05.11.2013 Aufrufe

BRAUNBUCH - Volksbetrug.net

BRAUNBUCH - Volksbetrug.net

BRAUNBUCH - Volksbetrug.net

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

156<br />

Kalfaktor geschlagen worden ist. Die damals abgelegten Geständnisse des Angeklagten<br />

konnten daher dem Urteil nicht zugrunde gelegt werden.“<br />

Ottersbach aber beantragte in der Hauptverhandlung des Sondergerichts am 9. Juli 1942<br />

trotzdem die Todesstrafe. Er wollte auf jeden Fall die Ermordung des unschuldigen<br />

Menschen. Als selbst das faschistische Sondergericht auf Freispruch erkennen mußte, stellte<br />

Ottersbach den Antrag, Vinzent Furmann der Gestapo auszuliefern. Da dieser Willkürakt<br />

Ottersbachs zu offensichtlich war, sah sich sogar das Sondergericht Kattowitz, das sonst<br />

skrupellos Todesurteile fällte, gezwungen, auch diesen Antrag abzulehnen.<br />

Bar jeden menschlichen Gefühls<br />

„Hiermit wende ich mich, ein dreizehnjähriges Kind, mit flehender Bitte um Freilassung<br />

meiner einzigen lieben Mutter. Wir sind 7 ganz kleine Kinder, mein kleines Brüderchen ist<br />

erst drei Monate alt, ich bin ratlos, denn ich habe kein Geld und bin zu klein, die sechs<br />

Geschwister allein zu betreuen … Ich bin schon selbst krank. Wir sind Waisen ohne Vater<br />

und Mutter, denn Vater ist schon seit langen Monaten von uns weg, wir wissen nichts von<br />

ihm.“<br />

Diese Worte schrieb die Tochter von Helene Michon, geboren am 22. Juni 1907, und von<br />

Roman Michon am 16. Juni 1942 in einem Gnadengesuch nieder, das der Staatsanwaltschaft,<br />

also Ottersbach, zugeleitet wurde. Beide Elternteile waren inhaftiert; die Mutter - bis dahin<br />

unbestraft -, weil sie gestohlenes Geflügel gekauft hatte, um ihre Familie durchzubringen.<br />

Die polnische Bevölkerung erhielt jahrelang nur ein Drittel der Hungerrationen der deutschen<br />

Bevölkerung von 1945. Über den Vater geht aus der Akte weiteres nicht hervor.<br />

Ottersbach beantragte in der Hauptverhandlung am 29. Mai 1942 gegen Helene Michon zehn<br />

Jahre verschärftes Straflager, dem kaum ein Mensch lebend entkam. Ausgesprochen wurde<br />

vom Sondergericht eine Strafe von vier Jahren verschärftes Straflager. Auch dieses Opfer<br />

Ottersbachs wurde am 16. Dezember 1942 in das KZ Auschwitz gebracht. Unter dem<br />

3. Mai 1943 teilte die Gestapo dem Oberstaatsanwalt des Sondergerichts Kattowitz<br />

(Kattowice) mit, daß Frau Michon im KZ Auschwitz, „verstorben“ ist.<br />

Ottersbach hatte es in der Hand, die Mutter der sieben Kinder zu retten. Aber er beschwor die<br />

furchtbare Tragödie für diese polnische Familie herauf.<br />

Darüber hinaus beantragte Ottersbach nach bisherigen Ermittlungen noch folgende<br />

Todesurteile:<br />

am 19. Mai 1942 gegen Eduard Rodak, geboren am 22. Mai 1916, weil er an der<br />

Schwarzschlachtung einer Kuh teilgenommen hatte;<br />

am 23. Juli 1942 gegen Bronslawa Ciecielska, geboren am 5. August 1896, und gegen Ottilie<br />

Wojcikiewicz, geboren am 8. Februar 1907, weil sie als Bäckereiinhaber an die notleidende<br />

Bevölkerung Brot verkauft und die Verkäufe durch gefälschte Brotmarken zu decken versucht<br />

hatten.<br />

Die beiden zuletzt Genannten wurden am 14. August 1942 hingerichtet. (Siehe Tafel 23)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!