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Gutachtliches Landschaftsprogramm Mecklenburg-Vorpommern

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- <strong>Landschaftsprogramm</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>-<br />

II. GRUNDLAGEN<br />

2 DIE NATURGÜTER<br />

in diese Tiefe das Gedeihen von Seegras, mehrerer Rot- und Braunalgenarten sowie weniger Grünalgen,<br />

bis fast 5 m Tiefe auch des Kamm-Laichkrautes möglich. Hartsubstrate, die das Vorkommen von<br />

Rotalgen in noch größeren Tiefen ermöglichen könnten, sind in den tiefsten Bereichen der inneren<br />

Küstengewässer kaum vorhanden. Unter den gegenwärtigen Bedingungen mit sommerlichen Trübungen<br />

durch planktische Algen ist nur ein Bruchteil dieser Fläche von Makrophyten besiedelt. Laichkräuter<br />

erreichen je nach Trübung 1,5 bis 2,5 m, Seegras unter günstigen Bedingungen bis zu 4 m<br />

Wassertiefe. Rotalgen können eingeschränkt noch in Wassertiefen von 4,5 (Greifswalder Bodden) bis<br />

etwa 6 m (äußere Wismar-Bucht) vorkommen. Dadurch ist auch das Vorkommen der Tierwelt des<br />

Phytals stark reduziert, welche aus zahlreichen an dieses Stockwerk über dem Gewässergrund speziell<br />

angepassten Arten besteht. Die Wasserpflanzenbestände haben außerdem eine erhebliche Bedeutung<br />

als Heftsubstrat für den Laich und als Lebensraum der Jungtiere etlicher Fischarten. Seegras, Laichkräuter,<br />

Brackwasserhahnenfuß, Teichfaden und Characeen kommen auf schlickigem bis sandigem<br />

Grund vor, die meisten Großalgen benötigen Hartsubstrate in Form von Steinen, Grobkies, Muschelschill<br />

oder anderen Wasserpflanzen. Mit dem Artenreichtum zweier Zönosen, dem Benthal und dem<br />

Phytal, bieten Makrophytengründe zahlreichen Wasservogelarten Nahrung (z.B. Höcker- und Singschwan,<br />

Tafel-, Reiher-, Berg- und Eisente, Gänse- und Zwergsäger).<br />

Makrophytenarme Sand- und Schlickgebiete kommen natürlicherweise in den inneren Küstengewässern<br />

in Wassertiefen größer als 5 m (Ästuare) bis 9 m (Wismar-Bucht, Greifswalder Bodden) vor –<br />

abhängig vom natürlichen Trophiegrad. Die heutige, erheblich größere Ausdehnung nahezu bis zur<br />

3-m-Tiefenlinie, in einigen Gewässern bis 1,2 m, ist anthropogen und auf die Gewässereutrophierung<br />

zurückzuführen. Auch in makrophytenarmen Gründen finden erhebliche Stoffumsätze statt. Eine<br />

Schlüsselfunktion haben jene eingegraben lebende Tierarten, die eine Umschichtung und Belüftung<br />

des Sediments bewirken, in deren Folge kleinere Arten und Mikroorganismen den Großteil der organischen<br />

Sedimentbestandteile oxydativ abbauen können. Die Muschelvorkommen der Sand- und<br />

Schlickgründe werden z.B. von rastenden und überwinternden Eis- und Samtenten genutzt.<br />

Ständig wasserbedeckte Sand- u. Kiesbänke kommen auch in den inneren Küstengewässern vor. Sie<br />

sind oft das Ergebnis von Materialablagerungen bei küstenausgleichenden Prozessen, wie besonders<br />

gut an den Sandbänken um das Mönchgut (Südost-Rügen: Thießower Haken, Sandbänke vor der Hagenschen<br />

Wiek und der Stresower Bucht) zu erkennen ist. Aufgrund ihrer etwas stärker exponierten<br />

Lage sind diese Sandbänke weniger schlickreich, weshalb sich die Zoozönosen von denen der ebenen,<br />

etwas tiefer gelegenen Sand- und Schlickgebiete unterscheiden. Jüngere Sandbänke der inneren Küstengewässer<br />

haben mitunter nur eine geringe Mächtigkeit und können deshalb von größeren, der Moränenplatte<br />

aufliegenden Blöcken, durchragt werden. Beruhigte Gewässer hinter Sandbänken sind als<br />

Ruhezonen für auf dem Zug rastende oder überwinternde Wasservögel bedeutsam (z.B. Höcker- und<br />

Singschwan, Bleß- und Graugans, Reiher- und Bergente). Die Muschelvorkommen solcher Sandbänke<br />

sind die Nahrungsgrundlage für Tauchenten (z.B. Bergente, Eisente).<br />

Ästuare sind nach GOSSELCK (2000) „Flussmündungen in die Ostsee oder in den Bodden, die sich<br />

durch einen Salzgehaltsgradienten gegenüber dem vorgelagerten Gewässer auszeichnen, der sich auch<br />

in der Besiedlung ausdrückt.“ Durch die salzreicheren Wassereinströme sind erhebliche Amplituden<br />

des Salzgehaltes möglich. Ästuare sind von erheblicher Bedeutung für wandernde Tierarten, insbesondere<br />

für Süßwasserfische, die ins Brackwasser vordringen, doch zum Laichen auf Süßwasser oder<br />

schwach brackiges Wasser angewiesen sind (z.B. Meerneunauge, Schnäpel). Die Ästuare der westlichen<br />

Ostsee sind herausragende Zug-, Rast- und Überwinterungsgebiete für Wasservögel.<br />

Riffe, also Block- und Steingründe, einschließlich der Miesmuschelbänke, kommen auch in den inneren<br />

Küstengewässern vor. Soweit es das Lichtklima erlaubt, sind sie mit Großalgen bewachsen und<br />

dann zugleich als Makrophytenbestände bedeutsam. Die relativ flach gelegenen Riffe werden von<br />

Wasservögeln bei der Nahrungssuche bevorzugt (z.B. Berg-, Eis- und Eiderente).<br />

Die sehr flachen Wasserbereiche bis rund 2 m Tiefe haben eine besondere Bedeutung als Lebensraum<br />

für Makrophyten und die Tierarten des Phytals und Benthals stellen sehr gut erreichbare Nahrungsgrundlagen<br />

insbesondere für Tauchenten dar.<br />

Die herausragende Bedeutung dieser marinen Biotope für den Naturschutz wird nicht nur aus der<br />

Aufnahme in die FFH-Lebensraum-Liste deutlich, sondern auch aus den Bestimmungen zum gesetzli-<br />

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