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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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„Unter Gedenkstätten im engeren Sinne sollen hier diejenigen Orte verstanden werden, die nicht nur<br />

unmittelbar an das historische Geschehen an diesen Orten erinnern, son<strong>der</strong>n auch durch ein Museum, ein<br />

Archiv o<strong>der</strong> die Betreuung von Gruppen den BesucherInnen pädagogisch vertiefende Angebote bieten<br />

o<strong>der</strong> ermöglichen.“ 278<br />

Musealisierung und Pädagogisierung <strong>der</strong> Erinnerungsorte gehen also heute mit dem<br />

Begriff <strong>der</strong> Gedenkstätte einher. 279<br />

Mittlerweile gibt es vor dem Hintergrund einer Konjunktur von Erinnerungskulturen<br />

eine erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit und ebenjene teilweise unerfüllbaren Erwartungen,<br />

die Yariv Lapid im eingangs zitierten Interview zurückweist. Zu diesen gehören<br />

auch zunehmend zweckgerichtete Aufgaben, wie etwa eine Erziehung zu Toleranz<br />

o<strong>der</strong> die „Respektierung <strong>der</strong> Menschenwürde in <strong>der</strong> Gegenwart und Zukunft“ 280 . Aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Schule wie<strong>der</strong>um wird Gedenkstättenbesuchen im Geschichtsunterricht die<br />

Möglichkeit eines „entdeckenden <strong>Lernen</strong>s“ zugeschrieben; als außerschulische Lernorte<br />

281 versprechen sie Schlagworte wie „Veranschaulichen und Vergegenwärtigen“<br />

282 .<br />

Und genau jene Arbeit an einer Aktualisierung in <strong>der</strong> Gegenwart ist zugleich<br />

notwendig und umstritten. Auf dem Spiel steht dabei unter an<strong>der</strong>em die Frage, welche<br />

Gegenwartsbezüge sinnvoll, wichtig und zulässig erscheinen, mit welchen Mitteln<br />

diese hergestellt werden sollen und können und was demgegenüber von Gedenkstätten<br />

eben nicht geleistet werden kann. Einige diesbezügliche Positionen werden im<br />

Folgenden vorgestellt und im Anschluss vor dem Hintergrund des Konzepts <strong>der</strong> agonistischen<br />

<strong>Kontaktzonen</strong> reflektiert und weiter gedacht.<br />

Negative Erinnerung und reflexive <strong>Geschichtsvermittlung</strong><br />

Während in <strong>der</strong> öffentlichen Debatte also die Lösungen aller möglichen Probleme von<br />

den Orten <strong>der</strong> Verbrechen erwartet werden, hat sich im professionalisierten Gedenk-<br />

278 Uwe Neirich, Erinnern heißt wachsam bleiben. Pädagogische Arbeit in und mit NS-Gedenkstätten, Mühlheim<br />

an <strong>der</strong> Ruhr 2000, S. 22.<br />

279 „Hier wird nicht nur an Emotionen appelliert, son<strong>der</strong>n erläutert, erzählt, kontextualisiert und ein Raum für<br />

politische Diskussion eröffnet.“ Jan Philipp Reemtsma, Wozu Gedenkstätten, in: Aus Politik und Zeitgeschichte,<br />

25–26/2010, S. 3–9, hier S. 6.<br />

280 Wolf Kaiser, Gedenkstätten als Lernorte – Ziele und Probleme (Vortrag auf <strong>der</strong> Tagung „Pädagogik in Gedenkstätten“<br />

12.–15.10.2000 im Haus <strong>der</strong> Wannsee-Konferenz, Berlin),<br />

http://www.ghwk.de/deut/tagung/kaiser.htm.<br />

281 Vgl. http://www.lernort-gedenkstaette.de/.<br />

282 Vgl. Hans-Jürgen Pandel, Gerhard Schnei<strong>der</strong>, Veranschaulichen und Vergegenwärtigen. Zu zwei zentralen<br />

Kategorien <strong>der</strong> geschichtsdidaktischen Mediendiskussion, in: dies., Medien im Geschichtsunterricht, Düsseldorf<br />

1985, S. 3–10.<br />

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