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Gutachtliches Landschaftsprogramm Mecklenburg-Vorpommern

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- <strong>Landschaftsprogramm</strong> <strong>Mecklenburg</strong>- <strong>Vorpommern</strong>-<br />

II.GRUNDLAGEN<br />

2 DIE NATURGÜTER<br />

1) Naturnahe ungestörte Ausgleichs- und Anlandungsküsten mit Strandsystemen, Dünen und Strandseen<br />

2) Abbruchküsten mit ungestörter Küstendynamik, die durch vorgelagerte Block- und Steingründe,<br />

Kliffs und Kliffranddünen gekennzeichnet sind<br />

3) Küsten der Bodden und Haffs mit ungestörter Überflutungsdynamik und Ausprägung von Küstenüberflutungsmooren<br />

und Salzwiesen<br />

4) Küstennahe Regenmoore<br />

5) Kalkreiche Buchwälder auf der Halbinsel Jasmund<br />

Landschaftszone 2: Vorpommersches Flachland<br />

Das Vorpommersche Flachland ist nach der holozän stark überformten Küstenlandschaft die erdgeschichtlich<br />

jüngste und eine auf den ersten Blick recht einförmige Landschaft. Die Einförmigkeit der<br />

großräumig bestimmenden Grundmoräne wird jedoch durch das Auftreten dreier geomorphologischer<br />

Erscheinungen mehrfach unterbrochen:<br />

• die Flusstalmoore,<br />

• die Ablagerungen spätpleistozäner Eisrandlagen und -vorstöße,<br />

• die durch Staunässe charakterisierten Bereiche der Grundmoräne.<br />

Eine besondere Stellung hat die Vorpommersche Heide- und Moorlandschaft im Osten der Landschaftszone.<br />

In der Grundmoränenlandschaft beschränken sich fast alle verbliebenen Vorkommen von Pflanzenund<br />

Tierarten mit Empfindlichkeit gegenüber intensiver Landnutzung auf die Bereiche mit besonderen<br />

geomorphologischen Bildungen, zu denen eine Anzahl zumeist kleinerer Oser zählt, die heute<br />

durch ihr Relief und durch die Pflanzen- und Tierwelt ärmerer Standorte auffallen. Allerdings hat<br />

auch die weiträumige Agrarlandschaft eine besondere Funktion: Seit Jahrhunderten nutzen Scharen<br />

rastender Vögel von Arten das Gebiet, die auf dem Zug übersichtliches und möglichst nahrungsreiches<br />

Offenland, zum Teil in Verbindung mit Gewässern, bevorzugen (Gänse, Kraniche, Regenpfeifer,<br />

Brachvögel, mehrere nordische Kleinvogelarten). Diese Landschaftsfunktion rückte mit der Intensivierung<br />

der Landwirtschaft weiter in den Vordergrund, verstärkt seit sechs bis acht Jahrzehnten, die<br />

Rast-Zahlen mehrerer Vogelarten (z.B. Schwäne) erhöhten sich. Heute erwächst daraus eine besondere<br />

Verantwortung für das Land.<br />

In Bereichen mit stärkerem Stau- bzw. Grundwassereinfluss sind noch Waldkomplexe naturnaher<br />

Ausprägung mit größeren Anteilen des baltischen Buchwaldes zu finden. In Verbindung mit eingelagerten<br />

Feuchtwaldbereichen und angrenzenden Extensivgrünländern stehen hier u.a. die Vorkommen<br />

des Schreiadlers für eine hohe Lebensraumqualität.<br />

Die Fließgewässer der Grundmoräne sind, wenn nicht durch Ausbaumaßnahmen zu stark beeinträchtigt,<br />

von erheblicher Bedeutung für das Vorkommen rheophiler Arten, insbesondere als Reproduktionsgebiet<br />

für Neunaugen und einige Fischarten.<br />

Diese Einzigartigkeit der Vorpommerschen Flusstalmoore bedingt höchste Raumbedeutsamkeit –<br />

allein in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> und den nordwestlichsten Teilen Polens kommt diese Moor- und<br />

Landschaftsform vor und kann somit nur hier erhalten werden. Hinzu kommt die außerordentliche<br />

ökologische Funktion dieser weit die Landschaft durchziehenden Moore als natürlicher Verbund für<br />

zahlreiche Arten der Feuchtgebiete. Ebenfalls von großer Bedeutung ist die Funktion als Refugium für<br />

zahlreiche Arten, die in den entwässerten („kultivierten“) Mooren und der übrigen Landschaft längst<br />

ausgestorben sind, denn obwohl auch in den Flusstalmooren große Flächen entwässert wurden, ist der<br />

Anteil weitgehend erhaltener oder gar funktionsfähiger Moorbereiche relativ groß. Charakteristisch<br />

für die Flusstalmoore sind die Hauptvorkommen von zentraleuropäischen und borealen Niedermoorpflanzen.<br />

Diese sind auf die meist dauerfeuchten, offenen, basenreich-nährstoffarmen Bedingungen<br />

funktionsfähiger Durchströmungsmoore angewiesen. Ihre Bestandsentwicklung ist entsprechend:<br />

mehrere sind bereits ausgestorben, die anderen stehen kurz davor oder sind stark gefährdet.<br />

114 08.03

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