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Gutachtliches Landschaftsprogramm Mecklenburg-Vorpommern

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- <strong>Landschaftsprogramm</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>-<br />

II. GRUNDLAGEN<br />

2 DIE NATURGÜTER<br />

In den größeren Stromauen kommen häufiger Vermengungen mit anderen Moortypen vor, besonders<br />

mit Verlandungsmoor (Flutrinnen, Altwässer). Vom typischen Auenüberflutungsmoor abweichend<br />

sind die relativ großflächigen Überflutungsbereiche der Flusstalmoore relativ arm an unlöslichen<br />

Mineralstoffen, weil gerade in den durch Rückstau von der Ostsee häufiger überfluteten unteren Talmoorabschnitten<br />

Fließgeschwindigkeiten und deshalb Materialtransport gering sind.<br />

Flusstal- und Beckenmoore. Flusstalmoore haben sich insbesondere in den eiszeitlichen Schmelzwasserabflussbahnen<br />

des Vorpommerschen Flachlandes (ebene Grundmoräne) unter dem Einfluss des<br />

Rückstaus des Ostseespiegels seit der Litorinazeit entwickelt. Sie sind<br />

Verbreitungsschwerpunkte<br />

Flusstalmoore nach<br />

Landschaftszonen<br />

Dichte<br />

gering hoch<br />

komplexe Lebensräume, in denen verschiedene Moortypen vereint<br />

sind. Regelmäßig kommen Quellmoor (Hänge am Talrand, sofern<br />

Wasser zutage tritt), Durchströmungsmoor (Zone zwischen dem Talrand<br />

und dem Überflutungsmoor) sowie Überflutungsmoor (flussnahe,<br />

durch regelmäßige Überschwemmungen ernährte Moorbereiche) vor.<br />

Das Durchströmungsmoor bestimmt dabei am stärksten den Charakter<br />

funktionsfähiger Flusstalmoore und dieses entwickelt wiederum in den<br />

Flusstalmooren seine spezifische Ausprägung. Durchströmungsmoor<br />

kann auch unter anderen Bedingungen der Moorbildung auftreten, etwa in den sogenannten Beckenmooren,<br />

wenn eine vorherrschende Richtung des Grundwasserstromes die Moorbildung bestimmt, der<br />

Strom aber durch das aufwachsende Moor selbst oder auch durch besondere Geländeformen gehemmt<br />

ist (z.B. Friedländer Große Wiese).<br />

Das Durchströmungsmoor verdankt seine Entstehung dem Grundwasserstrom, der aus den Sanden<br />

zwischen den kalkhaltigen Geschiebemergelschichten tritt und zum geringfügig niedriger liegenden<br />

Fluss strebt. Im Land nehmen Durchströmungsmoore ca. 37 % der gesamten Moorfläche ein; der<br />

größte Teil davon liegt in Flusstalmooren. Der Moortyp hat seinen Verbreitungsschwerpunkt im Vorpommerschen<br />

Flachland, wo er mit 57 % vertreten ist und den Hauptbestandteil der Flusstalmoore<br />

bildet. Ein Teil dieser Moore reicht in das Küstengebiet hinein. Häufig sind Durchströmungsmoore<br />

auch im Rückland der Seenplatte, außer im Elbetal kommen sie auch in den übrigen Landesteilen vor.<br />

Die Vegetationsstruktur der Flusstalmoore ist außerordentlich vielgestaltig. An den Talhängen tritt<br />

Wasser zutage, Brunnenkresse, Stumpfblütige Binse, Trollblume oder Erlenbruchwald zeigen den<br />

Wasserüberschuss und relativ mineralreiches Wasser an. Das Durchströmungsmoor wird natürlicherweise<br />

durch Braunmoos-Seggenriede charakterisiert, doch gibt es bereits bei schwacher Entwässerung<br />

eine Tendenz zur Ansiedlung von Gehölzen; in ärmeren Bereichen entwickeln sich Birkenbruchgesellschaften<br />

(z.B. Faulbaum-Birkenbruch), bei mäßiger Nährstofffreisetzung dominieren Grauweidengebüsche<br />

mit eingestreuten Lorbeerweiden, dazwischen wachsen überwiegend Großseggenriede. Ist<br />

der Kalkgehalt ausreichend, verzögert sich die Bewaldung und Arten wie Rostrotes Kopfried, Sumpf-<br />

Tarant, Mehlprimel und Strauchbirke können dem Konkurrenzdruck widerstehen. Auch länger beständige<br />

Vorwaldstadien mit Kriechweide und schwachwüchsigen Moorbirken sind zu finden – außerdem<br />

ausgedehnte Seggenriede, in denen, abhängig von der Nährstoffversorgung, Sumpfblutauge<br />

oder Mädesüß auffallen. Bei geringer Entwässerung und Mahd können sich Pfeifengraswiesen, bei<br />

mäßiger Entwässerung und Düngung Kohldistel-Feuchtwiesen mit Schlangenknöterich, Trollblume,<br />

Bitterem Kreuzblümchen und Kleinem Baldrian entwickeln. Das Überflutungsmoor ist vor allem an<br />

einem zunehmenden Schilfanteil zu erkennen. In den oberen, nährstoffärmeren Bereichen sind die oft<br />

schütteren Röhrichte mit Seggen durchsetzt oder es kommen noch lichtbedürftige Arten wie Fieberklee<br />

vor. In Flussnähe wird das starke Schilf von Nährstoffzeigern wie Bittersüßer Nachtschatten oder<br />

Engelwurz begleitet.<br />

Flusstal- und Beckenmoore haben aus verschiedenen Gründen eine herausragende Bedeutung für den<br />

Naturschutz. Im Nordosten des Landes sind sie der flächenmäßig dominierende Moortyp. Im Grenztal<br />

und in <strong>Vorpommern</strong>, wo Einflüsse des Rückstaus der Ostsee weit binnenwärts reichen, ist ein relativ<br />

hoher Anteil dieser Moore noch in unterschiedlichem Grade funktionsfähig. In den weit nach <strong>Mecklenburg</strong><br />

hineinreichenden Gletscherzungenbecken sind die Flusstalmoore bis auf kleinste Reste stark<br />

gestört oder beseitigt. Die Größe und weite Erstreckung der Talmoore durch die Grundmoränengebie-<br />

52<br />

08.03

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