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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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zu produzieren, von denen dann behauptet wird, sie zu überwinden.<br />

Mit dem hier vorgeschlagenen Konzept geht es um eine Alternative zu dieser<br />

Alternative: Indem die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem, was geschehen ist und dem, was<br />

es für die Gegenwart bedeutet, einerseits strikt unterschieden und diese Fragen<br />

an<strong>der</strong>erseits als gleich wichtige Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Geschichtsvermittlung</strong> verstanden<br />

werden, eröffnet sich eine Möglichkeit für unerwartete Bezugnahmen.<br />

So geht es also erstens um eine Transnationalisierung <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem, was geschehen ist, die historisch und konkret ist. Um diese zu bewerkstelligen,<br />

sind Vergleiche weniger hilfreich als die kritische und genaue Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit Quellen und Ereignissen – da kann Dan Diner nur Recht gegeben werden.<br />

Die Arbeit am konkreten Material bildet in <strong>der</strong> Folge die Basis für einen demokratischen<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungsprozess. Dieser ist – wenn wir uns nun das vorige Kapitel<br />

vor Augen führen – zugleich als offener Raum zu etablieren wie auch damit<br />

verbunden als Raum, in dem Grenzen definiert und Positionen bezogen werden<br />

können. So kann also konfliktuell und demokratisch – und mit Rothberg auch<br />

multidirektional – darüber verhandelt werden, was das für die Gegenwart bedeutet.<br />

Insofern die agonistische Kontaktzone Parteilichkeit verlangt, kann niemand<br />

dabei für sich die Position einfor<strong>der</strong>n, objektiv und neutral zu sein. In diesem Sinn<br />

soll hier zum Schluss auch noch einmal für eine Positionierung <strong>der</strong> <strong>Geschichtsvermittlung</strong><br />

plädiert werden. Jede Arbeit mit Geschichte findet in <strong>der</strong> Gegenwart statt<br />

und hat hier und jetzt eine Bedeutung. Und vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Aktualität<br />

antiziganistischer Gewalt in Europa 501 sowie von Ausschreitungen gegen LGBT-<br />

Personen und von zunehmendem Antisemitismus ist <strong>der</strong> Horizont, vor dem ich diese<br />

Arbeit über <strong>Geschichtsvermittlung</strong> schreibe, ein antifaschistischer. Ich plädiere also<br />

für eine dissensuale Geschichtsaneignung, die vor allem im Konflikt mit einem<br />

Wissen steht, das Kontinuitäten verharmlost und verleugnet. Der Wunsch, <strong>der</strong> damit<br />

verbunden ist, ist weniger eine Anerkennung multidirektionaler Verschiedenheit, als<br />

die Arbeit an einer „Solidarität <strong>der</strong> Unverschwisterten“ 502 , wie Paul Mecheril es nennt.<br />

501 Antiziganismus Watchblog, „600 Jahre Vogelfrei, http://antizig.blogsport.de/2012/01/03/600-jahre-vogelfrei/.<br />

502 Vgl. Mecheril, Nicht beson<strong>der</strong>s beson<strong>der</strong>s.<br />

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