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Gutachtliches Landschaftsprogramm Mecklenburg-Vorpommern

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- <strong>Landschaftsprogramm</strong> <strong>Mecklenburg</strong>- <strong>Vorpommern</strong>-<br />

II.GRUNDLAGEN<br />

2 DIE NATURGÜTER<br />

Der Anteil an Brachflächen hat sich deutlich erhöht und positive Wirkungen für den Naturhaushalt und die Artenvielfalt<br />

verursacht. Flächenstillegungen werden besonders in Gebieten mit grundwasserfernen Sandstandorten,<br />

stärkerer Hängigkeit und größerem Steinbesatz in Anspruch genommen (u.a. südwestliches <strong>Mecklenburg</strong>, Raum<br />

Neustrelitz, Raum Ueckermünde, Raum Wolgast).<br />

Sehr einschneidend haben sich die veränderten Marktbedingungen auf die Tierproduktion ausgewirkt und zu<br />

einem deutlichen Rückgang der Viehbestände geführt. <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> ist mit einem Viehbestand von<br />

39 Großvieheinheiten pro Hektar Landwirtschaftsfläche inzwischen das viehärmste Bundesland Deutschlands.<br />

Gleichzeitig ist aber ein Trend zur Leistungssteigerung in der Tierproduktion zu verzeichnen. Damit gibt es für<br />

das vorhandene Grünland im Land keine ausreichend Nachfrage mehr als Futtergrundlage. Mindestens 40.000 ha<br />

Grünland gelten als entbehrlich. 1<br />

In Zukunft wird die weitere Entwicklung stark von den Rahmenbedingungen der EU abhängen. Dabei wird sich<br />

der Trend zur Polarisierung der Landnutzung grundsätzlich fortsetzen: Auf ertragsschwächeren (zu nassen und zu<br />

trockenen) Standorten ist eine weitere Stillegung landwirtschaftlicher Nutzflächen zu erwarten. Hingegen ist auf<br />

den in Nutzung verbleibenden Flächen auch künftig von einer intensiven Nutzung auszugehen. Der Trend geht<br />

dahin, dass auf immer weniger Flächen und mit stetig sinkenden Tierbeständen immer mehr produziert wird.<br />

Verstärkt wird diese Entwicklung durch den zunehmenden Einsatz der Gentechnik.<br />

Die Ausweitung des ökologischen Landbaus, der eine vergleichsweise hohe Akzeptanz hat (vgl. Kap. II-1.4),<br />

wird von den Vermarktungschancen ökologischer Produkte abhängen. Aufgrund der geringen Potenziale in der<br />

Hofvermarktung ist ein Absatz über große Handelsketten zu erwarten. Eine deutliche Steigerung der ökologisch<br />

bewirtschafteten Flächen ist aber unter den derzeitigen Markt- und Förderbedingungen eher unwahrscheinlich.<br />

Die regionale Qualitätsproduktion mit Veredelung und Absatz vor Ort kann zum Aufbau kleinerer Betriebsbereiche<br />

führen.<br />

Problemschwerpunkte<br />

Arten und Lebensräume<br />

- Durch die intensive Landwirtschaft verschwanden Kleinstrukturen wie Feldgehölze, Hecken, Wegraine und<br />

Säume. Strukturarme, vollständig abgeerntete und sehr schnell wieder bestellte Ackerflächen mit der reduzierten<br />

Fruchtfolge Getreide und Raps bieten so gut wie keinen Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten<br />

(z.B. Ackerwildkräuter, Wirbellose).<br />

- Trotz eines Trends zur Flächenstillegung auf ertragsärmeren Standorten besteht weiterhin das Problem einer<br />

teilweise nicht standortgerechten Nutzung auf Moorböden. So werden z.B. 108.500 ha Moorflächen sehr<br />

stark entwässert und als Acker oder intensives Grünland genutzt.<br />

- Abnehmende Viehbestände bzw. die Zunahme bodenunabhängiger Viehhaltung führen dazu, dass eine<br />

standortangepasste Grünlandnutzung oftmals nicht aufrecht erhalten werden kann (für 80.000 ha fehlt das<br />

Vieh 2 ). Die großflächige Erhaltung von Grünland ohne eine sinnvolle landwirtschaftliche Nutzung mit Vieh<br />

ist jedoch unmöglich. Durch die betriebswirtschaftlich bedingte Aufgabe von extensiven Nutzungsformen<br />

auf Grenzertragsstandorten sind artenreiche Feuchtwiesen und Magergrünländergefährdet.<br />

Boden, Wasser, Klima/Luft<br />

− Durch intensiven Ackerbau mit einer Zunahme erosionsanfälliger Reihenkulturen unterliegen weite Bereiche<br />

der Ackerflächen einer verstärkten Erosion durch Wind und Wasser. Etwa 35 % der landwirtschaftlichen<br />

Nutzflächen sind stark durch Bodenerosion durch Wasser beeinträchtigt. 50 % der landwirtschaftlichen<br />

Nutzflächen unterliegen einer starken Gefährdung durch Winderosion 3 . Besonders betroffen sind großflächige<br />

Ackerflächen auf leichten Böden und Hanglagen. Die Erosion leistet einen erheblichen Beitrag zur Gewässereutrophierung.<br />

− Momentan ist mit 62 % der größte Teil der Moore stark entwässert. Die intensive Bewirtschaftung von entwässerten<br />

Niedermooren zieht eine irreversible Bodendegradation mit Sackungs- und Schrumpfungsprozessen<br />

sowie die Freisetzung von klimarelevanten Gasen und die Nährstoffeinträge in die Gewässer nach sich.<br />

Höchstwerte der Torfmineralisation sind auf Acker- und entwässerten Waldstandorten zu beobachten. In den<br />

letzten drei Jahrzehnten hat es einen Moorflächenverlust von mindestens 29.000 ha gegeben, wobei die<br />

räumlichen Schwerpunkte im Küstengebiet und in Südwestmecklenburg liegen. Der jährliche Abflussverlust<br />

von Wasser durch Entwässerung wird auf 150 Millionen m 3 Wasser geschätzt.<br />

− Mit der intensiven Bewirtschaftung sind Belastungen von Oberflächengewässern und Grundwasser durch<br />

Düngemittel sowie Rückstände von Pflanzenbehandlungsmitteln verbunden. Insgesamt sind sowohl ein<br />

Großteil der Seen als auch der inneren Küstengewässer stark von Eutrophierung betroffen. Die steigende<br />

1 LM M-V (2000): Agrarkonzept 2000. Perspektiven zur Nutzung von Niedermoorgrünland<br />

2 LM M-V (2000): Agrarkonzept 2000. Perspektiven zur Nutzung von Niedermoorgrünland.<br />

3 WEIß, W. (1996): <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>, Brücke zum Norden und Tor zum Osten. Gotha.<br />

08.03 99

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