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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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war das <strong>Lernen</strong> von Geschichte also im Hinblick auf ein Verständnis <strong>der</strong> jeweils<br />

aktuellen Gesellschaft angelegt: „History, they argued, should be taught as a continuing<br />

conflict of values and tied to the immediate needs of society.“ 221 Gefor<strong>der</strong>t<br />

wurden Curricula, die sich mit Themen beschäftigen, die die SchülerInnen in ihrer<br />

Gegenwart etwas angehen sollten – konkret mit <strong>der</strong> rassistischen gesellschaftlichen<br />

Ungleichheit in den USA und vor allem mit zivilem Ungehorsam. Der moralische<br />

Anspruch, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Entwicklung damit einhergehen<strong>der</strong> neuer Unterrichtsmaterialien<br />

verbunden war, erschien damals nicht als von oben herab dekretierte Meinungsmache,<br />

son<strong>der</strong>n als Aktualisierung, um ein Bewusstsein für die eigene Rolle in <strong>der</strong><br />

Gesellschaft zu entwickeln sowie als kritische Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Möglichkeit,<br />

nicht mitzumachen.<br />

Fallace zeigt, dass diese Bildungsansätze, verbunden mit einem wachsenden Interesse<br />

am Holocaust in den Geschichtswissenschaften, einige LehrerInnen Mitte <strong>der</strong> 1970er<br />

Jahre dazu inspirierten, den Holocaust in den Unterricht zu integrieren. Anhand von<br />

Fallstudien geht er konkreter auf die ersten Curricula ein. So erzählt er etwa von den<br />

Projekten an <strong>der</strong> Vineland High School – den ersten vollen Semesterkursen zum<br />

Holocaust in einer High School in den USA:<br />

„Vineland, New Jersey in 1973 was a community of 50.000 people with an ethnically and social<br />

economically diverse population. Richard Flaim, head of the Social Studies Department, reveled in the<br />

multiple cultures of his community. He reflected that it was ‚almost like a laboratory for social studies<br />

education … a good place to do interesting things with kids to prepare them for a multiethnic society and<br />

world’“ 222<br />

Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Holocaust sollte die SchülerInnen einerseits wachrütteln<br />

und an<strong>der</strong>erseits dazu anhalten, allgemeine Schlüsse über Handlungsoptionen<br />

in <strong>der</strong> Gesellschaft zu ziehen. Und wenn dies auch aus heutiger Sicht allzu verallgemeinernd,<br />

fast kitschig wirkt, so scheint es doch zu mehr als bloß eindimensionalen<br />

Reaktionen bei den SchülerInnen geführt zu haben: „His students ‚were really struggling<br />

to find their own way, to know what was right to do […] kids had all kind of<br />

questions’“. 223<br />

Eine weitere, mittlerweile sehr bedeutende Initiative, von <strong>der</strong> Fallace berichtet,<br />

an den Titeln <strong>der</strong> NCSS-Jahrbücher <strong>der</strong> Folgejahre ausmacht: „Teaching Ethnic Studies (1973), Teaching<br />

American History: The Quest for Relevance (1974)“. Ebda., S. 99.<br />

221 Ebda., S. 83.<br />

222 Ebda., S. 88.<br />

223 Ebda.<br />

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