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Gutachtliches Landschaftsprogramm Mecklenburg-Vorpommern

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- <strong>Landschaftsprogramm</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>-<br />

II. GRUNDLAGEN<br />

2 DIE NATURGÜTER<br />

Gefährdungsursachen<br />

1. Die intensiv ackerbaulich genutzten Flächen mit einer Reduzierung der Fruchtfolge auf Getreide,<br />

Mais und Raps und hohem Einsatz von Pflanzenbehandlungsmitteln bieten nur noch im geringen<br />

Umfang Lebensraum für wildwachsende Pflanzen und wildlebende Tiere. Die hochertragreichen<br />

Kulturen sind zeitweilig „biologische Wüsten“. Damit entfällt auch ihre Bedeutung als Nahrungsraum<br />

z.B. für Tierarten angrenzender Strukturen (Hecken). Die Funktion der fehlenden Feldfutterbauflächen<br />

und extensiv genutzten Ackerbauflächen können teilweise die obligatorischen<br />

„Stilllegungsflächen“ nach den Vorschriften der Europäischen Union übernehmen. Eine Beendigung<br />

der Stilllegung stellt die aktuell größte Gefährdung für die Ackerlandschafts-Lebensräume<br />

dar.<br />

2. Grünland verliert zunehmend als Futtergrundlage für die Viehhaltung an Bedeutung. Sowohl zurückgehende<br />

Rinderbestände als auch die grünlandunabhängige Haltung von Hochleistungskühen<br />

führt zu einem Rückgang des genutzten Grünlandes. Die großflächige Erhaltung von Grünland ist<br />

ohne eine Verwertung des Aufwuchses durch Vieh nicht möglich. Der Rückgang der Rinderbestände<br />

stellt daher die größte Gefährdung für das Grünland dar.<br />

3.<br />

Extensiv genutztes Grünland wie die Salzweiden sind durch Eindeichung stark zurückgegangen<br />

(nur noch 15,2 % des Überflutungsgrünlandes sind ungedeicht). 1 Weitere Grünlandlebensräume<br />

auf trockenen und feuchten Standorten verlieren auf Grund der fehlenden extensiven Nutzung die<br />

ursprüngliche Artenausstattung.<br />

4. Innerhalb der Rastplatzzentren der Zugvögel können beabsichtigte und unbeabsichtigte Störungen<br />

zur Zugzeit zu einer Einschränkung der Rastplatzfunktion führen. Außerdem führen die heutigen<br />

Erntetechniken zu einer Verminderung des Angebotes der bevorzugten Feldfrüchte.<br />

5. Die Strukturelemente der Agrarlandschaft sind in ihrer Lebensraumqualität durch zu dichtes Heranpflügen<br />

(Zerstörung des Krautsaums) sowie Eintrag von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln gefährdet.<br />

Ackerkleinhohlformen sind z.T. durch Entwässerungsmaßnahmen und durch<br />

Verfüllungen (einschl. Einschieben von Lesesteinen) und insbesondere in siedlungsnahen Bereichen<br />

durch Müllablagerungen beeinträchtigt.<br />

6. Alleen und Baumreihen sind zunehmend gefährdet durch die heutigen Anforderungen des Straßenverkehrs<br />

( Verkehrssicherungspflicht, Streusalzeinsatz, Unfälle u.s.w.).<br />

Lebensraumtypen der besiedelten und durch bauliche Anlagen geprägten Bereiche<br />

Auch der vom Menschen unmittelbar besiedelte und intensiv genutzte Bereich ist Lebensraum für<br />

Pflanzen und Tiere (vgl. Tab 29). Diese finden seltener das Interesse des Naturschutzes, denn es sind<br />

zumeist Arten, die als Kulturfolger des besonderen Schutzes oder der Förderung nicht bedürfen oder<br />

zumindest bisher nicht bedurften. Doch führten auch hier Änderungen in den Produktions- und Bauweisen<br />

zum Rückgang einiger Arten, die früher im Siedlungsbereich charakteristisch waren. Sie gehören<br />

wie Baudenkmale, alte Gärten und Parks, alte Arten, Sorten und Rassen von Kulturpflanzen und<br />

Nutztieren zum Kulturgut des Menschen.<br />

Zwei Ursachenkomplexe stehen dabei im Vordergrund. Zum einen führt die Sanierung der vorhandenen<br />

baulichen Substanz sowie die moderne Bauweise bei Neubauten zum Verlust zahlreicher Nischenlebensräume,<br />

die als Habitat für eine Reihe von Arten eine große Bedeutung haben. Das betrifft<br />

sowohl die dörflichen als auch die städtischen Siedlungsbereiche.<br />

Andererseits ist insbesondere in den dörflichen Siedlung ein starker Wandel in der Ortsgestaltung und<br />

Nutztierhaltung zu verzeichnen. Ruderalisierte Bereiche mit wichtiger Habitatfunktion für die dorftypische<br />

Flora und Fauna werden durch Anlage und Pflege von Grünflächen, versiegelten Wegen und<br />

Parkflächen zurückgedrängt. Nutzgärten und Höfe sind oft in ähnlicher Weise betroffen. Darüber<br />

hinaus gehen die Tierbestände in traditioneller Kleintierhaltung stark zurück, die in Form von Ställen,<br />

Gänsewiesen, Viehweiden etc. wichtige Nahrungs- bzw. Lebensgrundlagen für weitere Arten darstellen.<br />

1 HOLZ et al. (1996); HERRMANN & HOLZ (1997)<br />

08..03 73

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