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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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Handlungsräume und Kommunikationen auf Seiten marginalisierter Positionen in den<br />

Blick zu bekommen. Mit <strong>der</strong> Idee von <strong>Kontaktzonen</strong> als „uneven reciprocities“ gelingt<br />

es nun methodisch, beides zugleich zu analysieren: ungleiche Machtverhältnisse<br />

und Formen <strong>der</strong> Handlungsmacht.<br />

<strong>Kontaktzonen</strong> sind deskriptiv und präskriptiv zugleich<br />

„Contact zones – places of hybrid possibility and political negotiation, sites of exclusion<br />

and struggle (…)“ 95 – mit diesen Worten benennt James Clifford die Vielschichtigkeit<br />

des Begriffs, mit dem er und Pratt die komplexen Dimensionen kolonialer,<br />

post- und neokolonialer Interaktionen konzeptualisieren: Sie erringen damit eine<br />

Analysekategorie, die es ihnen ermöglicht, Handlungen und Wissensformen, Taktiken<br />

und Praktiken in geteilten Räumen zu beschreiben, in denen unterschiedliche Machtverhältnisse<br />

und Verständnisse vorherrschen.<br />

Allerdings ist die Kontaktzone bei beiden nicht nur Analysekategorie – und<br />

das macht sie für diese Arbeit so interessant. Sie ist auch ein normativer Begriff, <strong>der</strong><br />

ein an<strong>der</strong>es Museum und ein an<strong>der</strong>es Klassenzimmer beschreiben will. 96 So schreibt<br />

Clifford dezidiert: „My account to museums as contact zones is both descriptive and<br />

prescriptive.“ 97<br />

Das Konzept <strong>der</strong> Kontaktzone wurde also ebenso zu einer Bestandsaufnahme von<br />

Handlungsmacht in geteilten Räumen herangezogen wie zur Erarbeitung von progressiven<br />

Modellen von Bildungs- und Museumskonzepten. Diese Unschärfe einer<br />

gleichermaßen analytischen wie visionären Kategorie kann einerseits, wenn etwa die<br />

Ebenen verwechselt werden, problematisch erscheinen. An<strong>der</strong>erseits liegt vielleicht<br />

gerade in dieser Unschärfe selbst auch eine gewisse Handlungsmacht: Mit <strong>der</strong><br />

bewusst doppelten Besetzung des Begriffs entwickelt Clifford seine Vision des<br />

Museums als Contact Zone aus bereits existierenden Handlungsstrategien und aus<br />

bereits bestehenden Möglichkeiten <strong>der</strong> Interaktion und Kommunikation unter unglei-<br />

95<br />

96<br />

97<br />

Ebda., S. 212.<br />

In Mary Louise Pratts „Imperial Eyes“ überwiegt ein deskriptives Verständnis des Begriffs, während in ihrem<br />

Text „Arts of the Contact Zone“ ein sehr viel stärker präskriptiver Ansatz verfolgt wird – fragt sie hier doch<br />

dezidiert nach Techniken <strong>der</strong> Kontaktzone im Klassenzimmer. James Clifford sagt selbst, dass <strong>der</strong> Begriff beide<br />

Seiten beinhaltet. Anhand seines Texts „Museums as Contact Zones“ kann <strong>der</strong> Begriff zur Analyse von Museen<br />

herangezogen werden, er kann aber vor allem als Vorschlag für eine Verän<strong>der</strong>ung ethnografischer Museen<br />

gelesen werden.<br />

Clifford, Routes, S. 213.<br />

35

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