Gutachtliches Landschaftsprogramm Mecklenburg-Vorpommern
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- <strong>Landschaftsprogramm</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>-<br />
II. GRUNDLAGEN<br />
2 DIE NATURGÜTER<br />
moore, Regenmoore und Kesselmoore 1 . Zwischen den einzelnen Typen gibt es Übergänge; einige<br />
können kombiniert vorkommen.<br />
Küstenüberflutungsmoore. Die Küstenüberflutungsmoore der Ostsee entstanden und entstehen auf<br />
mineralischen Böden (oft Geschiebemergel- oder Seesandplatten, auch flachen Strandwällen) oder<br />
auch auf älteren, teilweise übersandeten Torfen, die nur geringfügig über dem Mittelwasserstand liegen<br />
und auf denen nach den häufigen Überflutungen Brackwasser zurückbleibt. Unter solchen Bedingungen<br />
können sich Brackwasserröhrichte entwickeln, die bei geringer mechanischer Belastung durch<br />
Seegang und Eisschur über den eigenen Bestandsabfall sowie festgehaltenes Material (Angespül aus<br />
Wasserpflanzen, Schlick, Sand) Torfe bilden können. Später oder schon bei ihrer Bildung wurden<br />
viele dieser Brackwasserröhrichte beweidet, überwiegend mit Rindern. Verbiss und Tritt der Tiere<br />
verdrängen die Röhrichtpflanzen weitgehend, doch es wird organisches Material in den weichen Boden<br />
gedrückt und verdichtet, so dass die Torfbildung begünstigt wird.<br />
Küstenüberflutungsmoore sind natürliche oder halbnatürliche Habitate zahlreicher Pflanzen und Tierarten,<br />
die den besonderen Bedingungen von Überflutung, Brackwassereinfluss, mechanischer Belastung<br />
und, soweit es sich um Salzweidearten handelt, Verbiss und Tritt angepasst sind. Viele von ihnen<br />
kommen nur auf Küstenüberflutungsmoor bzw. Salzgrünland vor. Der Umfang des Salzgrünlands<br />
beträgt potenziell rund 31.000 ha, davon sind nur noch rund 6.400 ha nicht eingedeicht 2 .<br />
Neben den Röhrichten, je nach Standort dominiert vom Schilf oder Gemeiner Strandsimse, sind kurzgrasige,<br />
beweidete Standorte mit Rasen aus Straußgras und Salzbinse für diesen Moortyp charakteristisch,<br />
außerdem Rotschwingel in den höher gelegenen Bereichen (Salzgrünland, vgl. Karte 5 b). Auf<br />
weniger stark beweideten, doch schilfarmen Standorten, können Hochstaudenfluren mit Strand-Aster<br />
ausgebildet sein. In der Wismar-Bucht werden solche Staudenfluren von Strandflieder, Strandsegge<br />
und Strandbeifuß dominiert. Auf Salzgrünland sind durch das Wirken der Überflutungen und des<br />
Weideviehs, beeinflusst durch das Mikrorelief und die Ausdehnung des Überflutungsmoores einzigartige<br />
hydrologische Systeme entstanden, die an die Prielsysteme des Wattenmeeres erinnern.<br />
Beispiele von Arten, die bei uns vorwiegend oder ausschließlich auf Küstenüberflutungsmooren vorkommen<br />
Gruppe<br />
Beispiele von Arten<br />
Pflanzen der Brackwasserröhrichte<br />
Pflanzen des Salzgrünlandes<br />
Salzgrünlandpflanzen<br />
im Beltsee-<br />
Bereich<br />
Schmetterlinge<br />
Wanzen<br />
Laufkäfer<br />
Lurche<br />
Vögel<br />
Strandsimse, Salz-Teichsimse, Strand-Aster, Großblütiges Sumpfvergißmeinicht, Salzbunge,<br />
Großer Wasserfenchel<br />
Salz-Straußgras, Salzbinse, Erdbeer-Klee, Strandwegerich, Strand-Grasnelke, Strand-<br />
Tausendgüldenkraut, Gelbe Spargelerbse<br />
Gewöhnlicher Strandflieder, Strandsegge, Andel, Strandbeifuß, Echtes Löffelkraut,<br />
Englisches Löffelkraut, Salz-Hasenohr, Gekrümmter Dünnschwanz, Krähenfuß-<br />
Wegerich<br />
Brackwasser-Schilfröhricht-Halmeule<br />
Halosalda lateralis<br />
Salz-Rotstirnläufer, Salz-Glanzflachläufer<br />
Kreuzkröte<br />
Alpenstrandläufer, Kampfläufer, Rotschenkel; auch Austernfischer und Säbelschnäbler;<br />
in Brackwasserröhrichten z.B. Bartmeise<br />
Überflutungsmoore des Binnenlandes. Typische Überflutungsmoore des Binnenlandes sind Auenüberflutungsmoore.<br />
Bei diesen erfolgt die Wasserversorgung durch mineral- und schwebstoffreiches<br />
Süßwasser der Flüsse. Der Moortyp ist im Elbetal und in den Flusstälern des Vorlandes der <strong>Mecklenburg</strong>ischen<br />
Endmoräne verbreitet und stellt dort etwa ein Drittel der Moore. Kleinflächig kommt Auenüberflutungsmoor<br />
auch an Bachtälern des Jungmoränenlandes vor. Der Anteil stark entwässerter<br />
Moore ist gerade im Altmoränengebiet wegen der weitgehenden Kanalisierung der Unterläufe der<br />
Elbzuflüsse und größerer Teile der Elbaue hoch. Charakteristisch ist auch bei diesen Überflutungsmooren<br />
Nährstoffreichtum und hoher Gehalt an Mineralstoffen im Torf.<br />
1 Diese Lebensraumtypen lehnen sich an die hydrologischen Moortypen bei SUCCOW (1988) an.<br />
2 GUIARD, K.-G. (1976) : Naturschutzgerechte Nutzung von Salzgrünland aus landwirtschaftlicher Sicht.<br />
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