Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen
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erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Betrachten wir die zweite Seite <strong>der</strong> <strong>Geschichtsvermittlung</strong> – die Gegenwartsrelevanz<br />
– vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Debatte zwischen Singularitätsthese und Globalisierung,<br />
dann berühren wir die viel diskutierte Frage nach <strong>der</strong> Möglichkeit von Analogien<br />
zwischen dem Holocaust und an<strong>der</strong>en Ereignissen in Geschichte und Gegenwart.<br />
Die Holocaust Education scheint hiermit weniger Probleme zu haben als alle an<strong>der</strong>en<br />
besprochenen Fel<strong>der</strong> – dies mag mit ihrer Entstehung im spezifischen Kontext <strong>der</strong><br />
USA zu tun haben und damit, dass sie von Anfang an durchaus von dem Ziel begleitet<br />
war, die aktuelle Gegenwart US-amerikanischer Jugendlicher zu betreffen. Heute<br />
wird die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Aktualisierung und Übertragbarkeit des Holocaust<br />
auf an<strong>der</strong>e Bereiche vor allem auch in den Bereichen <strong>der</strong> Genocide Prevention<br />
und Human Rights Education vorangetrieben. In den NS-Nachfolgestaaten wird dies<br />
vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Gefahr von Externalisierungen und Täter-Opfer-Umkehr-<br />
Diskursen mit einiger Skepsis diskutiert. Und so kommt es eben zu den angesprochenen<br />
– wohl aufgrund <strong>der</strong> kontextuellen Differenz nicht leicht auflösbaren – Kontroversen<br />
zwischen Singularitätsthese und Pluralisierung des Holocaust.<br />
Im Zuge dieser Arbeit hat sich die Frage gestellt, warum in den meisten Konzepten,<br />
die von Aktualisierung und Pluralisierung ausgehen, die Ergebnisse des<br />
Gegenwartsbezugs bereits festgelegt sind. Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> agonistischen<br />
Kontaktzone wurde demgegenüber <strong>der</strong> Vorschlag gemacht, die Frage danach, was <strong>der</strong><br />
Holocaust für die Gegenwart bedeutet, zum Teil des Vermittlungsprozesses werden<br />
zu lassen. Denn das, was <strong>der</strong> Gegenstand für jene bedeutet, die über ihn erfahren und<br />
verhandeln, kann wohl nur in einem gemeinsamen Aushandlungsprozess herausgearbeitet<br />
werden. Allerdings scheint die Rezeption <strong>der</strong> Holocaust Education im deutschsprachigen<br />
Raum – und auf diese habe ich mich in dieser Arbeit vor allem konzentriert<br />
– auch etwas verkürzt. Die Konzepte <strong>der</strong> Holocaust Education sind nämlich<br />
nicht immer ganz so banal und mit eindeutigen Inhalten und Handlungsoptionen<br />
gefüllt, wie dies in ihrer deutschsprachigen Kritik erscheint. Möglicherweise ist es<br />
sinnvoller, die Holocaust Education nicht nur so zu verstehen, dass sie im Postnazismus<br />
stets problematisch erscheinende Analogien zwischen Verbrechen und<br />
Gewalt herstellen würde, son<strong>der</strong>n von einer an<strong>der</strong>en Form von Analogien auszugehen:<br />
nämlich Aktualisierungen, die die Verbindung weniger auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong><br />
Verbrechen als vielmehr im Zusammenhang mit Eigensinn und Wi<strong>der</strong>ständigkeit<br />
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