30.10.2013 Aufrufe

Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

zum Nazismus und seinen Massenverbrechen noch weitgehend offen geblieben.<br />

Allerdings schien es wichtig, das Vokabular <strong>der</strong> Geschichtsdidaktik zunächst einmal<br />

zu etablieren, da wir diesem immer wie<strong>der</strong> – zum Beispiel in den konkreten Ansätzen<br />

<strong>der</strong> Gedenkstättenpädagogik – begegnen werden. Doch bevor dies geschehen kann,<br />

widmen wir uns nun einem an<strong>der</strong>en Bereich <strong>der</strong> Reflexion über Ziele und Inhalte <strong>der</strong><br />

Vermittlung. Denn in <strong>der</strong> Zeit, in <strong>der</strong> die Geschichtsdidaktik reflexiv und kompetenzorientiert<br />

wurde, entwickelte sich in den USA parallel dazu eine von starken ethisch<br />

aufgeladenen Zielen und Visionen motivierte pädagogische Strömung: die Holocaust<br />

Education.<br />

I.3.2 Ansprüche und Werte <strong>der</strong> Holocaust Education 209<br />

Holocaust Education ist mittlerweile auch im deutschsprachigen Raum zu einem<br />

gebräuchlichen Begriff geworden. Matthias Heyl bezeichnete sie 1999 im Verhältnis<br />

zur Geschichtsdidaktik als eine „sehr pragmatische auf die pädagogische Praxis<br />

zielende Diskussion darüber (…), wie <strong>der</strong> Holocaust zum Gegenstand <strong>der</strong> Erziehung<br />

werden könne“. 210 Neun Jahre später – nach ihrer weitgehenden Etablierung im<br />

deutschsprachigen Raum – wird diese sehr allgemein als „pädagogisch-didaktische[r]<br />

Diskurs <strong>der</strong> Vermittlung von Wissen und Werten über die Judenvernichtung“ 211<br />

definiert. Betrachten wir diese Definition und vergleichen wir sie mit <strong>der</strong> Geschichtsdidaktik,<br />

so zeigt sich zunächst eine Gemeinsamkeit: Beide bildungstheoretischen<br />

Zugänge wollen nach Auschwitz über bloße Wissensvermittlung hinausgehen. Sie<br />

unterscheiden sich allerdings in den Schlüssen, die sie daraus ziehen: Im Fall <strong>der</strong><br />

Geschichtsdidaktik führt <strong>der</strong> Bruch mit <strong>der</strong> reinen Wie<strong>der</strong>gabe von Faktenwissen, wie<br />

oben beschrieben, zu einer verstärkten Orientierung an Methoden, während es in <strong>der</strong><br />

Holocaust Education um Werte geht: 212 um ethische Entscheidungen, gesellschaftliche<br />

209 Dank an Yariv Lapid für seine kritische Lektüre und hilfreichen Anmerkungen.<br />

210 Heyl, „Holocaust Education“, S. 6.<br />

211 Angela Kühner, Phil. C. Langer, Robert Sigel, Ausgewählte Studienergebnisse im Überblick, in: Bayrische<br />

Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit, Einsichten und Perspektiven, Bayrische Zeitschrift für Politik und<br />

Geschichte, Themenheft 1/2008, Holocaust Education. Wie Schüler und Lehrer den Unterricht zum Thema<br />

Nationalsozialismus und Holocaust erleben, S. 76–82.<br />

212<br />

So schreibt Juliane Wetzel, dass unter Holocaust-Erziehung „nicht so sehr eine Vermittlung kognitiven Wissens<br />

über den Holocaust verstanden [wird], son<strong>der</strong>n vielmehr eine Moral- und Werteerziehung, die gegen Rassismus,<br />

Rechtsextremismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und vieles mehr immunisieren soll und das<br />

eigentliche Geschehen immer weiter in den Hintergrund treten lässt. Die Vermittlung historischen Wissens<br />

steht dabei nicht im Mittelpunkt.“ http://www.bpb.de/themen/VIJUTF,0,HolocaustErziehung.html<br />

67

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!