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Gutachtliches Landschaftsprogramm Mecklenburg-Vorpommern

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- <strong>Landschaftsprogramm</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>-<br />

II. GRUNDLAGEN<br />

2 DIE NATURGÜTER<br />

det große Teile dieser Frachten in den Gewässersystemen durch Sedimentation. Deshalb erfordert<br />

die Umkehrung von Eutrophierungsprozessen einen außerordentlich hohen Aufwand. Die Entfernung<br />

der Sedimente, neben der obligatorischen Sanierung der Zuflüsse oft für die dauerhafte Verbesserung<br />

des Seestatus erforderlich, greift selbst stark in den Nährstoffhaushalt der Landschaft<br />

ein und kann evtl. im Gewässer noch vorhandene empfindliche Arten gefährden. Ohne Entfernung<br />

der Sedimente muss auch bei gründlicher Sanierung des Einzugsgebietes mit sehr langwierigen<br />

Erholungsprozessen gerechnet werden, bis sich die oberen Sedimente soweit stabilisiert haben,<br />

dass keine wirksame Rücklösung festgelegter Nährstoffe mehr erfolgt. Die bisher bekannten Erfolge<br />

bei der Verbesserung der trophischen Situation größerer Seen (z.B. Müritz von eutroph in<br />

den 1980er zu mesotroph in den 1990er Jahren) werden trotz zahlreicher Maßnahmen in absehbarer<br />

Zeit selten bleiben, da sie stark von besonders günstigen Umständen abhängen. Selbst teilweise<br />

recht intensive Maßnahmen an kleineren Gewässern führen nicht in allen Fällen zum Erfolg<br />

bzw. müssen durch weitere ergänzt werden.<br />

2. Weitere Belastungen und Störungen von Gewässerfunktionen gehen zum einen von Gewässerschadstoffen<br />

aus, darunter auch solchen, bei denen Grenzwerte eingehalten werden (sauerstoffzehrende<br />

Substanzen; Pflanzenbehandlungsmittel mit Wirkung sowohl auf Pflanzen als auch auf<br />

Tiere, Antifoulings, Mineralöle, Schwermetalle einschließlich schwermetallhaltiger organische<br />

Stoffe), außerdem die Abgabe von Wärme an Gewässer.<br />

3. Kleingewässer und Sölle sind von direkter Vernichtung durch Verfüllung und Entwässerung<br />

bedroht.<br />

Darüber hinaus sind punktuell direkte Störungen von besonderer Bedeutung, problematisch sind in<br />

dieser Hinsicht vor allem in bestimmten Jahreszeiten der Sportbootverkehr und das Angeln vom Boot<br />

und von Land.<br />

Lebensraumtypen der Agrarlandschaft<br />

In weiten Teilen wird die Landschaft durch die landwirtschaftliche Nutzung geprägt. An der gesamten<br />

landwirtschaftlich genutzten Fläche hat Ackerland einen Anteil von 79 % und Dauergrünland von<br />

knapp 21 % (vgl. Kap. II-1.4).<br />

Für die Betrachtung der nutzungsbedingten Lebensräume ist die Landnutzungsgeschichte maßgeblich.<br />

Im Zuge der nacheiszeitlichen Besiedlung durch den Menschen wanderten zahlreiche Pflanzen- und<br />

Tierarten hier ein oder breiteten sich aus, die das Gebiet nur durch die künstliche Waldfreiheit oder<br />

infolge der Bodenbearbeitung besiedeln konnten. Die über Jahrhunderte währende extensive Landnutzung<br />

hat halbnatürliche Lebensgemeinschaften mit charakteristischer Artenausstattung hervorgebracht,<br />

die Bestandteil unserer heimischen Pflanzen- und Tierwelt geworden sind (vgl. Kap. II-1.3 und<br />

II-1.4). Mit der zunehmend intensiveren Form der Landbewirtschaftung sind in der Folge Pflanzenund<br />

Tierarten der ehemals verbreiteten halbnatürlichen Lebensräume stark zurückgegangen und beschränken<br />

sich heute überwiegend auf Sonderstandorte. Die von den intensiven Bewirtschaftungsformen<br />

ausgehenden Beeinträchtigungen des Naturhaushalts durch Stoffausträge sind stark von den<br />

standörtlichen Bedingungen abhängig. Insbesondere auf Grenzertragsböden, auf erosionsgefährdeten<br />

Flächen sowie in unmittelbarer Nachbarschaft zu Gewässern kann die Belastungssituation durch Nutzungsextensivierung<br />

erheblich verbessert werden.<br />

Neben der Nutzungsform bzw. –intensität sind zur Charakterisierung der Lebensräume der Agrarlandschaft<br />

(vgl. Tab. 27) Nutzungswechsel und Strukturelemente wie Feldhecken- und -gehölze, Lesesteinwälle<br />

und –haufen, Sölle und Kleingewässer (vgl. unter Lebensraumtypen der Standgewässer)<br />

sowie kleinflächige Moore und Sümpfe (vgl. unter Lebensraumtypen der Moore) von Bedeutung.<br />

Ackerflächen. Ackerflächen sind durch regelmäßige Fruchtwechsel charakterisiert. Im Land dominiert<br />

unter den Bedingungen der Europäischen Agrarpolitik der Getreideanbau mit 54 % vor den Ölfrüchten<br />

mit 21 % der Anbaufläche im Jahr 1999. Unter den Marktfruchtarten waren 1999<br />

Winterweizen mit 25 %, Winterraps mit fast 18 % (Raps insgesamt einschl. Energieraps 22,5 %),<br />

Wintergerste mit 12 % und Roggen mit 9 % der Ackerfläche die bedeutendsten. Von Bedeutung für<br />

Naturschutz und Landschaftspflege sind die sowohl markt- als auch subventionsgesteuerten Entwicklungen<br />

der Anbaustruktur im letzten Jahrzehnt: leichte Zunahme des Getreideanbaus bei stärkerer<br />

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08.03

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