Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen
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schaft. Dabei geht es um eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Geschichte als transnationaler<br />
„Beziehungsgeschichte“. 188<br />
Bettina Alavi macht darauf aufmerksam, dass Multiperspektivität auch mit <strong>der</strong><br />
Möglichkeit verbunden sein muss, die eigene Sichtweise im Hinblick auf ihre diskursive<br />
Dimension innerhalb von Machtverhältnissen zu befragen:<br />
„Es geht nicht nur darum, wie ‚wir’ und die ‚an<strong>der</strong>en’ geworden sind, was ‚wir’ und ‚sie’ sind, son<strong>der</strong>n<br />
auch darum, wie die Zuordnungen und Abgrenzungen von ‚wir’ und ‚die an<strong>der</strong>en’ durch Selbst- und<br />
Fremdzuschreibungen geworden sind und wie sich die Gruppen ‚wir’ und ‚die an<strong>der</strong>en’ heute notwendig<br />
begegnen, überschneiden und relativieren. Insgesamt blieb bisher die heterogene Perspektive <strong>der</strong><br />
Schüler/innen auf die Geschichte wenig beachtet. Sie sollten lernen zu fragen: Durch welche Erfahrungen,<br />
Vorinformationen, Wertvorstellungen wird meine Perspektive beeinflußt? Multiperspektivität im<br />
interkulturellen Geschichtsunterricht bedeutet also auch eine Denkbewegung in zwei Richtungen: auf die<br />
Perspektive <strong>der</strong> historischen Menschen und reflexiv auf den eigenen Bezugsrahmen.“ 189<br />
Dies führt uns zu unserer Frage: Wo steht die Geschichtsdidaktik in <strong>der</strong> Migrationsgesellschaft?<br />
Geschichtsdidaktik in <strong>der</strong> Migrationsgesellschaft<br />
„Die in den letzten Jahren intensiv geführte Auseinan<strong>der</strong>setzung um die Erinnerungskultur<br />
hat sich kaum auf die Diskussion um die Migrationsgesellschaft<br />
bezogen.“ 190 , schreibt Astrid Messerschmidt. Dem kann nur beigepflichtet werden:<br />
Die Migrationsgesellschaft und damit verbundene Fragen <strong>der</strong> Transnationalität<br />
wurden in <strong>der</strong> Geschichtsdidaktik bisher eher marginal und erst in den letzten Jahren<br />
thematisiert. Und wenn ihre Wichtigkeit zwar mittlerweile ins Bewusstsein gekommen<br />
ist, so gibt es bisher dennoch nicht viele AutorInnen, die sich dem Thema<br />
fundiert widmen. Bettina Alavi gehört zu den wenigen DidaktikerInnen, die sich<br />
bereits seit den 1990er Jahren genauer mit Migration und Bildung beschäftigt<br />
haben: 191 Sie geht dabei von <strong>der</strong> „Heterogenität als Normalfall“ 192 und <strong>der</strong> empirischen<br />
Wirklichkeit einer „multi-ethnischen Gesellschaft“ 193 aus und macht auf die damit<br />
verbundenen Implikationen im Hinblick auf eine notwendige Verän<strong>der</strong>ung des<br />
188 Vgl. Ulla Kux, Produktive Irritationen. Multiperspektivische Bildungsprojekte zur Beziehungsgeschichte<br />
hiesiger Mehr- und Min<strong>der</strong>heiten, in: Fechler/Kößler/Messerschmidt/Schäuble (Hg.), Neue Judenfeindschaft?,<br />
S. 318–328, hier S. 326.<br />
189 Vgl. Alavi, Geschichtsunterricht in <strong>der</strong> multiethnischen Gesellschaft, S. 19 f.<br />
190 Messerschmidt, Involviertes Erinnern, S. 278.<br />
191 Vgl. Alavi, Geschichtsunterricht in <strong>der</strong> multiethnischen Gesellschaft.<br />
192 Ebda., S. 14.<br />
193 Vgl. Bettina Alavi, Gerd Henke-Blockschatz (Hg.), Migration und Fremdverstehen. Geschichtsunterricht und<br />
Geschichtskultur in <strong>der</strong> multiethnischen Gesellschaft, Idstein 2004.<br />
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