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Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung Transnationales Lernen

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verschiedenen Stellen die Bedeutung des Kompetenzmodells für die historischpolitische<br />

Bildung an Gedenkstätten. Bei seiner Version steht die „narrative<br />

Kompetenz“ im Mittelpunkt. Sie wird gespeist durch: „Deutungs-, Analyse-,<br />

Methoden-, Urteils- und Orientierungskompetenz“ 162 . Eine Voraussetzung für den<br />

gelungenen Erwerb dieser Kompetenzen im historischen <strong>Lernen</strong> ist Ergebnisoffenheit.<br />

163 Meik Zülsdorf-Kersting macht allerdings darauf aufmerksam, dass dieser<br />

Offenheit für einen unerwarteten Ausgang die „normative Vorbestimmtheit des<br />

Themenkomplexes Nationalsozialismus/Holocaust“ 164 oft diametral entgegenstehe.<br />

Um im Sinne eines historischen <strong>Lernen</strong>s über die Produktion „sozial erwünschten<br />

Sprechens“ hinaus zu kommen, schlägt er einen reflexiven Zugang vor, bei dem<br />

„geschichtskulturelle Sedimente verflüssigt und individuelle Voreinstellungen<br />

reflektierbar gemacht werden.“ So sollen „uneindeutige Zusammenhänge“ erkannt<br />

werden, die „kontroverse Urteile“ erlauben. 165<br />

Die Verlagerung des Schwerpunkts <strong>der</strong> Geschichtsdidaktik seit den 1970er<br />

Jahren weg von <strong>der</strong> „Stofforientierung“ und <strong>der</strong> Vermittlung abprüfbaren Fakten- und<br />

Datenwissens hin zu fachspezifischer Methodenkompetenz wird auch als „realistische<br />

Wende“ 166 bezeichnet. Dabei ist ein solcher methodenorientierter Zugang eigentlich<br />

keine ganz neue Entwicklung: „Historisches <strong>Lernen</strong>, das gleichermaßen schülergerecht<br />

und wissenschaftskonform organisiert werden soll, ist ohne Methodenkompetenz<br />

nicht möglich“ 167 , schreibt Hartmut Voit und zitiert mit den Worten „Der<br />

Schüler muß Methode haben“ 168 ein Standardwerk aus dem Jahr 1917.<br />

Warum erleben nun Kompetenzmodelle in jüngeren Konzepten und Publikationen<br />

wie<strong>der</strong> eine Konjunktur? 169 Dies mag unter an<strong>der</strong>em mit <strong>der</strong> Tatsache verbun-<br />

162 Matthias Heyl, Historisch-politische Bildung zur Geschichte des Nationalsozialismus und seiner Verbrechen im<br />

21. Jahrhun<strong>der</strong>t, in: Hilmar (Hg.), Ort, Subjekt, Verbrechen, S. 23–53, hier S. 30.<br />

163 Vgl. Meik Zülsdorf-Kersting, Die Ambivalenz <strong>der</strong> sozialen Erwünschtheit – o<strong>der</strong>: Historisches <strong>Lernen</strong> am<br />

Thema „Holocaust“, http://lernen-aus-<strong>der</strong>-geschichte.de/print/<strong>Lernen</strong>-und-Lehren/content/9440 (20.01.2012):<br />

„Schülerinnen und Schüler sollen im Geschichtsunterricht die Analyse von Quellen und Darstellungen sowie<br />

die Bildung von Sach- und Werturteilen lernen. Eine Voraussetzung des Gelingens ist, dass SchülerInnen und<br />

Schüler ergebnisoffen arbeiten, diskutieren und sich selbst einbringen können.“<br />

164 Vgl. ebda.<br />

165 Ebda.<br />

166 Sauer, Geschichte unterrichten, S. 5.<br />

167 Hartmut Voit, „Zeitgeschichte als Aufgabe“. Überlegungen in geschichtsdidaktischer Absicht, in: Marko<br />

Demantowsky, Bernd Schönemann (Hg.), Zeitgeschichte und Geschichtsdidaktik: Schnittmengen,<br />

Problemhorizonte, Lernpotenziale, Bochum 2004, S. 21.<br />

168 Hugo Gaudig: Die Methode, in: <strong>der</strong>s., Die Schule im Dienste <strong>der</strong> werdenden Persönlichkeit. Band 1, Leipzig<br />

1917, S. 90; zit. nach Voit, „Zeitgeschichte als Aufgabe“, S. 21.<br />

169 Vgl. z.B. Werner Heil, Kompetenzorientierter Geschichtsunterricht, Stuttgart 2010. Dennoch hat Kompetenzorientierung<br />

bis heute noch längst nicht in alle Praxen des Geschichtsunterrichts Einzug gehalten. Er gilt daher<br />

auch immer noch als emanzipatorisch: „Methodenorientierter Geschichtsunterricht bedeutet, dass die Schüler<br />

von <strong>der</strong> Grundschule an die Chance erhalten, in Abkehr von einem autorisierten und scheinbar objektiven<br />

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