Gutachtliches Landschaftsprogramm Mecklenburg-Vorpommern
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- <strong>Landschaftsprogramm</strong> <strong>Mecklenburg</strong>- <strong>Vorpommern</strong>-<br />
II.GRUNDLAGEN<br />
2 DIE NATURGÜTER<br />
Verkehrsarme Räume werden aus Kollektiven von unzerschnittenen Freiräumen gebildet, die durch<br />
Verkehrstrassen mit qualifizierten Verkehrsfrequenzen begrenzt werden. Als entsprechend qualifizierte<br />
Verkehrseinrichtungen gelten Straßen mit Verkehrsfrequenzen > DTV 1 1.500 und Hauptbahntrassen<br />
mit dichter Zugfolge. Verkehrsarme Räume werden nach Größenklassen qualifiziert. Große bis<br />
sehr große verkehrsarme Räume bilden somit verkehrsberuhigte Freiraumkollektive, in denen z. B.<br />
das Kollisionsrisiko für Mensch und Tier sowie die Belastungen durch verkehrsbedingte Immissionen<br />
(Abgase, Lärm, Licht) gegenüber der Durchschnittslandschaft deutlich herabgesetzt sind. Die Flächenkulisse<br />
der verkehrsarmen Räume unterliegt Veränderungen durch Zu- oder Abnehmen der Verkehrsfrequenz<br />
auf qualifizierten Straßen. Die verkehrsarmen Räume des Landes mit einer Flächenausdehnung<br />
> 96 km² sind ebenfalls in Karte 7a dargestellt. Der gewählte Darstellungsgrenzwert von<br />
> 96 km² erlaubt Vergleiche mit der bundesweiten Erhebung "Unzerschnittener verkehrsarmer Räume<br />
in Deutschland" 2 . Zur fachlichen Begründung des Grenzwertes siehe dort.<br />
Naturschutzfachliche Bedeutung<br />
Unbebaute Bereiche sind als Lebensgrundlage und Prozessfeld für Pflanzen, Tiere und Menschen von<br />
fundamentaler Bedeutung. Dem steht die ständige Zunahme bebauter und stärker zerschnittener Flächen<br />
gegenüber. Flächeninanspruchnahme und Freiraumzerschneidung sind bislang eng gekoppelte<br />
Begleiterscheinungen des Wirtschafts- und Wohlstandswachstums. Im Zusammenwirken mit einer<br />
hohen Bevölkerungsdichte hat dies dazu geführt, dass Mitteleuropa eine der am dichtesten bebauten<br />
und zerschnittenen Regionen der Erde ist. Raum und Fläche sind nicht vermehrbar, daher ist ein nachhaltiger<br />
Umgang mit der Freiraumressource angezeigt. Neben der Belastung der Landschaft durch den<br />
Einsatz von Pflanzen- und Düngemitteln ist die Veränderung der Freiraumstruktur ein wesentlicher<br />
Belastungspfad. Parallel zur Verringerung der Flächengrößen unzerschnittener Freiräume tritt eine<br />
Verminderung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes ein.<br />
Die Bedeutung unzerschnittener Freiräume erschließt sich aus drei grundlegenden Funktionen:<br />
• Flächenkulisse für die Qualitätssicherung medialer Ressourcen (Tier- und Pflanzenwelt, Boden,<br />
Wasser, Klima, Landschaftsbild),<br />
• Flächenkulisse für die Sicherung spezifischer flächenbezogener Schutz- und Nutzungsinteressen<br />
sowie<br />
• Flächenkulisse für die Sicherung flächenübergreifender Schutz- und Nutzungsinteressen, wie<br />
z. B. der Erholungsfunktion.<br />
Die Ergebnisse einer Gesamtanalyse schutzgut- und nutzungsbezogener Freiraumfunktionen werden<br />
in den Tabellen 37 und 38 dargestellt. Maßgebliche Merkmale der Funktionen werden darin in Stichworten<br />
erläutert.<br />
Unzerschnittene Freiräume erfüllen ökologische und sensorische Grundfunktionen in Natur und Landschaft.<br />
Die Qualitäten unzerschnittener Freiräume werden durch ihre Größe, Konfiguration, Nachbarschaftsverhältnisse<br />
und spezifische Ausstattung mit Umweltangeboten (Biotoptypen, Bodenverhältnisse)<br />
erheblich beeinflusst. Große unzerschnittene Freiräume korrespondieren i. d. R. mit hohen<br />
Umweltkapazitäten. Sie weisen durchschnittlich eine größere innere Strukturiertheit auf.<br />
Im Folgenden werden ausgewählte Freiraumfunktionen ausführlicher beschrieben.<br />
Arten und Lebensräume<br />
Unzerschnittene Freiräume haben bedeutende Auswirkungen auf die Lebensraumfunktion von Landschaften.<br />
So hängen der Fortbestand und die Ausbreitung zahlreicher anspruchsvoller und störungsempfindlicher<br />
Tierarten von der Erhaltung großer störungsarmer Landschaftsräume ab. Die Störanfälligkeit<br />
von Tierarten steigt im Allgemeinen mit der Spezialisierung der Art und der Höhe ihrer Stellung<br />
in der Nahrungspyramide. Als besonders sensibel gelten die meisten Großvogelarten sowie die<br />
1 DTV = Durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke aller Kfz im Jahresdurchschnitt (Kfz/d)<br />
2 GAWLAK, Ch. (2001): Unzerschnittene verkehrsarme Räume in Deutschland 1999. Natur und Landschaft 76.<br />
94 08.03