />

zu einem festen Bestandteil <strong>der</strong> Lehrerausbildung und des schulischen Curriculums werden zu lassen.<br />

An <strong>der</strong> Universität Amsterdam wurde 1990 <strong>der</strong> erste europäische Lehrstuhl für ‚Holocaust Education’<br />

eingerichtet. In diesem Jahr findet in Großbritannien die ‚First European Teachers’ Conference’ zum<br />

Thema statt.“ 238<br />

1995 war Holocaust Education also in Deutschland noch gar nicht etabliert. 239 Das<br />

Zitat zeugt von einem Moment des Übergangs. 240 Denn in den darauf folgenden<br />

Jahren etablierte sie sich zunehmend und ist heute als Begriff und Methode aus dem<br />

Diskurs über die Vermittlung nach Auschwitz nicht mehr wegzudenken. Was ist<br />

seither geschehen? Elke Rajal fasst die zahlreichen internationalen Initiativen<br />

zusammen, die seit den späten 1990er Jahren entstanden und die den Hintergrund<br />

einer Etablierung <strong>der</strong> Holocaust Education in Europa bilden:<br />

„Auf EU-Ebene setzen das ‚European Monitoring Centre on Racism and Xenophobia’ (EUMC) (1997–<br />

2007) beziehungsweise seine Nachfolgeinstitution, die ‚Fundamental Rights Agency’ (FRA), Maßstäbe<br />

zur Bekämpfung von Antisemitismus und Rassismus, die eng mit den Bemühungen um Holocaust<br />

Education verbunden sind. Die im Europarat maßgebliche Institution ist die ‚European Commission<br />

against Racism and Intolerance’ (ECRI), die 1993 gegründet wurde. Auf UN-Ebene agiert seit 2006 das<br />

‚United Nations Committee on the Elimination of Racial Discrimination’ (UNCERD). Auf Ebene <strong>der</strong><br />

OSZE beschäftigt sich das 1990 gegründete ‚Office for Democratic Institutions and Human Rights’<br />

(ODIHR) mit Anti-Antisemitismus-Erziehung und Holocaust Education. Im Beschluss Nr. 607 vom<br />

April 2004 hält die OSZE ihre Mitgliedslän<strong>der</strong> dazu an, ‚to promote educational programmes for<br />

combating Anti-Semitism, as well as to promote remembrance and education about the tragedy of the<br />

238 Matthias Heyl, Jews are no metaphors, o<strong>der</strong>: Die Kontextualisierung des Holocaust in Deutschland, in: Helmut<br />

Schreier, <strong>der</strong>s. (Hg.), „Daß Auschwitz nicht noch einmal sei …“ Zur Erziehung nach Auschwitz, Hamburg<br />

1995, S. 27–62, hier S. 57.<br />

239 Dass Heyl die Bezeichnung in seinem Exposé jedes Mal unter Anführungszeichen setzt, mag dafür zusätzlich<br />

zu dem, was er sagt, ein deutliches Zeichen sein.<br />

240 Zu diesem Zeitpunkt gibt es Heyl zufolge in den USA „etwa 70 Museen, Einrichtungen und Organisationen, die<br />

die ‚Holocaust Education’ als einen o<strong>der</strong> den Schwerpunkt ihrer Arbeit betrachten.“ Ebda., S. 59.<br />

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