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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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Bezug zu Nazismus und Holocaust. Ein Gebäudeteil – eine ehemalige Volksschule –<br />

war 1938 zu einem Gestapo-Gefängnis umfunktioniert worden. Die überwiegend<br />

jüdischen Gefangenen waren in den Klassenräumen interniert – viele von ihnen<br />

wurden von hier nach Dachau deportiert. 358<br />

In den späten 1980er Jahren wurde die Geschichte <strong>der</strong> Schule von dem Geschichtslehrer<br />

Michael Zahradnik aufgearbeitet. Gemeinsam mit SchülerInnen richtete er im<br />

Gedenkjahr 1988 im Rahmen eines Projekts <strong>der</strong> Gruppe „politische Bildung“ in den<br />

Kellerräumen <strong>der</strong> Schule eine Ausstellung ein, die den Titel trug „Als Schulen zu<br />

Gefängnissen wurden“. In den Folgejahren arbeiteten zahlreiche weitere SchülerInnen<br />

mit den Ergebnissen. Ende <strong>der</strong> 1990er Jahre kam es dann in Kooperation mit <strong>der</strong> Projektreihe<br />

„Die verlorene Insel“ des Aktionsradius Augarten unter <strong>der</strong> Projektleitung<br />

einer weiteren Geschichtslehrerin, Renate Pražak, zur Einrichtung einer dauerhaften<br />

und öffentlichen Gedenkstätte auf 200qm Ausstellungsfläche sowie zur Erweiterung<br />

<strong>der</strong> bestehenden Ausstellung um ein Projekt zur Erforschung <strong>der</strong> Lebensläufe <strong>der</strong> ehemaligen<br />

jüdischen SchülerInnen <strong>der</strong> Schule. 2007 bis 2009 wurde die Ausstellung<br />

wie<strong>der</strong>um von Renate Pražak in Kooperation mit SchülerInnen um weitere personenbezogene<br />

Aspekte zu den Biografien <strong>der</strong> ehemaligen jüdischen SchülerInnen ergänzt.<br />

Als wir im Herbst 2009 mit unserem Projekt begannen, fanden wir also eine<br />

Gedenkstätte mit zahlreichen Entwicklungsschichten vor, in <strong>der</strong> bereits unterschiedliche<br />

Präsentationsformen ihren Ausdruck gefunden hatten. Beson<strong>der</strong>s interessant war<br />

in diesem Zusammenhang <strong>der</strong> gewachsene und vielschichtige Charakter einer 20-jährigen<br />

Geschichte von Ausstellungserweiterungen, die in partizipatorischen Prozessen<br />

entwickelt worden waren. Diese waren heterogen, spiegelten Tendenzen und Diskurse<br />

ihrer jeweiligen Entstehungszeit wi<strong>der</strong> und vermittelten so anschauliche Einblicke in<br />

die Geschichte von Erzählstrategien in Schulen, Schulbüchern und Ausstellungen.<br />

Da das Ziel unseres Projektes darin bestand, gemeinsam mit den SchülerInnen<br />

Interventionen in die bestehende Ausstellung/Gedenkstätte zu erarbeiten, war es wichtig,<br />

diese im Hinblick auf ihre Errungenschaften zu analysieren und über mögliche<br />

Formen einer Aktualisierung nachzudenken. Gemeinsam mit Carlos Toledo und Eva<br />

Dertschei vom Wiener Gestaltungsbüro Toledo i Dertschei 359 entwickelten wir die<br />

Idee eines erweiterbaren Archivsystems: Alle Tafeln <strong>der</strong> Ausstellung wurden auf<br />

358 Vgl. Gedenkstätte Karajangasse, erinnern.at, http://www.erinnern.at/bundeslaen<strong>der</strong>/oesterreich/gedaechtnisortegedenkstaetten/katalog/gedenkstaette_karajangasse<br />

(20.01.2012).<br />

359 http://tid.nextroom.at/ (20.01.2012).<br />

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